07.08.2019 - 16:03 Uhr

Aktiv, schelmisch und unbequem

Klaus Caspers und das Regensburger Kulturleben - diese beiden sind untrennbar verbunden. Die "Städtische Galerie" in Regensburg wirft einen Blick auf 50 Jahre unermüdliches Schaffen.

Das Plakat des ersten Regensburger Bürgerfestes, das Klaus Caspers 1973 realisierte. Repro: Susanne Wolke
Das Plakat des ersten Regensburger Bürgerfestes, das Klaus Caspers 1973 realisierte.

"Chaos - in Verbindung zu Klaus Caspers ist das nicht ganz unzutreffend." Ein unterschwelliger Seufzer ist in ihrer Stimme zu hören, als Sabine Rieckhoff zur Würdigung des Künstlers anhebt. Allerdings auch ein Seufzer der Wehmut. Klaus Caspers - im Regensburger Kulturleben kennt ihn jeder. Über Jahrzehnte hinweg wühlte der Tausendsassa in der Stadt auf - vielseitig, ungehemmt kreativ, politisch und stets "für einen Schabernack" zu haben, wie sein Weggefährte Reiner R. Schmidt später zitiert wird.

Ein Urgestein

Dass Klaus Caspers aus gesundheitlichen Gründen nun nicht mehr erscheinen konnte zur Eröffnung seiner großen Retrospektive im "Leeren Beutel" ist traurig. Stets aktiv, schelmisch und für manchen recht unbequem: In seiner Heimatstadt ist Caspers ein Urgestein, dem mit der Ausstellung im "Leeren Beutel" (bis 25. August) nun eine längst überfällige Ehrung zuteil wird.

Dass die Zusammenstellung der Schau für die Kuratoren zur Herausforderung wurde, gab ihnen der Künstler und Kulturschaffende noch mit auf den Weg. Denn Rieckhoff und ihre Mitarbeiter verfügen nicht ganz über diesen traumwandlerisch sicheren Blick, mit dem Capsers in seinem Atelier aus einer unübersichtlichen Flut an Bildern, Büchern, Modellen, Fotos und Zeitungsartikeln stets genau das herausgriff, was er suchte. Und der es ihm wohl auch ermöglichte, in Regensburg mit dem "kompletten kulturellen und gesellschaftspolitischen Repertoire", betonte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, zu jonglieren.

Kreatives Genie

Im "Leeren Beutel" startete man indessen den Versuch, das geistige Werk eines kreativen Genies in geregelte Bahnen zu lenken. Gemälde in einem Stockwerk, Skulpturen in einem anderen, dazwischen das Plakat zum ersten Bürgerfest in Regensburg und andere Zeugnisse von Caspers' kulturpolitischem Schaffen: Drei Ebenen stehen zur Verfügung, um 50 Jahre künstlerisch-politische Unermüdlichkeit zu zähmen. Und dennoch muss alles auf die Eckpunkte beschränkt werden:

Klaus Capsers, 1940 in Regensburg geboren, kehrte nach dem Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München in seine Heimatstadt zurück. Von seinem Atelier im Goldenen Kreuz am Haidplatz aus legte er los: als Maler, Musiker, Architekt und politisch engagierter Bürger. Caspers war Zeichenlehrer und Architekt. Er wurde aus der SPD entlassen und fungierte als Stadtrat in Regensburg. Er war Gründer des "Arbeitskreises Kultur Regensburger Bürger" und Vorsitzender des Kunst- und Gewerbevereins.

Der Versuch, Klaus Caspers' überbordendes künstlerisches Werk einzuordnen - die Bilder tendenziell abstrakt, die Skulpturen aus oftmals wiederverwertete Eisen - zeigt sich am Abend der Ausstellungseröffnung als weitere Herausforderung für die Kollegen vom Fach. Aber er verblasst auch angesichts der einschlagenden Wirkung, die Caspers gesellschaftlich in seiner Stadt hinterlassen hat.

Eine Woche zuvor tobte das Bürgerfest in Regensburg - Klaus Caspers war derjenige, der die zur Riesenparty mutierte Veranstaltung 1973 erstmals zur "Vitalisierung der historischen Altstadt als Lebensraum für alle Bürger" realisierte. Mitten im Geschehen das Velodrom - Klaus Caspers war einst dort eingebrochen, im Rahmen seiner Bemühungen, das Gebäude vor dem Abriss zu bewahren. Caspers setzte sich dafür ein, Badebuchten am Donaustrand wieder zum Leben zu erwecken und protestierte, wenn alte Bäume gefällt wurden. Dass er sich gegen die WAA Wackersdorf stark machte, versteht sich eigentlich von selbst.

"Die Klaviatur des Lebens" lautet der Titel im "Leeren Beutel". "Darauf hat Klaus Caspers in allen Variationen gespielt", meldet sich anlässlich der Schau noch einmal Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer zu Wort. Für seine Stadt Regensburg hat er dabei so viel geleistet wie kaum ein anderer.

„round and round“: Auch im künstlerischen und kulturpolitischen Leben des stets aktiven Klaus Caspers ging es immer rund. Repro: Susanne Wolke
„round and round“: Auch im künstlerischen und kulturpolitischen Leben des stets aktiven Klaus Caspers ging es immer rund.
 
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