Wer im unterfränkischen Karlstein am Main Lüften will, ist auf alles gefasst: Denn seit gut zwei Jahren stinkt es zeitweise so sehr, dass die Einwohner Fenster und Türen eigentlich lieber geschlossen halten. Für die einen riecht es nach verschmorten Kabeln, andere fühlen sich an Schwefel erinnert - und damit an faulige Eier. So mancher roch noch nie etwas. Ungeklärt ist auch, ob der Geruch sich vom hessischen Nordufer des Untermain auf die unterfränkische Seite ausbreitet oder umgekehrt.
Etliche Male rückte die Feuerwehr seither aus, ohne Erfolg. Dass der Gestank von nahen Industrieflächen kommen könnte, bewahrheitete sich bisher nicht. Nur eines steht nach vielen Messungen fest: Schadstoffe wurden bislang nicht gefunden, eine Gesundheitsgefahr machten die Behörden nicht aus. Gemessen wurde laut Karlsteiner Feuerwehr auch im benachbarten Seligenstadt auf der hessischen Mainseite.
Betriebe überprüft, kein Verursacher gefunden
Das für den Immissionsschutz zuständige Landratsamt Aschaffenburg überprüfte Industrie- und Gewerbebetriebe in der Nähe. „Nach den uns vorliegenden Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass von den infrage kommenden Betrieben keine vermeidbaren schädlichen Umwelteinwirkungen ausgehen“, teilte eine Sprecherin der Behörde mit.
„Aus den Meldungen, die uns aus der Bevölkerung erreicht haben, ergibt sich jedoch, dass der Großteil der Gerüche nicht dem Emissionsverhalten derjenigen Betriebe zuzuordnen sind, die wir auf bayerischer Seite vermuten können.“ Das Landratsamt informierte demnach die Immissionsschutzbehörde auf der nördlichen Mainseite, „so dass die hessischen Kolleginnen und Kollegen ebenfalls aktiv werden können“.
Überall gemessen: „am Boden, im Kanal, in der Luft“
„Seit etwa zwei Jahren kommt es in Karlstein immer wieder zu Einsätzen der Feuerwehr und Hilfsorganisationen im Zusammenhang mit einem undefinierbaren Geruch“, sagte ein Feuerwehrsprecher. „Bis heute konnten wir nicht lokalisieren, wo der Geruch herkommt.“ Die Karlsteiner Feuerwehr maß überall: „am Boden, im Kanal, in der Luft“. Auch aus Mannheim hinzugezogene Spezialisten fanden die Ursache demnach nicht.
Der Karlsteiner Bürgermeister Peter Kreß (FDP) sagte: „Wir bitten die Bevölkerung auch immer wieder, uns Geruchsprotokolle zu schicken, die wir dann weiterleiten können.“ Kreß selbst nahm den Geruch noch nicht wahr. „Mir ist schon beschrieben worden, dass es teilweise metallischer Geruch wäre oder nach verbranntem Gummi oder verbranntem Kunststoff riechen würde.“ Doch die Quelle des Gestanks wurde nicht gefunden - auch nicht mit spezieller Messtechnik wie einem Photoionisationsdetektor.
Je nach Wind riecht es auch in Hessen
Mal müffelt es morgens, mal mittags oder abends: Die Einwohner müssen stets mit der Geruchsbelästigung rechnen. Auch im hessischen Seligenstadt und anderen Gemeinden in der Umgebung roch es bereits. Manchmal aber auch tagelang gar nicht. Nach Angaben der Gemeinde Karlstein riecht es in Hessen abhängig davon, wie der Wind bläst. Manche aber nehmen gar nichts wahr, wie eine Gemeindesprecherin erzählte.
Infos der Freiwilligen Feuerwehr Karlstein zu einem der Einsätze
© dpa-infocom, dpa:251121-930-320209/1













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