04.08.2017 - 17:28 Uhr

Hoffnung auf mildere Strafe: VW-Manager bekennt sich vor US-Richter schuldig

Monatelang plädierte er auf unschuldig, nun der Sinneswandel. In den USA hat der zweite VW-Mitarbeiter ein Geständnis im Abgas-Skandal abgelegt. Dadurch sinkt sein potenzielles Strafmaß. Spannend wird jetzt, ob er als Zeuge auspackt und weitere Manager belastet.

Noch immer sucht die US-Justiz nach Schuldigen in der "Dieselgate"-Affäre - jetzt will ein weiterer VW-Mitarbeiter auspacken.	Bild: Friso Gentsch/dpa
Noch immer sucht die US-Justiz nach Schuldigen in der "Dieselgate"-Affäre - jetzt will ein weiterer VW-Mitarbeiter auspacken. Bild: Friso Gentsch/dpa

Detroit. Oliver Schmidts Alptraum begann am 7. Januar. Das FBI fing den Volkswagen-Manager vor der Rückreise nach Deutschland ab, der Winterurlaub in Florida endete mit klickenden Handschellen am Flughafen von Miami. Seitdem ist der langjährige VW-Mitarbeiter in Haft. Bei der strafrechtlichen Aufarbeitung des Abgas-Skandals ist er die zentrale Figur - zumindest in den USA, wo außer ihm bislang nur ein Ingenieur gefasst wurde, der rasch einen Kronzeugen-Deal schloss.

Nun hat auch Schmidt ein Schuldgeständnis abgegeben. Er, der laut Anklage bis März 2015 in leitender Funktion mit Umweltfragen in den USA betraut war, räumte am Freitag vor dem zuständigen US-Gericht in Detroit ein, Teil einer Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen US-Umweltgesetze gewesen zu sein. Durch das Geständnis sinkt Schmidts potenzielles Strafmaß erheblich. Bisher drohte ihm die Höchststrafe. Das Justizministerium hatte den "Fall 20 394, die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Oliver Schmidt", ursprünglich mit elf Anklagepunkten eröffnet. Bei einem Schuldspruch hätte das im Extremfall 169 Jahre Haft bedeutet. Trotzdem plädierte Schmidt über Monate auf unschuldig. Erst vor knapp zwei Wochen hatten seine Anwälte den zuständigen Richter Sean Cox informiert, dass ihr Mandant geständig sei. Zum Prozess wird es jetzt nicht mehr kommen. Damit verliert Schmidt die Chance, sich vor Gericht zu verteidigen und im Erfolgsfall einen Freispruch zu erstreiten. Durch seinen Deal mit den Behörden wird allerdings auch das Risiko einer sehr langen Haftstrafe ausgeräumt.

Der Großteil der Anklagepunkte wurde im Gegenzug für Schmidts Geständnis fallengelassen. Jedoch bestehen die Vorwürfe der Mittäterschaft bei Betrug und mutwilliger Verletzung des Luftreinhaltegesetzes fort, es droht nach wie vor eine Haftstrafe von bis zu sieben Jahren. Bei den Geldstrafen liegt das offizielle Höchstmaß nun bei insgesamt 500 000 Dollar, doch laut seiner Vereinbarung mit den US-Behörden könnte es Schmidt gelingen, das Bußgeld zu drücken. Das Urteil soll am 6. Dezember gefällt werden, bis dahin muss er in Haft bleiben.

Welche Strafe Schmidt letztlich erhält, dürfte auch maßgeblich davon abhängen, inwieweit er zur Kooperation mit den Ermittlern bereit ist. Denn auch wenn die "Dieselgate"-Affäre für VW nach mehreren Milliarden-Vergleichen mit Klägern auf Konzernebene in den USA weitgehend abgeschlossen ist, hat die dortige Justiz die Suche nach schuldigen Führungskräften noch längst nicht aufgegeben. Erst im vergangenen Monat wurde die mittlerweile achte Strafanzeige veröffentlicht - diesmal gegen einen Ex-Manager der VW-Tochter Audi. Das Problem der US-Behörden ist jedoch, dass sich die meisten der Beschuldigten in Deutschland aufhalten dürften, von wo ihnen zumindest vorerst keine Auslieferung droht.

 
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