Das Städtchen Neu-Isenburg ist nicht ganz so groß wie Amberg. Aber ebenso wie hier in der Oberpfalz mit dem Luftmuseum treibt auch in der hessischen Provinz die Kultur recht originelle Blüten. Das Duo „Unerhört Fagott“ ‒ schon die Besetzung ist ungewöhnlich – brachte eine recht eigenwillige, aber dennoch hörenswerte musikalische Klangfarbe in Wilhelm Kochs kleines Museum. Mit Akkordeon und eben dem titelgebenden Fagott unterhielten am Freitag Thomas Peter-Horas und Ulrike Fröhling ihr Publikum.
Weil es so gut wie keine Noten für diese Besetzung gibt, hat Peter-Horas zunächst damit begonnen, vorhandenes Material für sein Duo zu arrangieren und später dann auch selbst Stücke zu schreiben. Dafür verwendete er Versatzstücke aus anderen Werken, gab ihnen seine eigene Note, ließ den Charakter der Originale durchscheinen oder verfremdete sie fast bis zu Unkenntlichkeit – und schuf damit eine klangvolle, experimentell anmutende, aber immer mit höchst angenehmen Melodien überraschende Musik.
Dabei wurde die klassische Aufteilung für Rhythmus und Melodie aufgehoben. Abwechselnd übernahmen Ulrike Fröhling mit dem Fagott und der Komponist und Arrangeur am Akkordeon die jeweilige Aufgabe, den Partner bei seinen solistischen Ausflügen rhythmisch zu begleiten und zu unterstützen. Und dem leider nicht allzu zahlreich erschienenen Amberger Publikum gefiel diese außergewöhnliche musikalische Darbietung.
Das Zustandekommen des Konzerts in Amberg hatte ein Fan unter den Zuhörern zu verantworten. Die begeisterte Dame schrieb kurzerhand an das ungewöhnliche Duo, wann es denn einmal in unserer Gegend zu hören sei. Peter-Horas und Fröhling stellten umgehend die Frage, welche Location in Amberg denn für so ein Konzert geeignet wäre. So kam man bald aufs Luftmuseum. Denn das Instrumentarium der beiden passt wunderbar in dessen Räumlichkeiten, bezeichnet Peter-Horas doch das Akkordeon auch gerne als "Heimatluftkompressor", was das Instrument ja eigentlich schon als Ausstellungsstück für das Museum qualifiziert.
Die höheren Weihen erhielt die eigenwillige Kombination in Form eines Kompositionsauftrags. Ein befreundeter Nürnberger Akkordeonprofessor bat Peter-Horas um ein Werk für sein Antrittskonzert, das er gerne mit einer ebenfalls befreundeten Fagottprofessorin zu geben gedachte. Und, wer weiß, vielleicht werden künftig Duette für das eher klassisch konnotierte Fagott und das eher der volkstümlichen Musik zugeordnete Akkordeon einmal Standard für nachfolgende Musikergenerationen. Das Amberger Publikum machte den beiden durch seinen Applaus Mut, ihren Weg weiterzugehen.
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