Es war einmal vor langer Zeit, da waren die kleinen Leute vor allem auf eines stolz: auf ihre Kinderstube, auf Anstand und Respekt. Wüste Beschimpfungen und Schlägereien waren etwas für Halbstarke und Rocker. Höchstens im Spaß hieß es am Stammtisch schon mal: A Packl Fotzn is glei afgrissn!
Man muss den Halbstarken zugute halten: Sie trauten sich immerhin, ihren Opfern ins Gesicht zu schauen. Nicht einmal so weit ist es her mit der armseligen Armada, die sich anonym in Briefen, Mails oder auf Facebook und Co. auskotzt. Für die kleinen Leute von damals ist das schlicht asozial. Dabei haben viele, die jeden Anstand vermissen lassen, nicht einmal materielle Sorgen, die manches entschuldigen würden.
Trolle der Wohlstandsverwahrlosung
Wenn Alleinerziehende, unverschuldet Arbeitslose und Omas mit Mindestrente ihrer Wut auf globale Heuschrecken freien Lauf lassen würden, könnte man das ja noch verstehen. Doch diese Gruppe macht sich auf Facebook eher rar. Die schlimmsten Trolle rekrutieren sich aus der Wohlstandsverwahrlosung.
„Als Kommunalpolitiker bist du immer der Depp für alle“, sagt Wenzenbachs Bürgermeister Sebastian Koch. „Die besonders dümmliche Post sollte man aufheben und eine Ausstellung daraus machen.“ Das wäre womöglich noch wirkungsvoller als ein Packl Fotzn.
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