Bayern
03.12.2025 - 04:02 Uhr

Wer kämpft um die Rathäuser, wo wird es spannend?

Wer bleibt wo als OB im Amt, wer gewinnt Landrats- oder Bürgermeisterwahlen? Die Kommunalwahl am 8. März wird vielerorts spannend - allen voran natürlich für die Bewerber vor Ort. Aber nicht nur.

In manchen Kommunen wird die Wahl am 8. März besonders spannend. (Archivbild) Bild: Peter Kneffel/dpa
In manchen Kommunen wird die Wahl am 8. März besonders spannend. (Archivbild)

Bei der Kommunalwahl am 8. März sind viele gespannt auf das landesweite Abschneiden der Parteien. Dabei ist die Wahl eigentlich eine Summe vieler kleiner Wahlen für Spitzenämter vor Ort. Interessant werden die OB-Wahlen in größeren Städten und manche Landratswahlen. Aber nicht nur. Eine beispielhafte Liste, wo es besonders interessant oder spannend wird:

München/Oberbayern

In MÜNCHEN wird das Rennen voraussichtlich unter drei erfahrenen Kommunalpolitikern ausgemacht: Amtsinhaber Dieter Reiter von der SPD ist schon seit 2014 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt und möchte ein drittes Mal das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger erlangen. Er profitiert von der Abschaffung der Altersgrenze für Kommunalpolitiker vor zwei Jahren – ohne diese Entscheidung der Staatsregierung hätte er mit nunmehr 67 Jahren gerade so nicht noch einmal antreten dürfen.

Reiters Konkurrenten sind deutlich jünger: Dominik Krause von den Grünen ist erst 35 Jahre alt, sitzt aber bereits seit mehr als einem Jahrzehnt im Stadtrat und wurde 2023 zum Zweiten Bürgermeister Münchens gewählt. Von der CSU tritt der 1976 geborene Jurist Clemens Baumgärtner an, der als ehemaliger Wirtschaftsreferent die Stadtverwaltung ebenfalls sehr gut kennt.

In NEUBIBERG hält die CSU trotz Drogen-Vorwürfen an ihrem Bürgermeister fest und will mit ihm in den Kommunalwahlkampf ziehen. Thomas Pardeller war in München von der Polizei mit Drogen erwischt worden. Ihm wird der Besitz von 0,2 Gramm Kokain vorgeworfen. In einer persönlichen Erklärung schrieb er: „Ich habe einen Riesenfehler, eine Riesendummheit gemacht.“

Schwaben

In AUGSBURG strebt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) eine zweite Amtszeit an, mehrere Gegenkandidaten wollen dies verhindern. Auch Webers grüne Koalitionspartnerin, Bürgermeisterin Martina Wild, möchte den Chefsessel im Rathaus erobern. Für die Sozialdemokraten tritt der Stadtrats-Fraktionschef Florian Freund an, nachdem Weber vor sechs Jahren gegen den damaligen SPD-Kandidaten in die Stichwahl musste. In der Vergangenheit hatten in Bayerns drittgrößter Stadt abwechselnd CSU- und SPD-OBs regiert.

Eines der Hauptthemen des Wahlkampfs dürfte das Kostendesaster bei der Sanierung des Augsburger Theaters werden. Die Modernisierung des Staatstheaters wurde einst mit 186 Millionen Euro berechnet, inzwischen stehen Kosten von 417 Millionen Euro im Raum.

Einen ungewöhnlichen Seitentausch gibt es bei der Bürgermeisterwahl im schwäbischen WERTINGEN (Landkreis Dillingen an der Donau). Bernhard Uhl, der seit 2014 für die CSU Rathauschef in Zusmarshausen im Landkreis Augsburg war, tritt nun in Wertingen als parteiloser Bewerber für die Grünen an. Hintergrund ist, dass Uhl in Zusmarshausen CSU-intern nicht mehr unumstritten war. Daraufhin erklärte er die künftige Zusammenarbeit mit den Grünen und seinen Austritt bei den Christsozialen.

Oberpfalz

Ein Wechsel auf dem Chefsessel steht im Rathaus REGENSBURG an. Amtsinhaberin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) tritt nicht mehr an und nannte dafür familiäre Gründe. Als Kandidaten für ihre Nachfolge stellte ihre Partei Thomas Burger auf, den Vorsitzenden der Stadtratsfraktion.

Maltz-Schwarzfischer hatte den Posten 2017 zunächst kommissarisch übernommen, und zwar von ihrem damals im Zusammenhang mit der sogenannten Parteispendenaffäre suspendierten Vorgänger Joachim Wolbergs. 2020 trat die heute 65-Jährige wieder an und setzte sich in einer Stichwahl gegen die CSU-Kandidatin Astrid Freudenstein durch. Diese geht auch 2026 wieder ins Rennen um den OB-Posten.

Niederbayern

Nach dem überraschenden Rücktritt des Bürgermeisters von DINGOLFING am 13. November dürfte die Wahl in der niederbayerischen Stadt besonders in den Fokus rücken. Der 48-jährige Armin Grassinger (Unabhängige Wählergemeinschaft Dingolfing/UWG) hatte eigentlich im kommenden Jahr erneut antreten wollen. Aufgrund von Anfeindungen und Bedrohungen gegen sich und seine Familie zog er sich jedoch zurück. Die Amtsgeschäfte übernahm zunächst die 2. Bürgermeisterin Maria Huber (UWG).

