Von Kathrin Karban-Völkl
Leider gibt es eine Menge Seelengerümpel, welches nicht sein müsste. Fangen wir mit einem Möbelstück an, mittendrin in Ihrem Seelenhaus. Oder wo genau stecken Sie die Gesichter der Menschen hin, denen Sie tagtäglich begegnen? Genau, ab in die Schublade. Und da ist Platz für jede und jeden.
Jemand kommt zu spät zu einem vereinbarten Termin? Rumms, ab in die „Unpünktlichkeitsschublade“. Die Bäckereifachverkäuferin entlarvt beim Einpacken Ihrer Frühstücksbrötchen ein bisher ungesehenes Tattoo am Unterarm? Rumms, die „Aha-Soso-Nasowas“-Schublade lässt grüßen. Ihr Nachbar beschwert sich wegen der überhängenden Birkenzweige? Bitteschön, die Schublade der „Nörgler“ steht bereits offen. Ja, ich weiß, was Sie nun sagen werden: „Wie soll das gehen so ganz ohne Schubladen? Da weiß ich ja gar nicht wohin mit den vielen Menschen!“
Wie recht Sie doch haben. Und dennoch bitte ich Sie, hier mit dem Seelen-Entrümpeln anzufangen. Allerdings werden Sie dabei merken, dass sich diese Schubladenkommode gar nicht so leicht entrümpeln lässt. Da müssen Sie schon ganz schön anschieben und einen starken Willen zeigen.
Sie wissen warum, oder? Diese Schublade ist immerhin schon ziemlich alt und hat eine fast evolutionäre Geschichte. Als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, da war es nicht unbedingt sinnvoll, sich in Ruhe Gedanken zu machen, ob der Eindringling ganz nett aussieht oder nicht. Freund oder Feind war die Frage. Innerhalb von Sekunden wurde sie beantwortet und hat über Leben oder Tod entschieden. Heute, so ehrlich müssen wir sein, haben wir da ein bisschen mehr Zeit.
Was das heißt? Dass Sie Ihren Mitmenschen eine zweite Chance geben sollen. Lernen Sie die Menschen um Sie herum kennen und zwar richtig. Fragen Sie freundlich nach und zeigen Sie Interesse an dem Menschen, der sich hinter Nörgelei, Unpünktlichkeit oder oder oder verbirgt. Sie werden sehen, es lohnt sich. Und schon erübrigt sich die Frage nach den Schubladen, weil Sie merken: Jeder von uns hat unglaublich viele Seiten und immer wieder entdecken wir neue.
Was wir dafür tun müssen ist eines: zuhören, zuhören, zuhören. Und schon ist Platz in den Schubladen für etwas ganz Wertvolles: für schöne Begegnungen und ehrliche Gespräche von Mensch zu Mensch.
Im nächsten und letzen Teil folgt ein Blick in die „Beziehungskiste“.
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