16.10.2018 - 17:04 Uhr

Ausdrucksstark und treffsicher

Erfolgreiches Abschluss der Beer-Walbrunn-Tage mit Kirchenkonzert in Kohlberg

von FSB
Mit ihrem Konzert erinnern Gerhard Urban (Violine) mit Hanns-Friedrich Kaiser (Klavier) an den Oberfpälzer Komponisten Anton Beer-Walbrunn. Bild: Ferdinand Schönberger
Mit ihrem Konzert erinnern Gerhard Urban (Violine) mit Hanns-Friedrich Kaiser (Klavier) an den Oberfpälzer Komponisten Anton Beer-Walbrunn.

"Singet dem Herrn ein neues Lied, jauchzt vor dem Herrn, freut euch, jubelt und singt." Dieser biblische Psalm 98 fasst treffend den kirchenmusikalischen Gottesdienst in der Nikolauskirche anlässlich der fünften Beer-Walbrunn-Tage des Kunst- und Kulturvereins zu Ehren des berühmten Sohnes der Gemeinde zusammen. Eröffnet wurde dasKonzert mit einem Orgelvorspiel zum Choral "Allein Gott in der Höh sei Ehr op. 67/1" von Max Reger aus dem Jahr 1902. Ihn hatte Beer-Walbrunn in München kennengelernt und war mit ihm befreundet. Die verschnörkelte Melodie interpretierte Kirchenmusikdirektor Hanns-Friedrich Kaiser beeindruckend und differenziert. Er ist seit 1982 Kantor an der Weidener Stadtkirche St. Michael und Regers Werke stehen immer wieder auf seinen Programmen.

Aus der Zeit, als er im Alter zwischen elf und 14 Jahren, Privatunterricht bei Beer-Walbrunn hatte, den er sehr schätzte, stammen drei von Wilhelm Furtwängler (1886-1954) komponierte Lieder für Singstimme und Klavier. Sie strahlen eine große Sensibilität für das Lyrische aus, vermittelt durch eine natürliche Deklamation des Textes und gesangliche Melodik. Das Lied "Geduld", getextet von Pauls Heyse, trägt die Sopranistin Angelika Huber, begleitet von Hanns-Friedrich Kaiser am Klavier, ausdrucksstark und treffsicher in den tiefen und hohen Tonlagen vor, mit denen die gegensätzliche Wirkung der textnahen Vertonung begünstigt wird.

Die durchkomponierte Form der Lieder Furtwänglers zeigt sich auch bei "Wenn die Engel Harfe spielen", gedichtet von Carmen Sylvia, Königin Elisabeth von Rumänien. Im melancholischen Stück "Erinnerung" mit dem Text von Theodor Körner, eine Abendidylle mit Lebensrückblick, imponieren die zu den Worten passenden Staccato- und Legato-Klänge am Klavier und die zwischen piano und fortissimo wechselnden himmlischen Töne.

Beer-Walbrunn war sehr mit dem Werk von Johann Sebastian Bach (1685-1750) vertraut. Im Barock erlebte die Kontrapunktik ihre Blütezeit und war auch eines der Fächer, die der Kohlberger Professor lehrte, auch wenn diese Kompositionstechnik als überholt und altmodisch angesehen wurde. Suiten für Cello von Johann Sebastian Bach gehören zur schwierigsten Solo-Literatur für dieses Instrument. Cellist Fulbert Slenczka bewältigt die drei ausgewählten Sätze einfühlsam und eindrucksvoll sowohl in den flotten als auch langsamen Passagen. Der Bourrée, einem Hoftanz des 16. Jahrhunderts, aus der "Suite Nr. 3 BWV 1009" folgten die Sarabande im ¾-Takt aus der "Suite Nr. 5 BWV 1011" und eine Gigue im 6/8-Takt aus der "Suite Nr. 1 G-Dur BWV 1007".

In den Kompositionen Beer-Walbrunns kommt immer wieder sein hohes kontrapunktisches Können zum Ausdruck. Zusammen mit Kaiser am Klavier bringt der Münchner Geiger Gerhard Urban zwei Sonaten für Violine und Klavier von Beer-Walbrunn zu Gehör, in denen er jene des Barockkomponisten Evaristo Felice dall'Abaco durch die continuo-Aussetzung bearbeitete. In der "Sonate op. 33 Nr. 5, h-Moll" (1906) untermalen in perfekter Abstimmung die kräftigen Pianoklänge die Melodie, übernehmen aber auch kleine Solopassagen, während die Violine im 1. Satz Andante eher klagende Töne von sich gibt. Schnelle Tonfolgen auf beiden Instrumenten prägen den 2. Satz Presto.

Nach dem ebenso meisterhaft vorgetragenen 3. Satz Adagio und dem 4. Satz Allegro assai aus der "Sonate op. 33 Nr. 5, h-Moll" von 1906 ist ein langanhaltender Schlussapplaus der berechtigte Lohn für die Künstler, die den Zuhörern einige Werke des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Meisters vorgestellt hatten.

 
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