Trotz aufwändiger Suchaktionen, trotz Vernehmung eines Beschuldigten. "Es war kein Tatnachweis zu führen", verkündet Oberstaatsanwalt Bernhard Voit das Ende.
Es gibt drei große ungelöste Fälle im Bereich der Kriminalpolizei Weiden: den Mord am Marktleiter des C&C-Großmarktes und seinem Stellvertreter 1972; den Mord an Nachtclubkönig Walter Klankermeier 1982 und das rätselhafte Verschwinden der zwölfjährigen Monika aus Flossenbürg am helllichten Nachmittag des 25. Mai 1976. Das Schicksal der Schülerin spielte in den vergangenen Jahrzehnten allenfalls eine Stiefmütterchen-Rolle im Trio der "Cold Cases".
Mehr über die Suche nach Monika Frischholz
Ein Paukenschlag
Das sollte sich im Frühjahr 2019 ändern. Mit spektakulärem Aufwand haben Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Weiden seither nichts unversucht gelassen, das Rätsel doch noch zu lösen. Es wurde gegraben und getaucht. Bagger rollten in ein Waldstück bei Waldkirch, sechs Kilometer vom Ort des Verschwindens entfernt. Polizeitaucher ließen sich in das bis zu elf Meter tiefe Gewässer eines ehemaligen Granitsteinbruchs hinab. In einem Schuppen neben der Kapelle in Waldkirch rissen Spezialeinheiten im Sommer den kompletten Betonboden heraus.
Es fanden sich überraschende Dinge, etwa ein rostiger VW Käfer, der allerdings mit der Tat nichts zu tun hatte. Alle Ansätze erfolgten in Waldkirch. In diesen Ort, sechs Kilometer von Flossenbürg entfernt, war die Schulklasse des Mädchens am Morgen des Verschwindens zu einem Bittgang gewandert.
Die Kinder hatten am Vormittag in der Waldkircher Kirche gebetet und waren dann nach Flossenbürg zurückgekehrt. Monika machte am Nachmittag Hausaufgaben und verabschiedete sich gegen 15 Uhr von den Eltern zu einem Spaziergang mit Freundinnen. Mit diesen Mädchen war sie nicht lange unterwegs: Dann verabschiedete sie sich auch hier und ging allein in Richtung Ortsausgang (Abzweigung Waldkirch). Dort wurde sie zuletzt gesehen. Dies ist eine Erkenntnis der neuen Ermittlungen.
In acht Pressemitteilungen wandte sich das Polizeipräsidium Oberpfalz 2018/2019 an Medien und Bevölkerung. Über 80 Hinweise gingen ein und wurden Zug um Zug abgearbeitet. Monika Frischholz - ein Name, der nach 42 Jahren kaum noch jemandem geläufig war - war plötzlich in aller Munde.
Der Auslöser für den Mega-Aufwand? Darüber spielt die Kripo bis heute nicht mit offenen Karten. Hintergrund für die Gründung einer Ermittlungsgruppe sei "ein Hinweis" Mitte 2018 gewesen. Fest steht: Es gab einen Beschuldigten, der auch vernommen wurde. Seine Wohnung wurde durchsucht. Am Ende ließ sich "ein Tatnachweis nicht führen", so Oberstaatsanwalt Bernhard Voit.
Die Ermittlungsgruppe des K1 (Mord und Totschlag) ist inzwischen aufgelöst. Leiter Armin Bock hat die Lager ohnehin gewechselt: Er ist neuer Leiter des Drogenkommissariats K4.
Bruder verstorben
In der Zeit der Ermittlungen starb der letzte Verwandte der Vermissten, ihr großer Bruder Bruno, ein vorher schon schwer kranker Mann. Ihm hatte dieser letzte Versuch, das Schicksal seiner Schwester aufzuklären, viel bedeutet.
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