22.04.2018 - 22:30 Uhr

Atomkonflikt mit Nordkorea: Kim verkündet Stopp von Raketentests

Im Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm sahen manche die Welt zuletzt am Rande eines Atomkriegs. Jetzt kündigt die kommunistische Führung einen Stopp der Atomversuche an. Nur Taktik oder die Wende?

Ein südkoreanischer Soldat geht an einem Bildschirm vorbei, der Bilder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un (links) und Moon Jae In, dem Präsident von Südkorea, zeigt. 	Bild: Ahn Young-Joon/dpa
Ein südkoreanischer Soldat geht an einem Bildschirm vorbei, der Bilder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un (links) und Moon Jae In, dem Präsident von Südkorea, zeigt. Bild: Ahn Young-Joon/dpa

Seoul/Pjöngjang. Kurz vor historischen Gipfeltreffen hat Nordkorea überraschend den vorläufigen Stopp seiner Atomversuche und Tests mit Interkontinentalraketen verkündet. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un brachte sich mit dem Beschluss für anstehende Spitzengespräche mit den Präsidenten Südkoreas und der USA, Moon Jae In und Donald Trump, in Position. Nach jahrelangen Drohgebärden und militärischen Machtdemonstrationen des isolierten Landes wurde der Vorstoß international begrüßt. Die Staatengemeinschaft fordert von Pjöngjang allerdings, gänzlich auf das Atomprogramm zu verzichten.

Kim: "Großer Sieg"

Kim begründete seinen Vorstoß nach Berichten staatlicher Medien vom Samstag unter anderem mit der Vollendung des Atomprogramms. Dieser "große Sieg" mache weitere Tests unnötig. Das Land könne sich jetzt auf den wirtschaftlichen Aufbau konzentrieren, sagte Kim demnach bei einem Treffen des Zentralkomitees der Arbeiterpartei am Vortag. Atomtests und Versuche mit Mittelstrecken- und ballistischen Langstreckenraketen seien jetzt nicht mehr nötig. In einem Beschluss des Zentralkomitees war später nur noch von einen Teststopp für Interkontinentalraketen die Rede.

UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einem positiven Schritt nach vorne, der zur Vertrauensbildung beitrage. Auch aus Südkorea, China, Russland und der EU kamen positive Reaktionen. Der russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow schrieb auf Facebook: "Das ist eindeutig die Chance auf eine Deeskalation der Spannungen, die sich noch vor ein, zwei Monaten bis an den Rand eines Atomkriegs aufgeschaukelt hatten." US-Präsident Trump schrieb auf Twitter: "Das sind sehr gute Neuigkeiten für Nordkorea und die Welt." Am Sonntag twitterte er, eine Einigung mit Nordkorea liege noch in weiter Ferne. Vielleicht werde man Erfolg haben, vielleicht auch nicht - "wir werden sehen".

Lücken in Erklärung

Südkorea und die USA sprachen zwar von einem wichtigen Fortschritt im Atomstreit, doch sorgten auffällige Lücken in der Erklärung aus Pjöngjang für Skepsis. So ist in der Ankündigung nicht von einer Aussetzung oder einem gänzlichen Verzicht auf das Atomprogramm die Rede, wie es die internationale Gemeinschaft von Nordkorea fordert. Damit blieb offen, inwiefern die kommunistische Führung bereit ist, auf den Bau weiterer Waffen zu verzichten, geschweige denn das bestehende Arsenal abzubauen. Der japanische Verteidigungsminister Itsunori Onodera kritisierte, dass sich der beschlossene Teststopp nur auf Langstreckenraketen, nicht aber auch auf Kurz- und Mittelstreckenraketen bezieht, in deren Reichweite Japan und andere Nachbarn liegen.

Die nukleare Testanlage Punggye-ri im Nordosten des Landes soll dem Beschluss zufolge komplett geschlossen werden. In der Anlage hatte Nordkorea seit 2006 alle Atomwaffentests unternommen - den bisher letzten und stärksten im September vergangenen Jahres. Im Februar 2012 hatte Nordkorea schon einmal nach einer Einigung mit den USA ein Moratorium für Atom- und Langstreckenraketentests verkündet. Nach einigen Wochen hatte es nach der internationalen Verurteilung eines neuen Raketenstarts die Vereinbarung wieder aufgekündigt.

Das sind sehr gute Neuigkeiten für Nordkorea und die Welt.US-Präsident Donald Trump
 
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