Bayern
01.04.2019 - 16:27 Uhr

Jazzwoche Burghausen: Kleiner Cullum ganz groß

50 Jahre Internationale Jazzwoche Burghausen: Die Stadt am Inn kann zum Jubiläum viele Musikgeschichten erzählen. Am Wochenende kam eine ganz besondere dazu.

Jamie Cullum in Burghausen. Bild: we
Jamie Cullum in Burghausen.

Die Sonne strahlt an diesem Sonntagmittag besonders schön über Burghausen, Touristen schlendern entlang der mit 1051 Metern längsten Burganlage der Welt. Mittendrin im Burgcafé sitzt Jamie Cullum, der Superstar der Jazzszene. Er trinkt mit seinen Eltern ein Hefeweizen. Mit seiner schwarzen Sonnenbrille, schwarzem T-Shirt und enger schwarzer Jeans schaut er aus wie einer Studenten-WG entsprungen. Dabei feiert Cullum im August bereits seinen 40. Geburtstag.

Es sind diese kleinen Momente, die Burghausen als Deutschlands Jazz-Hochburg unverwechselbar machen. Cullum trinkt und isst unbehelligt von Fans. Mehr als zehn Millionen Tonträger hat der Brite bereits verkauft. Sein Auftritt vor fünf Jahren gehört zu den unvergessenen Konzerten der Jazzwoche. Das Festival feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag.

Festival mit "Lebensfalten"

Zu diesem Jubiläum ist das Buch "It has lines in its face" erschienen. Das Zitat stammt von Jamie Cullum, er ziert auch das Cover des Werkes. Was der In Essex geborene Musiker damit sagen will: Dieses Festival, diese Stadt haben Lebensfalten. Da ist nichts glattgebügelt. Das ist Provinz in positivstem Sinne. Bürgermeister Hans Steindl (SPD) ist selbst der größte Fan der Jazzwoche: Sie stehe für bunte Vielfalt, für Toleranz, auch für Ecken und Kanten. "Der Weg von München ins Niemandsland", beschreibt er die Reise in den Landkreis Altötting voller Selbstironie.

10 000 Tickets verkauft

Und am 50. Geburtstag gibt es was zu feiern: Statt der kalkulierten 7500 bis 8000 Tickets sind mehr als 10 000 Karten verkauft worden. Nahezu alle Veranstaltungen ausverkauft. Steindl, selbst schon mehr als 30 Jahre im Amt, ist begeistert: "Es ist wunderbar gelaufen." Und da passt Jamie Cullums Auftritt perfekt ins Bild. Schon Etienne M'Bappé & The Prophets heizen die Stimmung am Samstagabend mächtig an. 90 Minuten Weltmusik mit mächtig Schmackes von den Pariser Musikern um den Bandleader und Bassisten M'Bappé. Garniert mit Bläsern und Geigen bringt die siebenköpfige Band die Wacker-Halle zum Wackeln.

Um 22.15 Uhr kommt Cullum für zwei Stunden auf die Bühne. Der nur 1,64 Meter große Musiker ist live der Größte. Energie pur. Er ist schmaler geworden, ganz dünne Ärmchen. Cullum kombiniert Ray Charles und die The White Stripes, präsentiert erstmals seinen neuen Gospel-Song "Near to you", dirigiert die Menge bei "Devil may care", baut sogar Roman Loebs "Standing still" als Cover ein. Und erobert ganz alleine auf der Bühne mit dem letzten Song "The Gran Torino", mit dem er für den Clint-Eastwood-Film einen Grammy gewann, die Herzen von Burghausen.

Die 18 000-Einwohner-Stadt atmet nicht nur für eine Woche Jazz. Man ist sogar so stolz auf die Prominenz, die in den 50 Jahren hier schon ein Gastspiel gab, dass ihr eine "Street of Fame" gepflastert wurde. Seit 1999 werden Bronzeplatten mit klingenden Namen von Jazzstars verlegt: Ella Fitzgerald, Count Basie, Dizzy Gillespie, Lionel Hampton, Stéphane Grappelli, Paul Kuhn und Dave Brubeck sind dort verewigt.

Ob auch Jamie Cullum diese Ehre zuteil wird? Der Rummel wäre dem liebenswerten Briten wohl eher peinlich. Da trinkt er lieber ein Weizen mit seinen Eltern im Burgcafé.

Voller Einsatz: Jamie Cullum auf seinem Klavier. Bild: we
Voller Einsatz: Jamie Cullum auf seinem Klavier.
 
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