Der Fall Maaßen hat mit bedrückender Deutlichkeit gezeigt, auf welch wackeligen Beinen Angela Merkels dritte Große Koalition steht: Die kleinste Erschütterung genügt, um sie an den Rand einer veritablen Regierungskrise zu drängen.
Das liegt zum einen an den hypernervösen Sozialdemokraten, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch provokative Wortmeldungen daran erinnern wollen, wie widerwillig sie den Pakt mit der Union eingegangen sind. Das liegt zum anderen an Bundesinnenminister Horst Seehofer, der zuletzt im Streit um die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze den Bogen weit überspannte.
Diesmal blieb der CSU-Chef, der Elefant im Porzellanladen der Bundeskanzlerin, vor der Entscheidung in der Causa Maaßen zwar vorsichtiger in seiner Wortwahl. Allerdings gewährt er jetzt einem Mann in seinem Ministerium Zuflucht, den er besser entlassen hätte. Hans-Georg Maaßen hat sich mit seinen ebenso vagen wie provokanten Aussagen zu den Vorfällen in Chemnitz in die Politik der Regierung eingemischt - dafür hat er nicht auch noch eine Beförderung zum Staatssekretär verdient.
Merkel, Seehofer und Nahles ging es mit dieser Entscheidung aber auch gar nicht darum, einen sauberen Schnitt zu machen, sondern darum, ihr Gesicht zu wahren. Was jetzt allerdings wie der souveräne Kompromiss einer starken Koalition erscheinen soll, ist in Wahrheit Zeugnis ihrer Schwäche.
Denn der Wirbel um den Verfassungsschutzchef war eigentlich ein vergleichsweise laues Lüftchen. Einen echten Sturm wird die Regierung nicht mehr so einfach überstehen.
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