"Man merkt erst, was man vermisst, wenn man's nicht hat. Es ist wie heimkommen", formulierte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder als Moses nach dem Finale den karnevalistischen Neuanfang nach der Coronapause. Die Welt könne von den Franken lernen. "Wir sind die einzige Volksgruppe, die immer wieder eine andere Volksgruppe einlädt, nämlich die Oberpfälzer. Uns beleidigen lassen, uns beschimpfen lassen, dafür zahlen, sie wieder einladen. Also wenn die ganze Welt so wie Franken wäre, gäb's nur Frieden." Es gab Selfies und es hagelte Komplimente. Zu dieser Zeit war die Live-Übertragung der Prunksitzung aus den Mainfrankensälen längst vorbei.
Protagonisten wie Michl Müller, Sebastian Reich, Volker Heißmann und Martin Rassau waren die ersten, die sich aus dem Staub machten und sich leise durch den Bühnenausgang verdrückten. Die Spritzenmänner von der Altneihauser Feierwehrkapell'n folgten unmittelbar. Im Foyer warteten ihre Fans. Die Oberpfälzer in ihren schmucken Uniformen waren beliebte Motive beim Publikum. Da machte es kaum einen Unterschied, ob Lieschen Müller ihr Handy zückte oder jemand wie der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Der schwärmte: "Ja, des san die Besten überhaupt, die Old Neihauserer. Ohne die wär Veitshöchheim nur die Hälfte wert." Oberpfälzer und Niederbayern halten eben zusammen.
Die Politgrößen schwärmten. "Die Feierwehr hat die Oberpfalz sehr gut verteidigt", erklärte Finanzminister Albert Füracker beim Hinausgehen. "Die ist unser Aushängeschild. Die beleuchtet die Franken immer kritisch." Landtagspräsidentin Ilse Aigner alias Mama Bavaria: "Brillant, einfach einzigartig. Was sich liebt, das neckt sich." Längst waren die ersten Ehrengäste und Künstler in Hochstimmung zum Empfang der Gemeinde gepilgert. Einer After-Show-Party in unmittelbarer Rathausnähe. Es gab Leberkäs, Wiener und Salzgebäck – und hinter vorgehaltener Hand jede Menge Klatsch und Tratsch.
Sein Weizen hatte sich Feierwehr-Kommandant Norbert Neugirg derweil redlich verdient. Die Tatsache, dass das Komiker-Duo Heißmann und Rassau vergangenes Jahr ihren ausgefallenen Auftritt in den Altneihauser-Uniformen parodierte, was er "sehr anrührend" fand, sei nicht von ihm ausgegangen. Heuer waren sie ja wieder mit dabei und es gab entsprechende Spitzen der Kollegen gegen die Oberpfalz. Für Neugirg ein normaler Vorgang. "Diesen Streit habe ich vom Zaun gebrochen", lachte er. "Dass da was zurückkommt, ist voll in Ordnung. Ist ja das Beste, was uns passieren kann."
Das Programm habe sich, wie üblich, langsam entfaltet und sei stellenweise anderenorts bereits durchgespielt worden. "In mir denkt's immer", zitierte der Kommandant Karl Valentin. Unter normalen Umständen, die wegen Corona aber nicht gegeben waren, probiere er ständig Neues aus. "Wenn man merkt, dass es musikalisch gut ist, wird ein Text dazu gemacht und nach Veitshöchheim mitgenommen. Das geht Baustein auf Baustein. Wenn man fünf, sechs davon hat, kann man die aktuellen Themen dazwischenhängen." Die Stimmung im Saal sei bei den politischen Themen am Freitag sogar einen Tick besser gewesen als bei der Generalprobe. "Unser Konzept ist aufgegangen."
Die Nächte in Veitshöchheim waren lang für die Truppe: "Von Mittwoch auf Donnerstag sind wir um 3.30 Uhr ins Bett. Von Donnerstag auf Freitag um Dreiviertel fünf. Und heute wird's wohl auch so lang werden. Wir gehen jetzt noch in eine Gastwirtschaft. Das hat Tradition. Alte Leute brauchen nicht mehr so viel Schlaf."
Sebastian Reich hatte seine vorlaute Nilpferddame "Amanda", die am Roten Teppich über vorbeiziehende Promis abgelästert hatte, im Hotel zurückgelassen. Michl Müller bevorzugte fränkischen Weißwein und plauderte sich durch die Menge. Sitzungsleiter Christoph Maul setzte auf Kontrast: Er war schon in Zivil und ohne seine Narrenkappe kaum wiederzuerkennen. Im Privatleben ist er Kabarettist und Comedian, der mit seinem Programm mehrfach bereits die nördlichen Oberpfalz bereiste. Deshalb sollte man seine lästerhafte Einschätzung vom Abend nicht auf die Goldwaage legen. "Letzten Endes können wir die Oberpfälzer deshalb so gut vertragen, weil natürlich die Franken den Rest der Sendung wieder nach oben ziehen. So ein Ausreißer nach unten tut immer gut. Die Leute können ja nicht vier Stunden lang nur hohes Niveau haben." Aber mal ernsthaft: "Schön, dass wir uns die Bälle zuspielen können. Hinter der Bühne, auf der Bühne und auf den Bildschirmen."
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