(nt/az) Darauf hat der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Tanjev Schultz vom Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz in einem Interview hingewiesen, das im Internet-Portal "www.hausderpressefreiheit.de" veröffentlicht wurde. "Der Datenskandal befeuert sicherlich das Misstrauen gegen Facebook und andere Internet-Unternehmen", so sagt Schultz. Schon vor dem Bekanntwerden des Daten-Skandals habe die Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen "einen Absturz des Vertrauens in das Internet" festgestellt. Schultz und seine Institutskollegen bewerten diese Entwicklung "als Effekt der anhaltenden Debatte über Fake News und Hass-Kommentare im Netz".
Harter Kern von Kritikern
Der Wissenschaftler betonte aber, dass viele Menschen zwischen Facebook und etablierten journalistischen Angeboten zu unterscheiden wüssten, auch wenn einige von denen Beiträge über Facebook verbreiten würden. Für ihn ist dies ein deutlicher Beleg, dass "die Mehrheit der Bürger die etablierten Qualitätsmedien nach wie vor zu schätzen weiß". Dennoch gäbe es "einen harten Kern von Kritikern, die ganz pauschale Lügen-Presse-Vorwürfe erheben".
Die Studie der Mainzer Universität habe aber auch gezeigt, dass sich viele Menschen durch die aufgeheizte Debatte über die Medien aufgerufen fühlten, sich gleichsam schützend vor die freie Presse zu stellen und dabei deutlich zu machen: "Der Journalismus in Deutschland ist gar nicht so schlecht. Etablierte Medien können, gerade wegen der vielen windigen Internet-Angebote, eine Renaissance als vertrauenswürdige Quellen erleben."
Generell hält Schultz eine Spaltung der Gesellschaft zwischen informierten Menschen, die Info-Angebote gegen Geld oder gratis nutzen, und den Informationsverweigerern, die nichts oder nur noch sehr wenig mitbekommen und nicht einmal seriöse journalistische Gratis-Angebote annehmen, für immer wahrscheinlicher.
"Wissens-Kluft"
"Schon vor der Digitalisierung wurde in der Medienforschung über eine 'Wissens-Kluft' zwischen denen, die Medien souverän nutzen, und denen, die abgehängt sind, diskutiert", erläutert Schultz. Für die Gesellschaft sei es wichtig, dass sich "in der Digitalisierung diese Kluft nicht vertieft und vergrößert".
Schultz appelliert deshalb an die Bildungspolitiker, an den Schulen den kompetenten Umgang mit Quellen zu vermitteln und Begeisterung für guten Journalismus zu wecken.
Warum ohne Doktortitel?
(kan) Er sorgt mitunter für Aufregung und Irritationen unter unseren Lesern, vor allem dann, wenn er in der Berichterstattung "fehlt" - der Doktortitel. So bedankte sich dieser Tage Herbert W. für den Abdruck seines Leserbriefes, fügte dem aber gleich hinzu: "Mich wundert nur, warum Sie bei Frau Dr. Weidel den akademischen Grad ,Dr.' weggelassen haben Platz wäre dafür noch gewesen. War das Absicht? Gibt es eine Begründung dafür?"
Er frage deshalb, so Herbert W., weil ihm aufgefallen sei, "dass in Talk-Runden oftmals die akademischen Titel von AfD-Vertretern ignoriert werden, bei linkslastigen oder islamischen ,Experten' derartige Titel meist besonders hervorgehoben werden, um die Wissenschaftlichkeit zu untermauern". Ein Beispiel, das W. hier anführt: "Regelmäßig wird Frau Lamya Kaddor als ,Islamwisschaftlerin' bezeichnet, dabei hat sie keinerlei akademischen Grad. Sie ist schlicht Religionslehrerin. Von einem Wissenschaftler erwartet man aber gemeinhin, dass er wenigstens an einer Universität promoviert hat."
