Bei einem Online-Angriff sind persönliche Daten von Hunderten Personen im Internet veröffentlicht worden. Die Attacke trifft unter anderem Politiker, Schauspieler und Fernsehmoderatoren. Einige Informationen wurden schon 2017 ins Netz gestellt, in großem Umfang wurden Daten dann im Dezember 2018 veröffentlicht. Doch erst Donnerstagabend wurde ein größerer Kreis darauf aufmerksam.
"Die Bundesregierung nimmt diesen Vorfall sehr ernst. ", sagte stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz. Bei den Politikern seien "alle Ebenen" betroffen, Abgeordnete aus Bundestag, Europaparlament, Landtagen bis hin zu Kommunalpolitikern. Bei einer Sichtung der Daten fallen unter anderem die Abgeordneten Annette Karl (Landtag, SPD), Uli Grötsch (SPD, Bundestag) oder Albert Rupprecht (Bundestag) auf. Dem CSU-Politiker ist am Freitagnachmittag immer noch ein wenig der Schock darüber anzuhören. Erst am Freitagvormittag habe er davon erfahren, sagt Rupprecht. Seine Mobilnummer fand sich im Netz.
Im Vergleich zu anderen Betroffenen hatte er damit Glück, auch wenn er darauf geachtet hat, die Nummer diskret zu behandeln. "Wenn nur mehr das Handy klingelt, kann man nicht arbeiten." Deshalb gebe er nur die Nummer seines Büros nach außen. Seine Mitarbeiter übernehmen die Koordination. "Ich muss die nächsten Tage abwarten. Wenn Anrufe zu sehr zunehmen, muss ich mir eine neue Nummer besorgen", sagt Rupprecht. Er kenne Kollegen, die dies schon am Freitag erledigt haben.
Das sei ärgerlich. Etwas anderes störe ihn aber mehr, sagt Rupprecht. "Moderne Technik bietet so viele Möglichkeiten. Solche Skandale zerstören das Vertrauen in die Techniken wie Künstliche Intelligenz."
Unter den auf Twitter veröffentlichten Daten finden sich auch berufliche E-Mails, Kopien von Personalausweisen, Mietverträge, Privatadressen und auch ganze Chatverläufe. Sogar private Chats und Sprachnachrichten von Ehepartnern und Kindern sowie Skype-Namen von Kindern wurden veröffentlicht. Mit Abstand die meisten Einträge gab es zur CDU, die AfD-Fraktion ist die einzige Bundestagspartei, die nicht betroffen ist. Betroffen ist auch Kanzlerin Angela Merkel.
Wer für den Angriff verantwortlich ist, ist unklar, genauso die Vorgehensweise der Täter. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik soll aber davon ausgehen, dass die Daten aus öffentlichen Bereichen des Internets wie Sozialen Medien oder Webauftritten stammen sowie teilweise aus privaten "Clouddaten". Die Ermittlung liegt nun beim Nationalen Cyber-Abwehrzentrum.
Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin
Wolfgang Schäuble (CDU), Bundestagspräsident
Andrea Nahles (SPD), Parteivorsitzende der SPD
Heiko Maas (SPD), Bundesaußenminister
Martin Schulz (SPD), ehemaliger Kanzlerkandidat der SPD
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Parteivorsitzende der CDU
Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister
Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister
Andreas Scheuer (CSU), Bundesverkehrsminister
Alexander Dobrindt (CSU), Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag
Robert Habeck (Grüne), Bundesvorsitzender der Grünen
Christian Hirte (CDU), Bundesbeauftragter für die Ost-Bundesländer
Til Schweiger, Schauspieler und Regisseur
Jan Böhmermann, Moderator
Konstantin von Notz (Grüne), Vize-Vorsitzender und netzpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident Bayerns
Peter Tschentscher (SPD), Hamburgs Erster Bürgermeister
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen
Ralf Stegner (SPD), Landesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der SPD im schleswig-holsteinischen Landtag
Raed Saleh (SPD), Fraktionsvorsitzender der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus
Katharina Schulze (Grüne), Fraktionschefin der Grünen im bayerischen Landtag
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.