Dieser Bürgermeister bleibt immer in der Spur. Flott gleitet er dahin, will schnell in dieses wunderbare Fleckchen Erde. "Mit dem Reschbachtal sind wir wirklich gesegnet", schwärmt Ernst Kandlbinder. Hier, am Ortseingang von Mauth ganz hinten im Bayerischen Wald, beginnt, so sagen viele Kenner, eine der schönsten Loipen in Ostbayern. "Ich kenne hier jeden Meter", sagt das Gemeindeoberhaupt und erklärt lächelnd: "Unser Fußballtrainer hat uns immer hier ins Tal reingescheucht." All die Jahre danach hat Kandlbinder die Gegend auch auf Langlaufskiern erkundet.
Kandlbinder war einst ein guter Fußballer, dann Marathonläufer, jetzt ist der 47-Jährige Bürgermeister des Ortes, der als einer der schneesichersten im Bayerwald gilt. Und die Dreikönigsloipe entlang des Reschbaches beeindruckt besonders. Klassiker und Skater kommen gerne hierher. Es gibt eine lockere Fünfer-Schleife, eine mittelschwere Zehner-Runde und einen durchaus anspruchsvollen Zwanziger-Kurs. Gestartet wird auf 820 Metern Höhe, auf der langen Schleife liegt mit 940 Metern der höchste Punkt. "Links des Baches ist die Natur völlig unberührt", sagt Kandlbinder und zeigt auf die dicht bewaldeten, schneevereisten Bäume an den Hängen. Hier verläuft die südliche Grenze des Nationalparks.
Der studierte Touristiker weiß nur zu gut, wie wichtig das Winterangebot für die Urlauber ist. Die Einheimischen leben hier gut von der weißen Pracht. In den ersten drei Monaten des Jahres kommen genauso viele Gäste wie in der restlichen Zeit des Jahres. 60 000 Übernachtungen zählen Mauth und die umliegenden Ortsteile per anno. "Wir machen da natürlich sehr viel", sagt der Bürgermeister. Die 70 Kilometer Loipen und die vielen Skaterpisten müssen ständig gepflegt werden. Drei Pistenbullys sind im Gemeindegebiet unterwegs, damit die Langläufer auch auf ihre Kosten kommen. Aber das kostet auch, wie Kandlbinder sagt: "Ich denke, da kommen so 1000 Betriebsstunden im Winter zusammen." Von Parkgebühren allein kann das alles nicht gedeckt werden.
Am Ortseingang von Mauth lockt die Dreikönigsloipe, die ihren Namen von einem populären Volksskilauf hat, der bis vor einigen Jahren immer am 6. Januar ausgetragen wurde. Ganz, ganz hinten, hart an der tschechischen Grenze, wartet im Ortsteil Finsterau sogar ein WM-Stadion samt Höhenloipen mit toller Aussicht auf die Langläufer. Viele Wettbewerbe werden hier ausgetragen. 2017 war Finsterau Gastgeber für die Para-Biathleten und Para-Langläufer. Von hier aus führen auch Langlaufspuren nach Tschechien. "Da ist es ganz gut, dass wir mit Außergefild auf der anderen Seite eine Partnerschaft haben", meint der Bürgermeister, der lobt: "Die Tschechen spuren genauso gut wie wir."
Während andere Langlaufgebiete in Bayern immer öfter auf strenge Winter warten, haben sie diese im Osten des Kreises Freyung-Grafenau alle Jahre wieder. Die Ecke hier gilt als Schneeloch. Der Bürgermeister empfindet diese Bezeichnung nicht als despektierlich oder abwertend. "Schneeloch? Das macht mir gar nichts aus", sagt der Rathaus-Chef forsch. "Wir fühlen uns mit dem Begriff sogar ein bisschen geehrt." Bei der Schneesicherheit dürfte da nur der Bretterschachten am Arber mithalten können.
Neben Touristen tummeln sich auch viele Einheimische in der Spur. Viele kleine Kinder machen ihre ersten Schritte auf den Latten. Sportliche Läufer nehmen die Zwanziger-Schleife in Angriff. Kandlbinder hält auf seiner Tour immer wieder an, plaudert mit den Leuten. Ein älterer Herr kommt im flotten Diagonalschritt daher. Einer mit Berliner Dialekt. Mit einem ziemlich holprigen "Pfüatti" verabschiedet sich der Hauptstädter vom Bürgermeister. Der sagt dann augenzwinkernd: "Das ist doch Integration pur."
Schneeloch? Wir fühlen uns da ein bisschen geehrt.
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