Österreich, das Land der acht Millionen Debilen? Dass Jan Böhmermann mit dem angepassten Thomas-Bernhard-Zitat im ORF derart vom Leder zog, war kein Zufall. Er kannte die „b‘soffene G‘schicht“, wie FPÖ-Vizekanzler Strache das Video relativierte, in dem er Österreich bereitwillig an russische Interessen verscherbeln wollte. Und sage kein FPÖ-Wähler seit Jörg Haider, man habe nicht wissen können, was die Neo-Braunen im Schilde führen. Häme über den Alpenstaat ist gleichwohl fehl am Platz.
Denn auch darin hat der nicht immer witzige Satiriker Recht: „Österreich ist ein Versuchslabor, in dem mit Chemikalien experimentiert wird, die man nicht zusammenschütten sollte.“ Der Ruf nach autoritärer Führung halle aus den Bergen bis rüber zu uns nach Deutschland. Denn Strache zeigt sich auf Ibiza nicht nur machtbesoffen, sondern durchaus politisch: Im Osten seien die Menschen noch „normal“ und nicht so „dekadent“ wie im Westen. Der Plan: eine gelenkte Demokratie, in dem die Regierenden die Medien steuern, um ihre Interessen zu verfolgen.
Maaßen immer noch maßlos
Peinlich: Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen hält in seinem Gastbeitrag bei "Bild" nicht die Skrupellosigkeit Straches sondern die Veröffentlichung für den eigentlichen Skandal. Schlimmer noch: Alexander Mitsch, Vorsitzender des konservativen CDU/CSU-Flügels "Werteunion" haut einfach mal die Idee raus, "Herrn Habeck einzuladen, in der Hoffnung, dass er sich in angeheitertem Zustand korrupt zeige". Damit befeuert er das Vorurteil aller Stammtische, alle Politiker seien korrupt.
Und auch der ansonsten so besonnene Manfred Weber, Spitzenkandidat der Union für die Europa-Wahl, sollte sich fragen, wie lange er Biedermann Sebastian Kurz, der die Brandstifter ins Regierungsboot holte, noch als Vorzeigedemokraten adeln möchte. Das einzige Ziel, das der verfolgt, ist aus der Krise Kapital zu schlagen.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.