München
14.10.2018 - 21:13 Uhr

Diese Wahl hinterlässt jede Menge Scherbenhaufen

Die Landtagswahl in Bayern kennt viele Verlierer. In zwei Wochen kann das politische Erdbeben Berlin erreichen, meint Frank Werner.

Kommentar von Frank Werner
Die bayerische Spitzenkandidatin (von links) Katharina Schulze von Bündnis 90/Die Grünen, Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Bild: Lukas Barth-Tuttas/dpa
Die bayerische Spitzenkandidatin (von links) Katharina Schulze von Bündnis 90/Die Grünen, Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

Es ist ein Debakel mit Ansage. Die Wähler im Freistaat schicken die ehemaligen Volksparteien in ein Jammertal. Alle Prognosen haben sich bestätigt, CSU und SPD verlieren zusammen mehr als 20 Prozentpunkte. Ein Armutszeugnis vor allem auch für die Große Koalition in Berlin. Von dort gab es keinerlei Rückenwind, nur hausgemachten Ärger. Oberzündler Horst Seehofer ist einer der Hauptverantwortlichen für den Flächenbrand. Sein Dauerfeuer gegen Kanzlerin Angela Merkel hat sich zum Rohrkrepierer entwickelt. Mit Streitereien ist kein Wahlkampf zu gewinnen. Und mit populistischem Getöse auch nicht.

Horst Seehofer hat angekündigt, in seinen Ämtern bleiben zu wollen, trotz des niedrigsten CSU-Ergebnisses seit 1950. Ein Irrsinn. Markus Söder wird es mit Grausen zur Kenntnis nehmen. Immerhin: Der Ministerpräsident darf im Amt bleiben. Mit den Freien Wählern bekommt die CSU aller Voraussicht nach ihren Wunschpartner in eine Koalition.

Hubert Aiwanger wird Söder kaum Steine in den Weg legen. Die Freien Wähler rekrutieren viele enttäuschte ehemalige CSU-Wähler, die Schnittmenge der beiden Parteien ist enorm groß. Allzu viel wird sich nicht ändern im Freistaat in dieser Koalition, für die CSU ist dies der denkbar einfachste Weg zum Machterhalt.

Viel mehr Charme hätte da schon ein schwarz-grünes Bündnis in Bayern. Die Grünen sind der große Gewinner der Wahl. Mit frischen Spitzenkandidaten und glaubwürdiger Politik haben sie es zur zweitstärksten Kraft im Landtag gebracht. Und sie haben mit dafür gesorgt, dass die SPD in den Abgrund gestoßen wurde. Die Sozialdemokraten stehen vor einem Scherbenhaufen. Es darf keine Tabus bei der personellen und inhaltlichen Erneuerung geben. Sollte in zwei Wochen in Hessen das nächste Debakel kommen, könnten die Tage der Groko ohnehin gezählt sein.

Und die AfD? Knapp über zehn Prozent sind für die Rechtspopulisten bei ihrem Siegeszug durch die Länderparlamente fast schon eine Enttäuschung. Für alle anderen Parteien im Landtag wird es eine Hauptaufgabe sein, ihre menschenverachtende Politik zu bekämpfen und zu demaskieren.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.