Bayern
05.05.2020 - 17:49 Uhr

Endlich wieder hinterm Steuer

Friseure haben seit Montag wieder auf, Geschäfte bis 800 Quadratmeter Größe schon die zweite Woche. In den Schulen kehrt ebenfalls wieder Leben ein. Auch Kindergärten und Spielplätze sollen öffnen. Aber was ist mit den Fahrschulen?

Fahrschüler direkt neben Fahrlehrer, ohne Schutzvorrichtungen. So ein Bild wird es in den nächsten Monaten nicht geben. Wenn die Fahrschulen am 11. Mai den Betrieb wieder aufnehmen, sind bestimmt Auflagen zu erfüllen. Bild: agentur_dpa
Fahrschüler direkt neben Fahrlehrer, ohne Schutzvorrichtungen. So ein Bild wird es in den nächsten Monaten nicht geben. Wenn die Fahrschulen am 11. Mai den Betrieb wieder aufnehmen, sind bestimmt Auflagen zu erfüllen.

In Berlin finden ab sofort wieder schrittweise Fahrerlaubnisprüfungen statt. In Nordrhein-Westfalen dürfen die Fahrschulen bereits seit dem 24. April wieder flächendeckend öffnen. In Bayern soll es unter bestimmten Auflagen jetzt auch losgehen - und zwar am 11. Mai.

"Die haben uns komplett vergessen", schimpfte Jürgen Waninger von der Amberger Fahrschule Scholz & Zweck noch am Montag. "Wir sind der einzige Berufsstand, bei dem gar nichts geht", sagte der 53-Jährige. Seit 18. März herrsche bei ihm, wie in allen anderen Fahrschulen, Stillstand. Acht festangestellte Fahrlehrer musste Waninger in Kurzarbeit schicken. "Wir haben zwar Soforthilfe bekommen. Aber die war gleich weg für Fahrzeug-Leasing und Miete für die Fahrschulräume. Jetzt geht es an das Eigenkapital und um die Existenz", beschrieb der Amberger die schwierige Situation.

Lang ersehnte Mitteilung

Nach der Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag erhielten die Fahrlehrer aber endlich die langersehnte Mitteilung ihres Verbandes: Ab 11. Mai darf geschult werden. "Wir können alle aufatmen", sagte Waninger dann auch gestern Nachmittag. Wie das Konzept - Abstand in der Theorie, Mund-Nasen-Schutz in der Praxis - im Einzelnen umgesetzt werden wird, müsse sicher noch detailliert ausgearbeitet werden. Nur kurze Zeit nach der Ankündigung, dass es jetzt weitergehe, hätte aber das Telefon nicht stillgestanden, so der 53-Jährige. "Die Fahrschüler wollen natürlich endlich ihren Schein. Aber wir werden das schon in den Griff bekommen." Vorgesorgt hat Waninger in einem Punkt schon: "Ich habe für 1000 Euro Desinfektionsmittel gekauft."

Die Entscheidung, die Fahrschulen, für Wochen komplett zu schließen, hatte Franz Zielinski von der Fahrschule Raab in Weiden begrüßt. "Es geht vordergründig um die Gesundheit", sagte der 50-Jährige. "Ich hatte zwei Corona-Todesfälle in meinem Bekanntenkreis und bin deshalb besonders sensibilisiert." Das Gesamtkonzept der Regierung sei stimmig und er rechne damit, dass trotz der Lockerungen "das gesamte Jahr mit angezogener Handbremse" ablaufen werde. Obwohl Zielinski drei Fahrlehrer in Kurzarbeit schicken und auch er für Kosten für Fahrzeuge und Räume aufkommen musste, könne er etwa ein viertel Jahr finanziell durchhalten. "Man muss für Krisenzeiten immer was auf der Seite haben, man weiß ja nicht, was kommt", sagt der 50-Jährige. "Die Öffnung jetzt ist schön, aber es muss in geregelten Bahnen gehen", fordert Zielinski. Wie alles ablaufen werde, müsse sich zeigen. Aber bei einem ist er sicher: "Es geht sicher nicht gleich voll Stoff los und es wird nicht alles so sein wie zuvor."

Gemischte Gefühle

Ob durch den wochenlangen Stillstand Fahrschulen in ihrer Existenz bedroht sind, könne er nicht sagen, meint Markus Popel, Kreisvorsitzender des bayerischen Fahrerlehrerverbandes Amberg/Amberg-Sulzbach. "Durch Corona bedingt haben wir auch keine Versammlungen und deshalb keine Infos", sagt der 46-Jährige. Aber er denke schon, dass die Soforthilfe zumindest etlichen kleineren Fahrschulen geholfen habe. Popel sieht die Wiederaufnahme des Schulungsbetriebs mit gemischten Gefühlen. "Es ist aus finanzieller Sicht wichtig, aber es wird nicht einfach für die Fahrlehrer, da die meisten schon Ü 50 sind und die 11 Stunden im Fahrzeug mit Maske ganz schön an die Substanz gehen werden." Aber man könne den Betrieb nicht reduzieren, da die Leute natürlich ihren Führerschein haben wollen.

"Die Fahrlehrer haben in den vergangenen Wochen ständig bei uns nachgefragt", sagt Reinhard Pfab, Fachverantwortlicher Fahrerlaubnis beim TÜV Süd in Weiden. "Jetzt ist klar, dass wenigstens der Schulungsbetrieb wieder läuft. Wichtig ist, dass die Leute mit den Fahrzeugen wieder auf die Straße kommen", meint Pfab. Jetzt fehlt noch die Freigabe für die Prüfungen. "Die werden wir aber kurzfristig bekommen", ist der TÜV-Mann sicher.

 
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