Edelsfeld
05.10.2018 - 18:13 Uhr

Wegen des Oberpfälzer Dialekts: "Manchmal verstehe ich meinen Sohn nicht"

In der aktuellen Folge unserer "Zugroast"-Serie erklärt die gebürtige Bremerin Stefanie Heldrich, dass Norddeutsche die Oberpfalz ganz woanders verorten - und warum sie ihren eigenen Sohn manchmal nicht versteht.

Seit 22 Jahren lebt die Bremerin Stefanie Heldrich in der Oberpfalz. Bild: exb
Seit 22 Jahren lebt die Bremerin Stefanie Heldrich in der Oberpfalz.

Lastwagensitze und Fahrräder, Porzellan und Straßenwalzen, Chips und Zoigl. Es gibt fast nichts, was von den Unternehmen in der Oberpfalz nicht hergestellt wird. Das lockt an. Menschen aus der ganzen Welt ziehen in die Oberpfalz - und finden eine neue Heimat. Hier erzählen sie davon. Heute mit Stefanie Heldrich (47). Sie stammt aus Bremen und lebt seit 22 Jahren in Edelsfeld (Kreis Amberg-Sulzbach), wo sie mit ihrem Mann das Café Heldrich führt.

ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt’s?

Stefanie Heldrich: Teilweise ja. Damit kommt man als Bremerin aber gut zurecht. Die Bremer sind auch stur, da gibt es keinen großen Unterschied. Am Anfang muss man eine kleine Hürde überwinden, aber mit Freundlichkeit und Offenheit funktioniert das auch.

ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet jetzt Ihr Fazit?

Für Norddeutsche ist das schwierig. Als ich hierhergezogen bin, musste ich in der Heimat viel erklären. Die Norddeutschen meinen, dass die Oberpfalz in Rheinland-Pfalz liegt. Ich musste immer sagen, das ist eine andere Region. Die Oberpfalz wird ein bisschen verkannt.

ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?

Eigentlich nicht. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, meine Kinder, mein Geschäft. Nach Norddeutschland fahre ich zweimal im Jahr, meine Mutter lebt dort noch. Und wir machen da Urlaub.

ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen, wenn die zu Besuch in die Oberpfalz kommen?

Ich muss sie immer wieder überzeugen, dass die Oberpfalz nicht in Rheinland-Pfalz liegt. Hier ist es wunderbar, sonst hätte ich es nicht so lange ausgehalten. In Edelsfeld hat man alles, was man braucht. Eine Wanderung durchs Eiselbachtal ist wunderschön, Amberg sehenswert. Und auch die wunderbare Gastronomie um Edelsfeld hat einiges zu bieten.

ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihm nach Feierabend ein Bier trinken?

Inzwischen ja. Das einzige Problem ist, dass ich manchmal meinen Sohn nicht verstehe. Er spricht sehr Dialekt, obwohl er eine norddeutsche Mutter hat. Manchmal zieht er mich damit auf. Aber wir verstehen uns trotzdem.

ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzer?

Ich glaube nicht. Das ist nicht negativ gemeint, aber ich bin eine Bremerin durch und durch. Ich bin mit dem hanseatischen Lebensgefühl aufgewachsen, das hat man so in sich. Da sind sich Bremer und Oberpfälzer ähnlich: Wir sind freiheitsliebend.

 
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