Rammstein polarisiert. Das und eine Menge Feuer ist das einzige, was mir zu der Band in den Kopf kommt. So richtig eine Vorstellung von einem zweistündigen Konzert habe ich allerdings nicht. Und trotzdem habe ich für diesen Sommer eine Konzertkarte. Wie genau das passieren konnte, weiß ich selbst nicht: Gelockt hat mich wahrscheinlich die Stadt Paris, denn da findet das Konzert statt.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich zunächst lediglich für ein langes Wochenende mit nach Paris kommen wollte. Sollten meine Freunde das Konzert doch alleine genießen. Ich wollte in der Zwischenzeit durch eine der bedeutendsten Großstädte Europas schlendern und das Zentrum für Kunst, Mode, Gastronomie und Kultur erkunden. Ein Rammstein-Konzert in Paris steht für mich auf den ersten Blick in einem absoluten Widerspruch.
Irgendwie habe ich mich dann aber doch von meinem Plan abbringen lassen. Also sollte ich mich wohl ein bisschen auf das vorbereiten, was mich dort erwartet. So begann ich damit, in die Lieder rein zuhören: Titel wie „Mann gegen Mann, „Ich tu dir weh“ oder „Angst“, zeigen schon ganz gut, wo es langgeht. Beim Hören der Lieder erinnere mich auch daran, dass Rammstein schon einmal auf einem Festival war, das ich besuchte. Das Hurricane-Festival 2016. Damals bin ich auf dem Weg zu Clueso oder Deichkind nur an der Bühne vorbeigelaufen. Ich meine, mich an eine Menge Feuer erinnern zu können. Was soll man aber auch anderes bei einem Song mit dem Titel „Feuer Frei!“ erwarten.
Alle anderen Künstler hatten es damals bei dem Festival schwer, gleichzeitig mit Rammstein zu spielen: Die Band scheint also ein Publikumsmagnet zu sein. Auch die Stimmung scheint ausgelassen. Und die Feuershow muss der Wahnsinn sein. So gab es schließlich in Heidelberg laut meiner Google-Recherche zahlreiche Notrufe wegen des Verdachts auf einen Großbrand. Wenn die Berliner also auf die Bühne gehen, ist etwas geboten. Kein Großbrand, nur Rammstein eben.
Texte wie „Ich reiß der Puppe den Kopf ab“ wirken auf mich dann aber doch etwas beklemmend. Geht es hier etwa tatsächlich um ein Gewaltverbrechen? Ist die Puppe am Ende doch ein echter Mensch? Mit anderen Worten, wenn der Junge singt, die Puppe zu zerstören, bezieht er sich tatsächlich darauf, die Person zu töten, die seine Schwester umgebracht hat? Nachdem ich das Lied gehört habe, beginne ich zu hinterfragen, ob ich wirklich mit zu dem Konzert sollte. Mein Freund empfiehlt mir deshalb das Lied „Rosenrot“: Tatsächlich etwas besser. Es geht um Liebe. Wieder ein Gegensatz. Rammstein scheint zwischen Liebe und Tod zu wechseln.
Das passt schon eher zu dem Klavier-Duo, das auf Rammsteins Stadiontour im Jahr 2022 als Vorband spielte. Erneut ein Widerspruch. Vielleicht zeigt das aber auch, dass ein Auftritt von Rammstein in der Kunst- und Kulturstadt Paris doch gar nicht so merkwürdig ist. Und vielleicht ist es auch deshalb gar nicht so merkwürdig, dass ich mir das Konzert und die Show einmal anschaue.
O-Ton
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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