Nichts wird derzeit so kontrovers diskutiert, wie der Klimawandel, Auswirkungen, Maßnahmen, und vor allem Ursachen. Und natürlich kann kaum jemand verleugnen, dass sich irgendwie auch bei uns etwas getan hat in den letzten Jahrzehnten. Liftbetreiber bangen um ihre Schneetage, Landwirte fürchten die zeitweise trockenen Frühjahrs- und Sommermonate, oder kämpfen mit Bodenerosion durch allzu viel Regen. Als Hausbesitzer hat man das Gefühl, sich immer öfter gegen nur sehr punktuelle Unwetter schützen zu müssen.
Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, die Fakten im Auge zu behalten, und nicht in blindwütigen Aktionismus zu verfallen. Die Fakten zählen, und der Wille sich mit Bedacht anzupassen. Ein Weg wäre der Fortschritt in der Technologie, wofür man all jene jungen Menschen an Schulen und Hochschulen braucht, die derzeit gerne auch auf die Straße gehen, um zu Recht auf die Zukunft hinzuweisen. Man möchte ihnen aber auch zurufen: "Wir haben's gehört, nun macht mal und lernt wieder, damit Ihr uns mit genialen Ansätzen helfen könnt!"
Auch vom Weltklima heruntergebrochen auf die Oberpfalz steht ein Wandel im Klima außer Frage, und die hierfür zurate gezogenen Messdaten der Wetterstation Weiden, quasi als mittiger Repräsentant für die Oberpfalz, sprechen da eine deutliche Sprache.
Nach einem relativ gleichmäßigen Verlauf der Jahresmitteltemperaturen in den 50er, 60er und 70er Jahren wird die Änderung ab den 80er Jahren immer schneller sichtbar. Pendelte die Temperatur im Jahresdurchschnitt zunächst zwischen 6 und 8 Grad hin und her, traten Mitte der 90er Jahre erstmals auch mehr als 9 Grad auf. Seit der Jahrtausendwende liegt die Schwankungsbreite zwischen 8,2 und 10,3 Grad. Hier bildet nur 2010 mit 7,4 Grad die berühmte Ausnahme, die wohl die neue Regel bestätigt. Interessant ist, dass in den vergangenen fünf Jahren eine Stagnation auf hohem Niveau eingetreten ist, wobei dieser Zeitraum zu kurz ist, um Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Seit 1950 ist die Jahresmitteltemperatur in Weiden in einem gleitenden Mittel um 1,9 Grad angestiegen.
Weniger Niederschlag
Interessante Entwicklungen ergeben sich auch bei den Niederschlägen. Hier ist von 1950 bis heute im gleitenden Mittel kaum eine Änderung sichtbar. Betrachtet man allerdings nur die letzten 12 Jahre, wird ein Sinkflug deutlich.
Lagen wir 2007 noch bei rund 800 Liter/qm Jahresniederschlag, ist der Durchschnitt bis zu diesem Jahr auf etwa 600 Liter/qm gesunken. 2018 war bislang das trockenste Jahr mit 538 Liter/qm. Gleichzeitig verteilten sich die Niederschläge in den letzten Jahrzehnten "ungünstiger". So gab es einen Trend zu "Regenzeit" im Winter, und "Trockenzeit" in den landwirtschaftlich so wichtigen Frühjahrs- und Sommermonaten.
Auch die Intensität der immer ungleichmäßiger verteilten Niederschläge nahm zu. Lokale Sintfluten und Hagelstürme sind in manchen Jahren häufiger geworden, denn durch fehlende Höhenwinde standen Gewitterwolken - einmal entstanden - über Ort und Stelle fest.
Die "Luste" der Natur zu solchen Wolkenbrüchen schwankt aber nach wie vor. Gab es zuletzt in den Kreisen Tirschenreuth und Neustadt eher selten die großen Unwetter, traf es den Kreis Amberg oder Schwandorf lokal begrenzt öfter.
Ausnahme bestätigt die Regel
Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regeln. 2018 traf es zum Beispiel Konnersreuth (Landkreis Tirschenreuth) heftig, nachdem ein im Schnitt alle hundert Jahre auftretendes Unwetter gleich zweimal innerhalb von zehn Tagen den Ort unter Wasser setzte.
Man kann festhalten, dass vielleicht nicht unbedingt die Unwetter im Ganzen zunehmen, teils bleiben sie auch aus. Aber die Wetterlagen, die zu lokalen Unwettern führen können, haben durch abnehmende Höhenwinde eine längere Haltbarkeit. Früher zog ein Tief über uns hinweg, heute kreiseln die Dinger ein bis zwei Wochen über uns. Genauso die Hochdruckgebiete: Früher hatten Hochs eine geringere Haltbarkeit, in den letzten Jahren hielt manches über Monate.
Ob sich dieser Trend verfestigt lässt sich nicht sagen. Da rechnen auch die Klimapäpste noch. Aber da die arktischen Regionen sich schneller erwärmen als die tropischen Breiten, nehmen die Temperaturunterschiede zwischen Nordpol und Äquator ab. Gerade von diesen Unterschieden leben aber die starken Westwinde, die Hochs und Tiefs bringen. Gleicht sich das Temperaturfeld aus, so schwächeln diese Strömungen, und sowohl Regengebiete, als auch trockene Hochs bleiben an Ort und Stelle.
Womöglich hat man also in Zukunft die Wahl zwischen Pest und Cholera, wenn man das überspitzt ausdrücken will. Dürre oder Dauerregen. Dennoch zeigt sich auch: Andere Regionen in Deutschland und der Welt sind bereits viel mehr vom Klimawandel betroffen, als die geografisch auch gut gelegene Oberpfalz. Alleine den Anstieg des Meeresspiegels werden wir am eigenen Leib wohl nicht erleben müssen. Auch eine vielleicht mögliche Zunahme der tropischen Wirbelstürme in den Weltmeeren, oder das Schmelzen des Grönland- Eises bekommt man ja nicht direkt mit.
Das macht vielleicht auch etwas stumpf, aber die Fernwirkungen spüren wir nach und nach dennoch in verändertem Wetterverhalten.
Mit intelligenten Maßnahmen zur Anpassung kann man sicherlich Kompensation betreiben, wenn sich auch der Sturz des Kindes, das bereits im Brunnen liegt, im Nachhinein nicht verhindern lässt.
Andy Neumaiers Leidenschaft ist das Wetter. Nach der Schule begann er ein Studium an der Fachhochschule des Deutschen Wetterdiensts. Anschließen arbeitete er beim GeoInformationsdienst der Bundeswehr in der Flugwetterbeobachtung. Seit 2003 betreibt der 41-Jährige zudem den Wetterservice Meteototal.
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