Deutschland und die Welt
13.03.2023 - 18:49 Uhr

Galeria-Filialen in Regensburg, Bayreuth, Erlangen und Nürnberg schließen

Deutschlands letzte große Warenhauskette nutzt das Insolvenzverfahren für harte Einschnitte ins Filialnetz. Über 5000 Beschäftigte werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Auch Filialen in Regensburg, Bayreuth, Erlangen und Nürnberg machen zu.

Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof herrscht Krisenstimmung - 52 Filialen sollen geschlossen werden. Symbolbild: Hendrik Schmidt/dpa
Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof herrscht Krisenstimmung - 52 Filialen sollen geschlossen werden.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. "Insgesamt werden somit weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren", berichteten die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens am Montag. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag", betonte der Betriebsrat.

Auch die Filiale am Neupfarrplatz in Regensburg sperrt zu – nach über 100 Jahren. "Dem schnellen Wandel im Einzelhandel, der zunehmenden Bedeutung des Online-Handels und dem geänderten Einkaufs-und Konsumverhalten konnte das Warenhauskonzept am Neupfarrplatz leider nicht Paroli bieten", sagt Oberbürgermeisterin Getrud Maltz-Schwarzfischer. "Es ist sehr bedauerlich, vor allem für die Belegschaft ist diese Nachricht niederschmetternd. Die Altstadt verliert einen wichtigen Magneten, der bis zuletzt für Frequenz in der Regensburger Altstadt sorgte." Die Filiale im Donau-Einkaufszentrum bleibt aber erhalten. "Das Galeria-Haus am Neupfarrplatz ist ein wichtiger Frequenzbringer für den Handelsstandort Altstadt. Wie groß die negativen Auswirkungen der Schließung sein werden, ist noch nicht abzusehen", sagt Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg. "Trotzdem wollen wir positiv nach vorne schauen. Kurzfristig können andere Geschäfte von der Schließung profitieren, denn es kommt hochqualifiziertes Fachpersonal auf den Arbeitsmarkt."

Ebenfalls auf der Streichliste: Die beiden Filialen in Nürnberg (Königstraße und Nürnberg-Langwasser) und Erlangen. Alle drei Warenhäuser schließen zum 30. Juni 2023. Das Geschäft in der Bayreuther Innenstadt macht zum 31. Januar 2024 zu. Der Hintergrund: Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.

2020 bereits 40 Filialen geschlossen

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme - ohne Erfolg.

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. "Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Warenhäuser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzeitigen Form", betonte der Sanierer in einem Interview. Der Handelsriese müsse dafür allerdings kleiner und dezentraler werden. Galeria werde hoffentlich "in drei Kalenderjahren" wieder Gewinn machen. Vorher fielen wegen der Umstrukturierungskosten etwa für Umbauten sicher weitere Verluste an.

Hintergrund:

Diese Filialen schließen zum 30. Juni 2023

  • Celle
  • Coburg
  • Cottbus
  • Duisburg (Düsseldorfer Straße)
  • Erlangen
  • Gelsenkirchen
  • Hagen
  • Hamburg-Harburg
  • Hamburg-Wandsbek
  • Leipzig Neumarkt
  • Leverkusen
  • München-Bahnhof
  • Neuss
  • Nürnberg (Königstraße)
  • Nürnberg-Langwasser
  • Offenbach
  • Paderborn
  • Regensburg (Neupfarrplatz)
  • Saarbrücken am Bahnhof
  • Siegen
  • Wiesbaden (Kirchgasse)
Hintergrund:

Diese Filialen schließen zum 31. Januar 2024

  • Bayreuth
  • Berlin-Charlottenburg
  • Berlin-Müllerstraße
  • Bielefeld
  • Braunschweig
  • Bremen
  • Darmstadt am weißen Turm
  • Dortmund
  • Düsseldorf (Schadowstraße)
  • Essen
  • Esslingen
  • Frankfurt Zeil
  • Hanau
  • Heidelberg (Bismarckplatz)
  • Hildesheim
  • Kempten
  • Krefeld
  • Leonberg
  • Limburg
  • Lübeck
  • Mönchengladbach
  • Oldenburg
  • Pforzheim
  • Reutlingen
  • Rosenheim
  • Rostock
  • Schweinfurt
  • Siegburg
  • Stuttgart-Eberhard-Straße
  • Viernheim-RNZ
  • Wuppertal
 
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