Bayern
03.12.2025 - 01:01 Uhr

Allianz: Klagerisiko für Spitzenmanager steigt

Spitzenmanager bekommen Spitzengehälter. Doch für Chefs wird es aufgrund eines hohen Klagerisikos ungemütlicher. Gefahr droht in Deutschland vor allem aus dem eigenen Unternehmen: vom Aufsichtsrat.

Für Geschäftsführer und Vorstände geht der Spitzenjob mit steigendem Klagerisiko einher. (Symbolbild) Bild: Friso Gentsch/dpa
Für Geschäftsführer und Vorstände geht der Spitzenjob mit steigendem Klagerisiko einher. (Symbolbild)

Die Beförderung auf den Chefsessel bedeutet für Spitzenmanager weltweit ein wachsendes Risiko: Der Versicherungskonzern Allianz erwartet für die kommenden Jahre weiter zunehmende Klage- und Haftungsrisiken für Vorstände und Geschäftsführer. Auslöser sind unter anderem die Welle der Cyberkriminalität, zunehmende Regulierung, unsichere Weltlage, behördliche Sanktionen, Aktionärsklagen und auch die zunehmende Verbreitung von Künstlicher Intelligenz. Das schreiben die Fachleute des Firmenversicherers Allianz Commercial in einer neuen Analyse.

Die Haftung von Geschäftsführern und Vorständen entwickle sich „weiterhin rasant“, sagte Allianz Commercial-Manager Jarrod Schlesinger. Die Managerhaftpflicht - in der Branche D&O (Directors and Officers) genannt - hatte schon in den vergangenen Jahren so hohe Kosten verursacht, dass manche Versicherer dieses Geschäft aufgegeben haben. 

Für Spitzenkräfte besonders riskant: die USA 

In den letzten drei Jahren habe die Anzahl neuer D&O-Klagen international kontinuierlich zugenommen, vor allem in den USA, heißt es in dem Papier. Für D&O-Versicherer ist der US-Markt demnach „äußerst komplex“. Demnach sind in den USA die durchschnittlichen Kosten eines juristischen Vergleichs in D&O-Fällen um 27 Prozent auf 56 Millionen US-Dollar gestiegen. Das wären aktuell rund 48 Millionen Euro.

Auch in Deutschland mehr Manager in rechtlichen Schwierigkeiten

Der durchschnittliche deutsche D&O-Fall ist weit weniger teuer, aber auch in Deutschland sind die Kosten der Managerhaftpflicht stetig gestiegen. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zählte im vergangenen Jahr 2.500 D&O-Fälle, zwölf Prozent mehr als 2023. Jeder Schaden kostete die Versicherer im Schnitt mehr als 115.000 Euro, eine Steigerung von knapp 14 Prozent.

„Das hat mit den Anwaltskosten und der Länge der Verfahren zu tun“, sagt Alfred Mora, ein für das deutsche D&O-Geschäft von Allianz Commercial zuständiger Manager. „Da ist man sehr schnell bei sehr hohen Ausgaben für die Verteidigung, egal, ob hinter dem eigentlichen Vorwurf etwas steckt.“

Gefahr vom Aufsichtsrat

Deutschland ist nach Moras Worten ein Sonderfall. Denn anders als in den USA kommt die rechtliche Gefahr in der Regel aus dem eigenen Unternehmen: vom Aufsichtsrat. „In Deutschland sind die meisten Fälle Innenhaftungsschäden“, sagt Mora. „Das bedeutet, dass die Vorstände vom Aufsichtsrat in Anspruch genommen werden.“ 

Der Grund: Wenn etwas schiefgeht, sind die Unternehmenskontrolleure rechtlich verpflichtet, etwaige Haftungsansprüche zu prüfen. „Das ist eine deutsche Spezialität“, sagt Mora. Die zunehmende Regulierung trage ebenfalls zum steigenden Haftungsrisiko bei. „Hinter jeder neuen Regelung steckt ein Haftungsrisiko.“

Bei Großkonzernen Deckung von bis zu 300 Millionen Euro

Eine Folge: In den letzten Jahren haben viele Versicherer ihre Deckung reduziert - das ist die Summe, die sie im Schadenfall maximal zahlen. Eine gebräuchliche Deckungssumme ist 15 Millionen Euro. Um die Führungskräfte großer Konzerne zu versichern, bilden üblicherweise mehrere Versicherer ein Konsortium, das die Risiken auf mehrere Schultern verteilt und insgesamt sehr viel höhere Deckungssummen möglich macht. „Das heißt, dass die einzelnen Unternehmen nicht nur diese 15 Millionen haben, sondern je nach Größe des Unternehmens, können das 100, 200 oder 300 Millionen sein“, sagt Mora.

© dpa-infocom, dpa:251203-930-372187/1

 
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