Richtig schlau geworden ist man aus Duran Duran während ihrer Hochzeit in den 1980-er Jahren, zumindest als Freund so genannter "anspruchsvoller" Pop-Musik, nicht wirklich. Vielleicht auch, weil die vier Akteure der Formation aus Birmingham schlicht zu gelackt wirkten, zu attraktiv, zu megalomanisch.
Denn mal ehrlich: Was ist geblieben vom frühen Werk der Beauties Simon LeBon, zuständig für Gesang und Gitarre, Bassist John Taylor, Schlagzeuger Roger Taylor und Keyboarder Nick Rhodes, die in dieser Besetzung seit 1980 und nach einer Trennung seit 2001 wieder vereint sind? Ganz klar das schmissige "The Wild Boys", "The Reflex" mit üppigem Hymnen-Charakter ohne Zweifel, gleichfalls der zu Herzen gehende Titelsong zum James Bond-Streifen "A View To A Kill". Eine Handvoll schmucker Pop-Klassiker aus den 80-ern. Aber sonst?
Zu schön für diese Welt?
Mit demselben Problem hatten in derselben Ära freilich auch andere kommerziell erfolgreiche, heutzutage angesehene New-Romantic-Popbands wie A-ha oder Spandau Ballet zu kämpfen, deren Protagonisten zu schön für diese Welt schienen. Viel pompöses Image, wenig kreatives Innenleben, das wurde ihnen einst vehement vorgeworfen. Duran Duran waren extrem hübsche Burschen, die - auf Verkaufszahlen und die Öffentlichkeit schielend - beliebig von Soul-, Funk- und New Wave-Töpfen naschten, diese zu so schmackhaften wie kurzlebigen Drei-Minuten-Eintöpfen mit eingängigen Refrains vermengten und damit beinahe nebenbei weit mehr als 30 Millionen Tonträger unters begeistert kreischende, meist weibliche Volk brachten.
Anno 2021 sind die "Duranies" erneut in Schönheit vereint, haben mit "Future Past" ein weiteres Album am Start. Sie sind sich darauf konsequent ihrer musikalischen Linie treu geblieben. Die kann man als oberflächlich durchwinken. Die kann man aber auch als straight, tanzbar und clever bewundern. Duran Duran, im Nachhinein die Hüter des New-Wave-Schöngeists? "Wir wollen einfach kreativ bleiben und dabei würdig mit dem Alter umgehen", so erklärt Schlagzeuger Roger Taylor, warum Duran Duran auch heute, über vier Dekaden nach ihrer Gründung, weiterhin musikalisch aktiv sind. "Inzwischen verstehen wir uns untereinander prima, sind sogar zur alten geschwätzigen Ur-Demokratie innerhalb der Band zurückgekehrt. Harmonie bei Herren im fortgeschrittenen Alter wie uns ist zweifelsohne eine Frage des Lernprozesses", lacht der 61-jährige.
Angesagte Musiker zu Gast
Und Taylor fügt hinzu: "Mittlerweile sind Duran Duran definitiv 'old school', daher respektiert von Musikern, die ebenfalls seit langem im Business tätig sind", ist Roger überzeugt. Bester Beweis für diese These ist, dass dieses Mal angesagte Musiker wie Graham Coxon (Blur), Mike Garson (Smashing Pumpkins) und Lykke Li ("I Follow Rivers") als Gäste an Bord sind. Produziert haben Erol Alkan (Interpol, MGMT), Mark Ronson (Amy Winehouse, Bruno Mars) und Urgestein Giorgio Moroder (Donna Summer, Blondie). Wobei Taylor überzeugt ist: "Es ist bei unserer Band unmöglich, dass Produzenten ihr die musikalische Verantwortung abnehmen. Dafür sind wir zu eigenwillige Charaktere. Aber natürlich sind wir stolz, dass wir all diese Cracks - und Freunde - an unserer Seite hatten."
Sechs Jahre ließen sich Duran Duran Zeit, um eine neue Platte in den Ring zu werfen. "Schon 2018 beschlossen wir, dass wir nach der letzten Scheibe 'Paper Gods', die ein Riesenerfolg war, gleichfalls die damit verbundene Tournee, wieder kreativ werden wollen", erklärt Taylor. "Eigentlich wollten wir nur mit einer 4-Song-EP an den Start gehen. Doch dann kam Corona. Mit einem Mal hatten wir viel zu viel Zeit. So entstand ein komplettes Album."
Das Image ist den vier Herren weiterhin wichtig. "Wir erfanden uns als Gruppe immer wieder neu, daran hat sich bis heute nichts geändert", meint der Drummer. "David Bowie, Kraftwerk, Bryan Ferry, die sind allesamt Helden von uns. Sehr zum Leidwesen unserer Frauen laufen wir zwar zu Hause nicht wie Dandys herum. Aber Trainingsanzüge oder anderes ausgeleiertes Zeug wird man in unserer Garderobe nicht finden." Stolz sind Taylor und seine drei Langzeit-Kumpane nicht auf alles, was sie als Duran Duran in der Vergangenheit zusammen geschaffen haben. "Aber du kannst die Zeit ja nicht zurückdrehen", sagt er. "Wir haben garantiert einige Fehler begangen. Doch wir bemühen uns darum, sie nicht mehr zu wiederholen."















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