Mittelfranken

In NÜRNBERG, Bayerns zweitgrößter Stadt, wird spannend, ob dem CSU-Oberbürgermeister Marcus König wieder der Wahlsieg gelingt. Nürnberg galt jahrzehntelang (bis auf eine kurze Unterbrechung) als rote Hochburg. Doch als der beliebte SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly nach 18 Jahren im Amt bei der letzten Wahl 2020 nicht mehr antrat, eroberte der CSU-Politiker das Nürnberger Rathaus. Diesen fordert nun SPD-Spitzenkandidat Nasser Ahmed heraus. Sollte er gewinnen, würde Nürnberg erstmals von einem Oberbürgermeister mit Migrationshintergrund regiert. Ahmeds Eltern stammen aus Eritrea, er selbst wurde in Nürnberg geboren.

Unterfranken

In WÜRZBURG wird dieses Mal kein neuer Oberbürgermeister gewählt. Mit Martin Heilig an der Rathausspitze gibt es seit dem 1. Juli erstmals einen grünen Oberbürgermeister in Bayern - sein Vorgänger Christian Schuchardt (CDU) war im Sommer zum Deutschen Städtetag gewechselt, die Wahl hatte deshalb vorgezogen werden müssen. Für Schlagzeilen dürfte aber die Stadtratswahl sorgen, weil der umstrittene AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba für seine Partei als Spitzenkandidat ins Rennen geht. Der 24-Jährige steht vom 7. Januar an vor dem Amtsgericht Würzburg - wegen Volksverhetzung, Geldwäsche, Sachbeschädigung, Nötigung und versuchter Nötigung. Er weist die Vorwürfe zurück.

In ASCHAFFENBURG will Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) gerne in eine weitere Amtszeit gehen. Der 65-Jährige tritt gegen mindestens vier Kandidaten an - darunter ist der Chef der örtlichen Kriminalpolizei, Markus Schlemmer. Der Kriminaldirektor ist 57 Jahre alt, CSU-Mitglied und stellt auf das Thema Sicherheit ab.

Der MILTENBERGER Landrat Jens Marco Scherf lässt seine Dienstgeschäfte seit Monaten aus gesundheitlichen Gründen ruhen und tritt bei der Kommunalwahl auch nicht mehr an. Der Grünen-Politiker war 2014 erstmals zum Landrat von Miltenberg gewählt worden und hatte sich in der Migrationsdebatte auch bundesweit Gehör verschafft. Um das Amt bewerben sich sechs Kandidaten. Die größten Chancen dürften Björn Bartels (CSU/39) und Michael Schüßler (FW/40) haben.

Oberfranken

In BAMBERG will eine ehemalige bayerische Staatsministerin den Chefsessel im Rathaus für die CSU erobern: Melanie Huml, einst Gesundheits- und Europaministerin, tritt bei der OB-Wahl an. Lange war spekuliert worden, ob die 50-Jährige in den Wahlkampf einsteigt und Oberbürgermeisterin ihrer Heimatstadt werden will, Ende Oktober schließlich wurde sie offiziell nominiert. Bisher hatte die bei Touristen und Ausflüglern beliebte Welterbe-Stadt einen SPD-Oberbürgermeister, Andreas Starke tritt jedoch nicht wieder an. Der Jurist war 2006 erstmals ins Amt gewählt worden. Seine Partei schickt nun Sebastian Niedermaier ins Rennen.

Politik zwischen Hof und Berlin - das Ehepaar Bär kennt diesen Spagat seit Jahren. Während Dorothee Bär (CSU) inzwischen Bundesministerin für Forschung ist, will ihr Mann Oliver - auch bei der CSU - Landrat für den LANDKREIS HOF bleiben. Herausgefordert wird er von SPD-Kandidat Alexander Mosena und Stefan Heindl (FDP). Bemerkenswert: Vor allem der Norden Bayerns galt jahrelang als vergleichsweise starkes SPD-Gebiet. Bär gewann 2014 eher überraschend die Wahl, 2020 fiel sein Vorsprung deutlicher aus.

Eine interessante Personalie ergibt sich in LICHTENBERG im Landkreis Hof: Hier gewann 2020 ein 19-Jähriger die Kommunalwahl und wurde zum damals jüngsten Bürgermeister Deutschlands: Kristan von Waldenfels. Inzwischen ist seine politische Karriere weitergegangen, er sitzt für die CSU im bayerischen Landtag, als bisher jüngster Abgeordneter überhaupt. Bürgermeister in Lichtenberg ist er aber geblieben. Und will das auch nach der Wahl 2026 sein.

Kristan von Waldenfels werde wieder kandidieren, hieß es aus seinem Abgeordnetenbüro. Der junge Politiker selbst sagte, er habe seit seiner Wahl zum Landtagsabgeordneten immer wieder festgestellt, „wie sehr mir mein Amt als Bürgermeister hilft, die Konsequenzen einzuschätzen, die parlamentarische Entscheidungen dann vor Ort tatsächlich haben“.

© dpa-infocom, dpa:251203-930-372428/1

 
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