Schmäh vonseiten des Publikums nehmen Künstler ja mitunter als Ritterschlag hin. Ottmar Hörl jedoch ist an diesem Abend etwas verblüfft. "Man hat mich beschimpft", sagt er, eben zurückgekehrt von seiner Aufreihung kleiner Domrepliken aus Kunststoff in Blickweite des monumentalen Originals.
Eigentlich sollte es eine Würdigung an die Stadt Regensburg und ihr Wahrzeichen sein. Ottmar Hörl, populärer Konzeptkünstler, hat im Auftrag des Bistums und der Stadt sowie der Galerie Andrea Madesta gehandelt. "Souvenir, Souvenir?!" lautet der Titel der Ausstellung, mit der er sich derzeit neben der die Gemüter erhitzenden Installation auf dem Neupfarrplatz präsentiert.
Heftige Reaktion
Dabei passt die heftige Reaktion ins Konzept des Konzeptkünstlers. Denn Ottmar Hörl nimmt sich Allgemeingut vor und riskiert somit auch den Unmut der Masse. In Nürnberg hat der ehemalige Präsident der Akademie der Bildenden Künste Dürers Hasen in Kunststoff vervielfältigt. In Regensburg ist es der Dom.
"Mit meinen Eingriffen in die Kunstgeschichte will ich symbolisieren, dass sich die Menschen immer stärker in alles einmischen", äußert sich Ottmar Hörl zu seiner Vorgehensweise, bei der er sich großzügig aus dem Erbe der Kunstgeschichte bedient. Der Dom ist in Regensburg nicht das einzige Beispiel hierfür. In der Galerie Andrea Madesta hängen weitere Kulturschätze der Menschheit, bei denen Ottmar Hörl Hand angelegt hat. Plötzlich trägt hier das Jesuskind auf dem Arm der Darmstädter Madonna von Hans Holbein ein neckisches schwarzes Höschen. Francois Bouchers Diana hat sich nach dem Bad Socken angezogen.
Ottmar Hörl hat sich diese Bilder vorgenommen, auf Leinwand gedruckt und mit kleinen Details versehen. Die Aufmerksamkeit des Betrachters anzuregen, ist dabei sein Ansinnen. "Auch etwas, das ein paar hundert Jahre alt ist, kann neu gesehen werden", bemerkt der Künstler.
Dom aus Kunststoff
Anlass für den seriell vervielfältigten Dom aus Kunststoff ist das Jubiläum der Kathedrale. "150 Jahre Vollendung der Regensburger Domtürme" war für Hörl ein Grund, sein Konzept der Serie erstmals bei einem großformatigen architektonischen Motiv anzuwenden. "Ich arbeite stets mit dem, was in einer Stadt Bedeutung hat", erklärt er seine Werke für verschiedene Ort in Deutschland.
Die Reaktion in Regensburg erfolgte nicht nur durch pöbelndes Zufallspublikum auf dem Neupfarrplatz. Zur Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Madesta erschien Dr. Rudolf Voderholzer höchstpersönlich. Ein wohlwollender Bischof zwischen Klassikern der Kunstgeschichte, deren Nacktheit durch ein paar Pinselstriche sogar noch mehr zur Schau getragen wird: Das ist schon eine Art Ritterschlag.
Service
Die Ausstellung „Souvenir, Souvenir?!“ läuft bis zum 29. September in der Galerie Andrea Madesta, Wahlenstraße 3 in Regensburg. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 15 Uhr.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.