Alles auf Erden hat einen Anfang. Fragt man Wilhelm Koch nach seinen Beweggründen, weshalb er 2006 das Luftmuseum in Amberg aus der Taufe hob, kratzt er sich hinterm Ohr und beginnt zu erzählen. Schon zu Zeiten seines Studiums an der Städelschule in Frankfurt hatte er begonnen, an seinem Geburtsort Etsdorf mit Bulldogreifen und dazugehörigen Schläuchen zu arbeiten. Und dabei Riesenskulpturen zu entwerfen.
Sein damaliger Lieblingsarbeitsplatz war ein kleiner Schuppen, der im Garten steht. Eine "Schupfer", wie man sie im Dialekt nennt. Wilhelm Koch hatte damit begonnen, Riesenwürfel mit einer Kantenlänge von einem Meter zusammenzuschweißen. Und dieses Gestell mit Gummiflächen auszukleiden. Was bei einem Stuhl mit Füßen und einer Sitzlehne in der Summe dann zwei Meter ergibt. Diese Arbeit, sie sollte nicht nur symbolisch, sondern auch symbiotisch Leichtigkeit und Schwere vereinen.
Und vom Monumentalen ebenso zeugen wie vom Schwebenden. Die damit verbundene Tragik trat erst zutage, als der fertige Stuhl hinausgeschafft werden sollte. Aus dem Schuppen. Das ging nämlich aus Gründen der Größe nicht. Weshalb Wilhelm Koch diesen Gordischen Knoten durchschlagen musste - indem er kurzerhand in die "Schupfer" eine neue Tür einsetzen ließ.
Dieser Umbau war freilich eine harte Bewährungsprobe für den Familienfrieden. Um das Fragile, das in Gestalt des Geduldsfadens seiner Frau Judith zum Zerreißen gespannt war, nicht weiter zu gefährden, war ihm klar: Künftig bedarf seine Kunst eines eigenen Hauses. Keines Schuppens mit zu kleinen Türen. Sondern eines sich weit öffnenden Museums. Und so kam Wilhelm Koch zunächst zum "Gummeum" in Kallmünz. Um dann, im Juni 2006, in Begleitung von Blasinstrumenten das "Luftmuseum" in Amberg zu eröffnen. Weil Wilhelm Koch dem Größenwahn aber dann doch nur in seiner sanftesten und sozialverträglichsten Form verfallen ist, sah er für die Neugründung am Eichenforstplatz inmitten der Altstadt von Anfang an auch Ausstellungsflächen für die Arbeiten anderer Künstler vor.
Die Zahl dieser Ausstellungen hat sich mittlerweile zu einem hübschen Sümmchen zusammengeläppert. Und als es im letzten Sommer dann einhundert waren, da hatte Wilhelm Koch wieder eine Idee. Er könnte doch die numerische Leichtigkeit dieser einhundert luftigen Ausstellungen verbinden, mit der gravitätischen Schwere eines Bildbands. Und hat ein Buch zusammengestellt. Es ist ein richtig dickes Buch geworden. Rund 350 Seiten stark. Für 39 Euro zu haben. Und es steht für Leichtigkeit, die am Luftkunstort Amberg in ein gewichtiges Format verpackt wurde.
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