Bernhardswald
29.04.2020 - 18:14 Uhr

Von der Scheune in den Kunst-Stadel

Es war praktisch der letzte Tag, an welchem Ingo Kübler und Wilma Rapf-Karikari den Transport mit Werken des vor 22 Jahren verstorbenen Max Bresele von Weiden nach Bernhardswald (Kreis Regensburg) machen konnten. Dann kam die Coronakrise.

Die Kunstvermittler Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler bereiten im neuen Schaulager Werke von Max Bresele und Susanne Böhm für die geplante Eröffnung am 17. Mai vor. Bild: Michael Scheiner
Die Kunstvermittler Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler bereiten im neuen Schaulager Werke von Max Bresele und Susanne Böhm für die geplante Eröffnung am 17. Mai vor.

Plastiken und Papierarbeiten von Margot Luf, die sie zwei Tage später in München abholen wollten, fielen bereits der Ausgangsbeschränkung und dem Kontaktverbot wegen der Corona-Pandemie zum Opfer. Demnächst stehen und lagern die Arbeiten der beiden Künstler im Schaulager der beiden Kunstvermittler. Wohl und sicher verwahrt, harren sie hier in einem der Depots auf ihre Präsentation für Kunstliebhaber.

Das Schaulager, ein beherztes Kulturprojekt des Adlmannsteiner Galeristenpaars, dient der Bewahrung, dem Sichtbarhalten und an die Wohnzimmerwand bringen des künstlerischen Erbes verstorbener Kunstschaffender aus der Region. In einem Fall, nämlich dem der Münchner Künstlerin Margot Luf, ist es kein Nach- sondern ein Vorlass, den Rapf-Karikari und Kübler betreuen. Die Bildhauerin lebt und arbeitet nach wie vor künstlerisch. Ihr ist aber daran gelegen, ihr Erbe geregelt zu wissen und in Hände zu geben, die sich aktiv und mit Sachverstand darum bemühen, dass es nicht in Vergessenheit gerät oder gar im Müll landet.

Gerettete Kunst

Das wäre 1998 fast mit der Hinterlassenschaft des Oberpfälzer Künstlers Max Bresele passiert. Die sollte in die Müllverbrennung wandern. Nur dem schnellen und entschlossenen Eingreifen von Wolfgang Herzer und Gabriele Hammer ist es zu verdanken, dass der gewaltige Nachlass aus Objekt-Kästen, Holzstelen, geschweißten und bemalten Metallmontagen, aus Malerei, Zeichnungen und künstlerisch gestalteten Möbeln gerettet werden konnte.

Heute gehört er dem Kunstverein Weiden, der sich jetzt zusammen mit Kübler und Rapf-Karikari darum kümmert, dass die konsum- und gesellschaftskritische Kunst des Eigenbrötlers lebendig im Gedächtnis bleibt. Aus diesem Bresele-Konvolut sind künftig ausgewählte Arbeiten im Schaulager zu sehen. Mit Blick auf die Eröffnung am 17. Mai (nur bei telefonischer Anmeldung) sind die beiden Kunstvermittler gerade dabei, die Holzstelen, Objektkästen und Assemblagen zu reinigen und vom Staub zu befreien, damit sie präsentiert werden können.

Dann können sie ohne großen zeitlichen Vorlauf fast ad hoc für kaufinteressierte Kunstliebhaber im Ausstellungsbereich aufgebaut und mit Bildern zu einer Ausstellung komponiert werden. Darin liegt das Ziel des Projekts Schaulager, das prächtig im Dachgeschoss eines alten Stadel beheimatet ist. Bresele hätte an dem Umstand, dass seine Werke aus einer alten, halb verfallenen Scheune in eine holzverlattete, aquamarinblau leuchtende Scheune umgezogen sind, sicher sein hintersinniges Vergnügen gehabt. Über sechs separate Depots verfügen die Kunstvermittler in dem ästhetisch und architektonisch beeindruckenden Umbau, der vom Regensburger Architekturbüro planschmid ausgeführt wurde. Diese befinden sind links und rechts eines großzügigen, mit Tageslicht und optimaler Beleuchtung ausgestatteten Ausstellungsbereichs. Dort können Bilder in unterschiedlicher Höhe gehängt, Objekte präsentiert und Mappen zur Ansicht vorgelegt werden.

Expressiv und dynamisch

Neben Bresele und Luf haben auch die expressiven, enorm dynamischen Bilder der in der früheren DDR aufgewachsenen Malerin Susanne Böhm bereits Einzug gehalten. Ihre mit starken Farben und breiten Konturen entstandenen Landschaftsbilder und Stilleben erinnern an Gabriele Münter und Paula Modersohn-Becker. Den Nachlass der in Regensburg verstorbenen Künstlerin betreut Rapf-Karikari seit ihrem frühen Tod im Jahr 2000. Jetzt haben ihre wuchtigen, neoexpressionistischen Gemälde und Zeichnungen endlich einen angemessenen Platz in Grafikschränken und Depotregalen gefunden.

Die Arbeiten Margot Lufs allerdings, neben Papierarbeiten oft spielerisch leicht wirkende Plastiken aus Bronze, Terrakotta und Holz, stehen - abholbereit - noch im Atelier und Wohnhaus in München. Der Transport ist auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden. Bis zur Eröffnung finden sie sicher ihren Weg in die sanft hügelige Landschaft des Vorwalds, die sich in den großen Glasflächen des Giebels spiegeln. Der Umbau ist durch eigenen Einsatz, Unterstützer und eine EU-Förderung aus dem Leader-Programm ermöglicht worden.

Blick auf den Stadl mit Schauraum in Adlmannstein. Bild: Michael Scheiner
Blick auf den Stadl mit Schauraum in Adlmannstein.
Blick in den Ausstellungsraum mit Stühlen und Holzarbeiten von Max Bresele. Bild: Ingo Kübler
Blick in den Ausstellungsraum mit Stühlen und Holzarbeiten von Max Bresele.
In diesem Depot sind Skulpturen von Margot Luf zu sehen. Bild: Ingo Kübler
In diesem Depot sind Skulpturen von Margot Luf zu sehen.
Info:

Hintergrund

Seit 2005 betreiben Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler im sanierten, historischen Stallgewölbe der über 300 Jahre alten Schlossgaststätte in Adlmannstein die mittlerweile bekannte Kunstpartner-Galerie.

www.kunstpartner.eu

 
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