Mit Besinnlichkeit gegen den Weihnachtswahnsinn, mit groteskem Witz gegen die Feiertagsmelancholie: Schauspieler Hans Sigl nimmt bei seinem Bühnenprogramm „Weiße Weihnacht - eine literarische Schlittenfahrt“ die Zuschauer mit auf einen rasanten Ritt durch die Höhen und Tiefen der sogenannten staden Zeit. Dabei zeigt der 56-Jährige mit Humor, Feinsinn und Spontaneität seine Entertainer-Qualitäten. Am Rande verrät er auch, wie er selbst Heiligabend verbringt.
Es geht Schlag auf Schlag: Stücke von Hans Christian Andersen oder Antoine de Saint-Exupéry, es gibt Modernes und weniger Bekanntes. Vor allem ist es abwechslungsreich, mal tiefgründig, mal bizarr. Mit seinem Trio lässt es Sigl auch musikalisch weihnachtlich werden. Ob „O Tannenbaum“ oder „Winterwunderland“ - es wird traditionell, bluesig und schräg.
Die Zuschauer werden Teil des Programms - ohne fürchten zu müssen, vorgeführt zu werden. Das Wort „Bergdoktor“ fällt übrigens nicht, mit Arztgags nimmt sich Sigl - Hauptdarsteller der ZDF-Arztserie - aber selbst auf die Schippe.
Hinter der Festtagsfassade
Mit Ironie spitzt Sigl den Weihnachtswahnsinn zu - die Handyfoto-Orgien etwa - und fragt, ob man sich die Feiertage wohl nur noch schön kiffen könne. Zwischen den Gags und Grotesken schimmert aber durch, was vielfach hinter der Fassade aus Kerzenglanz steht: Einsamkeit, Streit, Hektik, Geschenkeüberfluss.
„Ich merke, dass die Leute diese Mischung aus Humor und Besinnlichkeit einfach wahnsinnig gern haben. Es geht darum, zu sich selbst zu kommen. Denn auch wenn außen alles hergerichtet ist, wenn der Baum steht und die Lichter brennen, dann heißt es nicht, dass man im Herzen so weit ist“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Rande seines Auftrittes.
„Ich glaube, die Leute haben fast schon ein bisschen Angst vor der Nähe an den Feiertagen. Da spielt die Digitalisierung eine Rolle, die Whatsapp-Nachrichten. Man spricht kaum noch miteinander und trifft sich gar nicht mehr. Das macht uns alle kaputt.“ Sein Appell: einfach mal bei Leuten klingeln und fragen, wie es ihnen geht. „Diesen Weg zueinander, den möchte ich den Leuten heute ein bisschen leichter machen“, sagte er.
Weihnachtlicher Zauber der Kindheit
Als Kind empfinde man die Adventszeit als endlos. Diesen Zauber und dieses Sentiment versuchten Erwachsene heute ihren Kindern zu ermöglichen. „Aber ich glaube, das ist in einer komplett anderen Welt gar nicht mehr möglich. Dann passiert was, was nicht vorgesehen ist, dann ist es schlimm, die Stimmung ist komisch, weil die Erwartung so irre hoch ist.“ Dabei gehe es eigentlich doch darum, miteinander Zeit zu haben.
Wie feiert Familie Sigl Weihnachten? „Wir sind total klassisch, mit Baum. Um 19.00 Uhr ist das Glöckchen zu hören und dann geht es los. Es gibt Raclette, dazwischen wird ein bisschen beschert und später kommen Freunde vorbei und wir feiern Weihnachten miteinander.“
Bis 22. Dezember ist der Schauspieler noch auf Tour. „Ich fragte mich schon, ob ich quasi abgeweihnachtet bin, wenn es so weit ist. Aber so ist es dann gar nicht.“ Und zwischendurch bleibt sogar noch Zeit zum Geschenkekauf.
Weitere Städte sind Berlin (13.12.), Stuttgart (15.12.), Bielefeld (16.12.), Köln (17.12.), Schwandorf (19.12.) und Ingolstadt (22.12.).
© dpa-infocom, dpa:251211-930-410618/1













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