Das Motto "-siv" des sechsten Amberger Künstlersymposiums erschließt sich erst, wann man auf die Einladungskarte oder das Veranstaltungsplakat schaut. Denn dort outen sich die Teilnehmer mit ihren "...-siven Eigenschaften". 20 Künstler, darunter zum Teil recht weit angereiste, haben sich für das diesjährige Projekt angemeldet und sind am Sonntagvormittag auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Zinkl in der Kastler Straße eingetroffen. Hier werden sie im Laufe dieser Woche an ihren Werken arbeiten.
Das besondere dabei ist, dass die Amberger Kunstfreundinnen und -freunde dazu eingeladen sind, den Schaffensprozess der Werke zu beobachten. Zu diesem Zweck öffnet das Sympsion von Montag bis Freitag, jeweils zwischen 16 und 18 Uhr seine Türen für interessierte Besucher. Die Kreativen werden dabei gerne ihre Arbeiten erklären. So kann man allerlei Hintergründe über die Art und Weise, wie die Ausstellungsstücke angefertigt werden, hinsichtlich Stil und Technik erfahren und über mehrere Tage verfolgen, wie ein Bild oder eine Skulptur entsteht, welche Bearbeitungsstufen sie durchlaufen, welche Entwürfe nicht die Gnade des Künstlers oder der Künstlerin finden und wieder verworfen werden.
Hinsichtlich der Bandbreite der Stile und Richtungen bietet das diesjährige Künstlersymposium einen großen Sprung nach vorne im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Denn diesmal gibt es nicht nur Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen zu sehen, sondern auch Videokunst und Performances. Außerdem haben sich in die wachsende Gruppe der aktiven Teilnehmer auch ein paar Musiker eingereiht, die ihren Beitrag beisteuern. Dabei beziehen sich die Künstlerinnen und Künstler auf eine Aktion, die vor 50 Jahren stattfand, nämlich "Amberg progressiv" und nehmen heute Bezug und entwickeln Positionen zum für damalige Zeiten recht gewagten Experiment.
Am Sonntag war also reges Treiben im ehemaligen Autohaus angesagt. Da wurden die Plätze verteilt wie die Claims in einer Goldgräbersiedlung, die Lichtverhältnisse geprüft und erstmal gemeinsam gefrühstückt. Dabei konnten sich die Beteiligten, die zum ersten Mal am Symposium teilnehmen, sich mit den "alten Hasen" bekannt machen und sich schon mal auf die arbeitsreiche nächste Woche einstimmen. Das wird aber nicht die einzige Art der Kommunikation sein. Ziel der Veranstaltung ist es vor allem, nicht mehr allein im Atelier seiner Arbeit nachzugehen, sondern sich gegenseitig zu inspirieren, Erfahrungen auszutauschen und eventuell sogar ein gemeinsames Ausstellungsstück zu schaffen.
Die fertigen Kunstwerke können dann bei der Vernissage, die gleichzeitig eine Finissage ist, am Samstag, 2. Juni, ab 19.30 auf dem Zinkl-Areal, Kastler Straße 2, bewundert, bestaunt, kritisiert oder sonstwie kommentiert werden. Ein Besuch dieses Abschlussfests lohne sich allemal, hieß es.
Amberg
27.05.2018 - 13:03 Uhr
Jeder Künstler braucht ein "-siv"

20 Künstler schaffen in Amberg ganz unterschiedlich Werke und laden die Öffentlichkeit zum Zuschauen ein. Im Bild von links (stehend): Erika Wakayama (visiv), Concepcion Ordonez (circulossesiv), Michaela Peter (sukzessiv-regressiv), Marion Steger (transgressiv), Berit Opelt (translucsiv), Katharina Claudia Dobner (permissiv), Michael Dandorfer (versif(t)), Stefan Stock (explosiv), Winnie Wonder (massiv), Matthias Mulzer (abbrasiv), Stefan Wolfsteiner (impulsiv), Kurt Etzold (kursiv), Marcus Trepesch (konstenintensiv), Anja Roehnelt-Kamm (sukzessiv-invasiv), Georg Fruth (kohäsiv mit Sohn Emil); Sitzend: Andrea Potenza (unsiv), Marion Mack (passiv-aggressiv), Hanna Regina Uber (obsessiv), Johann Sturcz (diskursiv mit seinen Kindern Johann und Nami), Heike Lepke (immersiv). Nicht im Bild: Heini Hohl (progressiv).
Johann Frischholz
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