"Burn down this f... place!" Wortwörtlich meint es Glenn Hughes am Samstagabend nicht mit seiner Ansage ans Publikum. Vor gut 40 Jahren, in seinem früheren extrem wilden Leben, in dem er praktisch nichts ausgelassen hat, hätte er seiner Ansage vielleicht wirklich Taten folgen lassen. Heute steht da ein gefestigter Rocker mit 68 Jahren auf der Bühne, der von seiner Spritzigkeit, seiner Leidenschaft, seiner Spielfreunde auf der Gitarre und seiner erstaunlichen Stimme überhaupt nichts eingebüßt hat.
Neue Reihe etablieren
Neu etabliert werden soll die Reihe "Rock im Fels", mit der Auftaktveranstaltung ist damit schon ein guter Grundstein gelegt werden. Freunde der Rockmusik konnten entweder ein (verbilligtes) Kombi-Ticket für beide Konzerte des Abends kaufen oder jedes Konzert einzeln besuchen.
Der Abend beginnt aber erst einmal mit einer ganz anderen Musikrichtung - nämlich mit Songs von Tom Waits. Sänger Peter Hohenecker und Pianistin Silvia Salzbauer bringen den Zuhörern die Welt des kalifornischen Musikers sehr nah. Eine halbe Stunde lang geht es durch das Oeuvre von Tom Waits, immer garniert mit der passenden Gestik und Mimik, die dem großen Meister alle Ehre machen.
Nach einer kurzen Pause ist es die "Legende" selbst, die ganz unprätentiös als erstes auf die Bühne kommt, sich gleich hinter die Keyboards verzieht und das Gesicht unter dem typischen Hut versteckt: der mittlerweile fast 79-jährige (!) Manfred Mann. Gut 90 Minuten lang vermittelt der gebürtige Südafrikaner zusammen mit dem Gitarristen Mick Rogers (ebenfalls ein Gründungsmitglied), dem gut aufgelegten Sänger Robert Hart, Bassist Steve Kinch sowie Schlagzeuger John Lingwood vor ausverkauftem Haus ein wahres Rockfestival-Feeling. Manfred Mann muss nicht den ganzen Abend im Rampenlicht stehen, seinen Mitstreitern räumt er genug Platz ein, um sich in Szene zu setzen. Und doch sind es die in Erinnerung bleibenden Momente des Abends, wenn Mann seinen Platz im Hintergrund verlässt und immer wieder mit einem Solo auf seinem tragbaren Keyboard mit Zebra-Look ins Rampenlicht tritt.
Die Setlist des Abends ist geprägt von den Hits der Band, derer es ziemlich viele gibt und deren Texte auch beim Publikum präsent sind: "Father of Day, Father of Night", "For You" und "Davy's On The Road Again" sind nur einige davon. Nicht fehlen dürfen natürlich die absoluten Klassiker "Blinded By The Light" - geschrieben zwar von Bruce Springsteen, weltberühmt aber durch Manfred Mann geworden - und das Dylan-Cover "Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)". Je nach Sitzplatz der Zuschauer ist es für manche wohl ein etwas "gitarrendominierendes" Konzert, das an manchen Stellen die Stimmen, den Bass und leider auch das Keyboard ins Hintertreffen geraten lässt. Aber dennoch: Berechtigte große Begeisterung und Standing Ovations für den Auftritt.
Wer bisher schon sehr angetan vom Verlauf des Abends ist, dem bleibt für das folgende 90-Minuten-Konzert von Glenn Hughes und seiner hervorragenden Band nur noch die pure Begeisterung: Schon der Auftakt "Stormbringer" macht deutlich, wohin die Reise führen wird - nämlich zu Klassikern von "Deep Purple" aus der Zeit, in der Glenn Hughes selbst Bestandteil der Band war (1973-1976).
Hang zur Exzentrik
Hughes präsentiert sich keineswegs als abgehalfterter Star von einst, der mit dem Ruhm vergangener Jahre noch mal Kasse machen will. Freilich, er ist ein Paradiesvogel mit einem kleinem Hang zur Exzentrik und auch zur Esoterik, gepaart mit seinen Gitarren-Qualitäten und seiner Stimme (allein seine zahlreichen "Ur-Schreie" durchdringen den Fels und gehen ins Mark der Zuhörer) ist er ein Gesamtkunstwerk, das es so richtig rocken und krachen lässt. Immer wieder werden die Klänge wie bei "Mistreated" etwas psychedelisch ("Child In Time" steht bedauerlicherweise nicht auf der Setlist), grenzenloser Jubel breitet sich bei den ersten Riffs von "Smoke On The Water" aus.
Während des Konzertes dürfte Glenn Hughes sich so ziemlich für jeden Handy-Fotografen einmal in Pose geworfen haben, damit auch wirklich ein gutes Bild entsteht. Und bei "Burn", da brennt zwar nicht die Luisenburg nieder, aber da hält es niemanden mehr auf den Sitzen und der Boden beginnt zu vibrieren. Ein fulminantes Rock-Feuerwerk!
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.