Amberg
05.07.2019 - 16:47 Uhr

"Manchmal bekomme ich Heimweh"

Sie bezeichnet sich als "Mecklenburgische Bayerin": Elke Winkel stammt aus Norddeutschland und lebt seit 2011 in Amberg. In der Rubrik "Zugroast" erzählt sie, dass sie sich in der Oberpfalz sehr wohl fühlt - aber manchmal Heimweh hat.

Elke Winkel lebt seit acht Jahren in Amberg. Bild: privat
Elke Winkel lebt seit acht Jahren in Amberg.

Obwohl sie manchmal Heimweh hat, gefällt es ihr in der Oberpfalz sehr gut: Elke Winkel (60) stammt aus Mirow in Mecklenburg-Vorpommern und lebt seit 2001 in Amberg. Sie arbeitet als selbstständige Familienbetreuerin und sitzt seit 2014 für die Grünen im Amberger Stadtrat. Auch im Vorstand der Freunde des Mariahilfbergs, die sich für den Erhalt der Flora und Fauna am Berg einsetzen, ist sie tätig. Die 60-Jährige fühlt sich als Mecklenburgische Bayerin und verrät, in was ihre Kinder, die in der alten Heimat leben, in der Oberpfalz total vernarrt sind.

ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt’s?

Elke Winkel: Sicherlich gibt’s den ein oder anderen. Aber das behauptet man auch von den Menschen in Mecklenburg, die Mecklenburgischen Büffel, Sturköpfe sagt man auch. Ganz ehrlich, mir ist noch kein Oberpfälzer Sturkopf begegnet. So wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es zurück.

ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet jetzt Ihr Fazit?

Nein, ich hatte keine Erwartungen. Die Oberpfalz ist halt anders, da gibt es mehr Berge. In Mecklenburg ist der höchste Berg – der Eierberg – nur ein paar Meterchen hoch. Wenn ich in ein anderes Gebiet komme, habe ich grundsätzlich keine Erwartungen. Ich hatte nie Probleme damit. Ich komme mit den Menschen gut klar. Ich fühle mich hier sehr wohl. Letztens haben mich sogar bayerische Camper in Mirow als Stadträtin erkannt. Nicht mal dort bin ich vor den Ambergern sicher. (lacht)

ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?

Nö, ganz zurück nicht. Mirow ist zwar eine schöne Kleinstadt, wo man sich gut erholen kann, aber Amberg möchte ich nicht mehr hergeben. Ich habe in Mirow ein Haus, ein paar Mal im Jahr fahren wir dort hin, um uns zu erholen. Wenn ich mal beruflich kürzer trete, fahren wir eventuell öfter hoch. Manchmal bekomme ich eben doch ein bisserl Heimweh.

ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen, wenn die zu Besuch in die Oberpfalz kommen?

Am Anfang haben mich die Leute gefragt, wie ich mit den Bayern auskomme. Super, habe ich geantwortet. Ich erzähle, wie das im Stadtrat so ist. Dass das genau mein Ding ist. In Amberg gibt es erstmal immer eine Stadtführung, die mein Mann immer kolossal meistert. Ein Muss ist auch immer der Mariahilfberg – meine Kinder sind total vernarrt in den Berg. Wenn sie drei Tage da sind, müssen wir mindestens einmal hoch. Bei fünf Tagen mindestens zweimal. Ich lebe sehr gerne in Amberg. Das ist meine zweite Heimat, wirklich. Die erste Heimat ist immer da, wo man herkommt.

ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihnen nach Feierabend ein Bier trinken?

Ich verstehe alle. Am Anfang musste ich schon genauer hinhören, aber ich habe schnell gelernt. Ich kann den Dialekt nicht generell, aber ein bisschen, einige Begriffe. Wenn ich in Mecklenburg bin, sagen meine Kinder, dass man es schon merkt, dass ich in der Oberpfalz lebe.

ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzerin?

Doch, ich fühle mich schon als Oberpfälzerin. Die Wurzeln aus Mecklenburg sind aber noch mal ein bisschen prägender. Ich sage immer, dass ich eine Mecklenburgische Bayerin bin. Ich freue mich, wenn ich in Mirow bin, aber ich freue mich dann wieder nach Amberg zu fahren.

Serie "Zugroast":

In der Kolumne „Zugroast“ stellen wir jede Woche Menschen vor, die aus Hamburg, dem Ruhrpott oder Kasachstan in die Oberpfalz gezogen sind – und hier eine neue Heimat gefunden haben.

Amberg05.07.2019
 
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