Amberg
06.12.2019 - 13:58 Uhr

Amberger Vilstheater: Der Tod, das Mädchen und der Fluss

Finsternis, Nebel - urtümliche Laute aus den Tiefen der Vergangenheit zerreißen die Stille, ein Floß zeichnet sich undeutlich vor dem Hintergrund des Vilstors ab. Gespenstisch blaues Licht modelliert die beiden Gestalten darauf: Charon, der Fährmann des Todes, und Persephone auf ihrer Flucht aus dem Hades. So beginnt die Fahrt des mythologischen Paars durch den Fluss der Zeit, vorbei an den untoten Gestalten aller Epochen der Menschheitsgeschichte.

Charon rudert Persephone durch die Stadtbrille. Bild: Unger
Charon rudert Persephone durch die Stadtbrille.

So beginnt die Fahrt des mythologischen Paars durch den Fluss der Zeit, vorbei an den untoten Gestalten aller Epochen der Menschheitsgeschichte. Am 24. Mai erlebt Amberg eine Weltpremiere: Die Multimedia-Inszenierung der satirischen Zeitreise "Der Tod, das Mädchen und der Fluss" mit Schauspiel, Lichtkunst, Film, Kunstprojektionen, Live-Musik, Ballett und Geruchsexperimenten - die Vielfalt der Ausdrucksformen wird zum eigenen Stilmittel.

Die Balett-Truppe des Pilsener Stadttheaters als Teil des Amberger Ensembles. Bild: Unger
Die Balett-Truppe des Pilsener Stadttheaters als Teil des Amberger Ensembles.

1000 Ideen aus einem Guss

Technischer Leiter Andreas Raab, Autor Jürgen Herda und Chef-Regisseur Benno Schißlbauer haben im letzten halben Jahr fieberhaft daran gearbeitet, aus 1000 Ideen ein Gesamkunstwerk zu schmieden: Werke der Kunstgeschichte von der Höhlenmalerei bis zur Gegenwart wurden ebenso ins Bühnenbild integriert wie eigenproduzierte Kurzfilme - sie markieren mit kurzen Musikeinspielungen die Epochenwechsel, künden ein neues Bild, eine neue Szene an.

Ein Beispiel für das Ineinandergreifen der Medien: Jaques-Louis Davids berühmtes Gemälde "Dantons Tod" wird an die Großleinwände projiziert, einige Töne der Marseillaise lassen die revolutionäre Stimmung anklingen, der Aufklärer Joseph von Destouches tritt in Szene und erzählt die Geschichte seiner Erschießung, die in einem Kurzfilm zu sehen ist.

Die kopflosen Bauern in der Filmprojektion der OTH-Medientechniker. Bild: Unger
Die kopflosen Bauern in der Filmprojektion der OTH-Medientechniker.

Bei der Nachkriegsrevue und dem furiosen Finale beim Jüngsten Gericht treten mit Sängerin Alexandra Zäch, der Brünner Band Cerny Andel und dem Ensemble des Pilsener J.-K.-Tyl-Theaters außerdem Musical-Elemente hinzu: Faszinierend vor allem die Choreographie, wenn sich alle Geistwesen um das Floß scharen und der schwarze Engel Tomás Vtipil mit rauer Tom-Waits-Stimme das Urteil in die danteske Vorhölle röhrt.

1000 Zuschauer pro Aufführung können das Spektakel entlang der mit 210 Metern längsten Naturbühne Europas verfolgen - an zwei unterschiedlichen Standorten. Den ersten Teil der komplexen Handlung verfolgen die Gäste auf Stehtribünen zwischen Rosengarten und Schiffbrücke. Wenn die Beine müde werden, stehen einige hundert Sitzplätze bereit, von denen aus man die Handlung auf Großleinwänden verfolgen kann. Im zweiten Teil nimmt das Floß Fahrt Richtung Martinssteg auf.

Ankunft des Winterkönigs. Bild: Unger
Ankunft des Winterkönigs.
 
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