10.03.2020 - 17:53 Uhr

Europäische Komponisten im Jazz-Gewand: „Three Wise Men“ beim Jazz-Zirkel-Weiden

Die Mitglieder der „Three Wise Men“, drei Musiker aus den Niederlanden, Italien und Österreich, arbeiten seit 13 Jahren zusammen und haben in 1500 Konzerten ihr außergewöhnliches musikalisches Format europaweit unter Beweis gestellt.

„Three Wise Men“, die Heiligen Drei Könige, so nennt sich das Trio mit Frank Roberscheuten (Klarinette, Saxofon), Rossanno Sportiello (Klavier) und Martin Breinschmid (Schlagzeug). Sie transportieren die Melodien von europäischen Komponisten in die Gefilde des klassischen Jazz. Bild: exb
„Three Wise Men“, die Heiligen Drei Könige, so nennt sich das Trio mit Frank Roberscheuten (Klarinette, Saxofon), Rossanno Sportiello (Klavier) und Martin Breinschmid (Schlagzeug). Sie transportieren die Melodien von europäischen Komponisten in die Gefilde des klassischen Jazz.

Mit ihrem aktuellen Programm „The European Songbook“ kommt das Trio „Three Wise Men“ zum zweiten Mal nach Weiden. 15 Kompositionen von J.S.Bach bis Toots Thielemans, von Franz Lehar bis Ennio Morricone, dienen als Vorlagen für swingende Interpretationen.

Frank Robertscheuten (*1962 in den Niederlanden) ist ein Meister auf Saxofon und Klarinette. Im Interview macht er Appetit auf ein Konzert der Sonderklasse.

ONETZ: Was bedeutet der Name „Three Wise Men“? Warum wurde er gewählt?

Frank Robertscheuten: Das sind die Heiligen Drei Könige: Sie kamen mit ihren Geschenken aus dem Osten zum Christkind. Jazz ist amerikanische Musik. Für Amerikaner kommen alle Europäer aus dem Osten. Unsere Geschenke sind Melodie, Harmonie und Rhythmus. Eigentlich wollten wir 2007 nur eine Tournee machen, aber sie war sehr erfolgreich, sowohl musikalisch als auch persönlich, und der Name ist uns geblieben.

ONETZ: Wie kam es zu der Besetzung Klarinette bzw. Saxofon, Piano und Schlagzeug? Wie haben Sie sich gefunden? Gab es Vorbilder?

Als kleine Gruppe können wir alle zusammen in einem Auto fahren, das ist sehr praktisch. Aber auch musikalisch ist die Besetzung optimal: Der Pianist Rossano Sportiello deckt alles ab. Er spielt walking bass oder stride, man vermisst nichts. Ich lernte Rossano beim Festival in Ascona kennen. Er spielte dort im Trio mit Eddie Locke am Schlagzeug und Harry Allen am Saxofon. Das klang so gut und brachte mich auf die Idee zu diesem Trio.

ONETZ: Als Sie in den 70er Jahren zum Jazz kamen, war die Blütezeit von Fusion und Rockjazz. Wie haben Sie angefangen? Hatten Sie als junger Mensch Beziehungen zu den aktuellen Strömungen?

Ich habe in einer regionalen Blaskapelle angefangen und hörte viel Musik im Radio. Eines Tages brachte mir ein Freund eine Schallplatte mit der „Dutch Swing College Band“. Das entfachte in mir das Feuer für diese traditionelle Musik.

ONETZ: Was fasziniert Sie am „alten“ Jazz? Ist diese Musik noch zeitgemäß?

Musiker die auf der Bühne ihre Musik spielen, alles, was man akustisch spielen kann, höre ich gerne. Sobald Elektronik und Effekte dazukommen, ist das nicht mehr mein Ding. Als Teenager spielte ich natürlich auch in Bigbands und Bebop. Aber in der Musikgeschichte gibt es Nischen für alle möglichen Musikarten: Bach, Mozart, Mahler, mittlerweile auch Beatles und Rolling Stones, und für mich gehört auch der Dixieland Jazz dazu. Man improvisiert natürlich, aber man kann immer eine Melodie erkennen, auch der Rhythmus ist sehr eingängig, meist im 4/4-Takt und das kommt beim Publikum gut an, auch bei jüngeren Leuten.

ONETZ: Wo finden Sie Auftrittsmöglichkeiten? Kommen auch junge Leute zu den Konzerten?

Auch bei klassischen Konzerten findet man hauptsächlich Leute im gesetzten Alter. Junge Leute müssen erst Erfahrungen sammeln, man braucht ein gewisses Alter, um zu sehen, wie schön diese Musik eigentlich ist.

ONETZ: Können Sie ihre Mitstreiter Rossano Sportiello (*1974) und Martin Breinschmid (*1970) kurz charakterisieren?

Wir haben alle drei eine ungeheure Leidenschaft für Musik im Allgemeinen. Wir reden ständig über Musik und sind immer noch ständig beim „Proben“, sogar im Auto. Dazu kommen die Zuverlässigkeit und die Präzision: Man setzt alles daran, diese Musik so gut wie möglich zu spielen. Es sollte immer noch besser werden.

ONETZ: 2011 waren Sie schon einmal in Weiden, damals mit einem bunten Potpourri aus der Jazz-Historie. Diesmal kommen sie mit dem „European Songbook“. Was dürfen wir erwarten?

Im Jazz werden vor allem die Standards aus dem „American Songbook“ als Vorlagen genommen. Unsere Philosophie ist: Wenn die Musiker vor 80 Jahren die Melodien von europäischen Komponisten (Lehar, Chopin) genommen hätten, wie hätte das geklungen? Ein Jazzmusiker braucht nur eine gute Melodie und schöne Harmonien. Damit geht er kreativ um. Die europäischen Kompositionen haben zwar andere Melodien, aber wir spielen sie so, wie es z.B. 1938 in New York geklungen hätte.

ONETZ: Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Vorlagen aus? Wie gehen Sie bei der Instrumentierung vor?

Dieses Programm habe ich zusammengestellt. Dabei sucht man Melodien, über die man gut improvisieren kann. Jazzmusiker lieben die 12taktige Bluesform oder eine 32taktige AABA-Form und ich suchte Stücke, die sich gut dafür eignen.

ONETZ: Wie oft gehen Sie im Trio auf Tournee? Sie haben ja unterschiedliche Wohnorte in Belgien, New York und Österreich!

Wir kommen jedes Jahr im März zusammen und sind diesmal fünf Wochen unterwegs. Danach kommt es auch noch zu einigen kürzeren Touren, z.B. auch auf Festivals. So hat jeder genügend Zeit für eigene Projekte und Gruppen. Wir bewegen uns aber alle im „Mainstream“ oder „Straight Ahead“ Bereich.

ONETZ: Vor 9 Jahren spielten Sie schon einmal in Weiden, damals im alten Rathaussaal. Können Sie sich noch daran erinnern?

Da gab es eine sehr gute Akustik und wir mussten sehr leise spielen. Ich erinnere mich an einen ausgezeichneten Flügel und ein sehroffenes Publikum. Wir haben auch diesmal einige Überraschungen auf Lager und freuen uns schon auf das Konzert in Weiden.

 
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