Amberg
13.05.2019 - 15:05 Uhr

Das Klavier als Orchester

Dritte Folge des Beethoven-Zyklus mit allen Klaviersonaten: Am Sonntag spielte Herbert Schuch im Stadttheater die Nummern 9, 4, 10 und 8, letztere bekannt als „Grande Sonate Pathétique“.

Beethovens Musik, das Stadttheater, das konzentrierte Publikum: Sie inspirierten Herbert Schuch zu einem Klavierabend der Premium-Klasse. Bild: Stephan Huber
Beethovens Musik, das Stadttheater, das konzentrierte Publikum: Sie inspirierten Herbert Schuch zu einem Klavierabend der Premium-Klasse.

Mit Liebe nimmt sich Schuch der scheinbar einfacheren, technisch weniger anspruchsvollen Opera 14 an und entwickelt deren nicht gerade auf dem Präsentierteller liegendes zukunftsweisendes Potenzial. Wie kaum eine weitere ist die E-Dur-Sonate op. 14/1 vom Klang eines Steichquartetts inspiriert. Auf Basis ihrer romantisch-lyrischen Grundstimmung arbeitet Schuch die widersetzlichen Kontraste, die Verstörfaktoren heraus ohne sie zu überzeichnen. Das Allegretto - es steht anstelle eines langsamen Satzes - musiziert er mit blühender Poesie, beleuchtet die feinen Dissonanzen, rückt es in die Nähe eines Schubert-Impromptus. Faszinierend elegant webt er im Rondo die Nahtstellen zwischen Themen und Abschnitten zusammen.

Lyrische Geschwister

Die gleiche Liebe zum kleinsten Detail beweist er in der elegischen G-Dur-Sonate op. 14/2, die manchmal an die bekannte „Elise“ erinnert, wenig Themenkontraste ausweist und gerade deswegen mit besonderem Feinsinn interpretiert sein will. Schuch deutet sie fast impressionistisch, gestaltet jedes der vielen ähnlichen Motive individuell schattiert. Die Staccato-Noten des Variationensatzes spielt er wirklich im zügigen Allabreve-Tempo, läßt sie tanzen und nicht staksig auf der Stelle treten. Mit Witz und Spaß widmet er sich den Takt-Täuschungen im Rondo.

Vor der Pause ist die Sonate Es-Dur op. 7 zu hören, die erste „Grande Sonate“ Beethovens, deren 1. Satz nach Taktzahlen (362) wie Dauer einer der längsten seiner Art ist. 1797 erschienen, hebt sie die Klaviersonate erstmalig in symphonische Dimensionen. Eine geradezu olympische Interpretation gelingt Schuch beim Largo „con gran espressione“, da werden selbst Pausen zu Musik, höchste Kunst! Klanglich feinst differenziert die Pizzicato-Klänge der linken Hand ab Takt 25. Spukhafte Momente im es-Moll-Teil des überraschenderweise nicht als Scherzo benannten 3. Teils. Versöhnend, doch mit einem Wechselbad an Emotionen das Rondo.

Musikdramatik für zwei Hände

Mit der Sonate c-Moll op. 13 führt Beethoven opernhafte Musik-Dramatik und Emotion in die Sonaten-Literatur ein. Berühmt ist das einleitende Grave, das die Affekte Schrecken, Furcht und Trauer umkreist. Wieder sind alle Pausen von elektrisierender Hochspannung erfüllt. Furios das Allegro di molto. Register-Klangzauber an der Grenze zum Nichts im Adagio, nur möglich dank des von Marcus Pfister wiederum vorzüglich betreuten Flügels. Fatalismus, durchbrochen von Eruptionen im Allegro assai. Als Zugabe die Bagatelle Es-Dur op. 126/6. Der Zyklus wird am 20. Oktober weitergeführt und im „Beethoven-Jahr“ 2020 mit einem achten Konzert beendet. Der erfreulich gute Besuch zeigt, dass sich der außergewöhnliche Rang dieses Konzertzyklus weiter herumgesprochen hat.

 
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