Panmunjom. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat seinen Willen zu einem vollständigen Abbau seines Atomwaffenprogramms bekräftigt. Bei dem historischen Korea-Gipfel am Freitag im Grenzort Panmunjom unterzeichnete Kim mit Südkoreas Präsident Moon Jae In eine gemeinsame Erklärung, die eine "neue Ära des Friedens" einläuten soll. Beide umarmten sich nach der Unterzeichnung.
Für den Gipfel hatte Kim als erster nordkoreanischer Führer seit dem Ende des Korea-Krieges (1950-53) die Grenze überquert und südkoreanischen Boden betreten. Der Machthaber wurde an der Demarkationslinie in der gemeinsamen Sicherheitszone von Moon Jae In empfangen. Beide Staatschefs begrüßten sich herzlich. Beide marschierten an einer Ehrengarde von 300 Soldaten aller drei Waffengattungen der südkoreanischen Streitkräfte vorbei.
Friedensvertrag geplant
Süd- und Nordkorea bestätigten in der "Panmunjom Erklärung", ihr gemeinsames Ziel sei die Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel durch "die vollständige Denuklearisierung". Für einen Friedensvertrag zum formellen Ende des Koreakrieges sollen Gespräche zu dritt mit den USA oder zu viert mit China aufgenommen werden. Kim sagte: "Ich stehe hier und sehe, dass Süd- und Nordkorea ein Volk sind und das gleiche Blut in den Adern haben." Weiter meinte er: "Wir können nicht voneinander getrennt sein." Bei seiner Zusage, eine Beseitigung seiner Atomwaffen anzustreben, kündigte Kim allerdings keine spezifischen Maßnahmen an, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Auch wurde sein Raketenprogramm nicht erwähnt. Allerdings waren schon frühere Versprechen zur atomaren Abrüstung wieder im Sande verlaufen, weil sie an der Umsetzung scheiterten. Ein Ende des Atomwaffenprogramms wird in wenigen Wochen wieder im Mittelpunkt des Treffens zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump stehen, das Ende Mai oder Juni geplant ist.
Moon reist nach Pjöngjang
Auch zwischen Nord- und Südkorea werden die Gipfelgespräche weitergehen. Moon nahm eine Einladung nach Pjöngjang an und will noch im Herbst zum nächsten innerkoreanischen Gipfel in Nordkoreas Hauptstadt reisen. Auch Kim äußerte seine Bereitschaft, in den Präsidentensitz nach Seoul zu kommen, wenn er eingeladen wird. Um die Spannungen weiter abzubauen, wollen beide Seiten regelmäßig militärische Gespräche auf Ebene der Verteidigungsminister oder Generäle aufnehmen. Sie wollen alle Feindseligkeiten, die Quelle militärischer Spannungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft seien, gegen die andere Seite einstellen, geht aus der Erklärung hervor.
Vom 1. Mai an sollen auch alle feindseligen Handlungen wie die Lautsprecherdurchsagen an der Grenze und die Verbreitung von Flugblättern in der Demilitarisierten Zone (DMZ) eingestellt werden. "Die DMZ wird in Zukunft praktisch zu einer Friedenszone werden." Beide bekräftigten auch ihren Nicht-Angriffs-Pakt. Süd- und Nordkorea wollten aktiv zusammenarbeiten, um ein dauerhaftes Friedenssystem aufzubauen, heißt es weiter. Beide Seiten einigten sich auch auf die Wiederaufnahme gemeinsamer humanitärer Projekte wie die Treffen von durch den Krieg auseinandergerissenen Familien - das nächste soll im August stattfinden.
Gang über die Grenze
Die erste Begegnung zwischen Kim und Moon ist nach 2000 und 2007 in Pjöngjang der erst dritte innerkoreanische Gipfel, aber der erste seit der Eskalation der Spannungen über die Atom- und Raketentests im vergangenen Jahr. Kim betrat als erster nordkoranischer Machthaber südkoreanischen Boden. Spontan forderte er dann den südkoreanischen Präsidenten auf, seinerseits die Betonschwelle im Boden, die die Grenzlinie markiert, auch nach Norden zu überqueren. Moon betrat damit erstmals nordkoreanischen Boden, was vorher nicht geplant war. Zwischen den blauen Baracken, die beide Seiten nach dem Krieg für Besprechungen nutzten, markiert die betonierte Schwelle zwischen dem Sandfeld im Norden und dem Kiesbett im Süden die Demarkationslinie.
Die USA blicken mit großen Erwartungen auf den Korea-Gipfel. "Wir sind hoffnungsvoll, dass die Gespräche Fortschritt in Richtung einer Zukunft von Frieden und Wohlstand für die gesamte koreanische Halbinsel erzielen", teilte das Weiße Haus mit. Die USA fordern ein klares Bekenntnis Kims zur Denuklearisierung, womit sie eine baldige, überprüfbare und nicht umkehrbare Beseitigung der Atomwaffen meinen.
Nordkoreas Machthaber wurde begleitet vom protokollarischen Staatsoberhaupt Kim Yong Nam und seiner Schwester Kim Yo Jong, die als seine Stabschefin fungiert. Beide hatten schon an den Olympischen Winterspielen teilgenommen. Die enge Vertraute Kims wich ihm kaum von der Seite und nahm auch an Gesprächen teil. Kims Frau Ri Sol Ju nahm am Abendbankett teil.
Nordkorea verklagt
Die Familie des gestorbenen US-Studenten Otto Warmbier hat Nordkorea wegen "brutaler Folter und Mord" verklagt. Fred und Cindy Warmbier reichten bei einem Bundesgericht in der Hauptstadt Washington eine Klage ein, wie es in einer Mitteilung der Familie hieß, die US-Medien veröffentlichten. Ende 2015 war Otto Warmbier in dem Land bei der Ausreise festgenommen und wegen "feindlicher Handlungen gegen den Staat" zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA im Juni 2016 starb er. Er hatte damals bereits 15 Monate lang im Koma gelegen. (dpa)
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