Das Thema "Doktortitel" und der Umgang unserer Zeitung damit sind vor längerer Zeit auf der immer samstags erscheinenden Leseranwalt-Seite schon ausführlich erörtert worden. Wir tun das aber gerne noch einmal, um unseren Lesern aufzuzeigen, warum wir hier eine bestimmte Verfahrensweise haben. Eines vielleicht gleich vorweg: Auch in anderen Zeitungen oder in den großen Nachrichtensendungen des Fernsehens ist es nicht üblich, bei Politikern den Doktortitel zu erwähnen. Nun könnte man mit einem Augenzwinkern hinzufügen: Vielleicht sind sie ihn in absehbarer Zeit auch wieder los ... Doch Scherz beiseite.
Uns ist natürlich bewusst, dass die Regelungen unseres Hauses zur Erwähnung dieses höchsten akademischen Grades manchem Leser unverständlich sind und nicht gefallen. Das zeigen auch andere Reaktionen, die uns dazu bisher erreicht haben. Wir haben aber gute Gründe für unsere Entscheidung. Wir handhaben es so wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Das heißt: Wir verzichten grundsätzlich auf die Nennung des Doktortitels, sofern dies nicht dem Leseverständnis zuwiderläuft. Keine Regel ohne Ausnahme: Tritt der Träger des Titels allerdings in einer Funktion in Erscheinung, deren Grundlage seine akademische Leistung ist, erwähnen wir den Zusatz "Dr." einmal - und zwar am Anfang des Artikels. Danach nur noch den Nachnamen.
Das gilt auch so für den "Professor". Dazu folgendes Beispiel: Professor Dr. Hans Mustermann, Chefarzt der Inneren Medizin am Städtischen Krankenhaus A-Stadt, ist politisch ebenfalls aktiv, als Mitglied des Stadtrates von A-Stadt. Ergreift er in diesem Gremium das Wort, so lassen wir den "Professor Dr." weg. Hat ja auch nichts mit seiner politischen Tätigkeit zu tun.
In einem Artikel über die Innere Abteilung der Klinik wäre es freilich anders: Dann stünden - einmal - am Artikelanfang sowohl Funktion als auch Titel: "Chefarzt Professor Dr. Hans Mustermann". Um im Beitrag dann überflüssige Wiederholungen zu vermeiden, kann nachfolgend "der Chefarzt" oder "der Professor" geschrieben werden.
In der Umgangssprache ist "Doktor" ein Synonym für Arzt oder Mediziner. Deshalb schreiben wir in einem Artikel über einen Arzt - wiederum zur Vermeidung von Wiederholungen - durchaus "der Doktor". In diesem Zusammenhang die Abkürzung "Dr." zu verwenden, wäre nicht richtig. "Der Doktor" sollte es nicht heißen, wenn der Mediziner gar keinen Doktortitel hat.
Warum das alles? Hätten wir uns für den Zusatz "Dr." in der Berichterstattung keine Regelungen gegeben, käme es schnell zur "Doktor-Inflation" in der Zeitung und im Onetz. Auch nicht schön.
Urheberrecht nicht beachtet
(kan) Über unsere Onetz-Facebook-Seite hat sich eine Userin an uns gewandt. Es ging um den Artikel "Tennisplätze neu beleben". Die Frau schrieb uns Folgendes: "Ich verwalte die Facebook-Seite und die Homepage vom TC Etzenricht und mach auch die meisten Bilder, eben auch jenes aus dem Artikel. Wird man vorher nicht gefragt, ob das für so was hergenommen werden darf? Ich weiß, Facebook ist öffentlich, aber ich hab mich einfach nur gestern ziemlich gewundert, als ich die Zeitung les und da plötzlich von mir 'n Foto drin ist."
"Nicht alles, was funktioniert, ist auch erlaubt", warnt auf "urheberrecht.de" der Berufsverband der Rechtsjournalisten. Häufig seien Bilder in den sozialen Medien durch das Urheberrecht geschützt. Wer also die Aufnahme eines Fotografen für eine andere Veröffentlichung verwenden möchte, muss diesen um Erlaubnis fragen.
In dem konkreten Fall war der Bild-Hinweis "TC Etzenricht" nicht ausreichend. Die Redaktion durfte freilich davon ausgehen, dass ihr erfahrener freier Mitarbeiter die Verwendung des Fotos abgeklärt hatte. Das war leider nicht der Fall.
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