Das vielfältige Engagement der Familie Vogl, die Fuchsberger Brauerfamilie in dritter Generation, im sozialen Bereich ist weithin bekannt. Seit vielen Jahren wird beispielsweise aus dem Erlös von Brauereiführungen das kleine Nazareno, ein Kinderdorf in Ecuador, finanziell unterstützt. Über die Jahre wurden hierfür weit über 68 000 Euro aufgebracht. Hinzu kommen Spendengelder für verschiedene lokale Hilfsprojekte. Im mittelständischen Unternehmen von Franz Vogl jun. wird neben Tradition auch größter Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und hohes fachliches Niveau gelegt.
Sehr erfolgreich
Wie hoch die Qualifikation im Familienbetrieb in Fuchsberg bei Teunz (Kreis Schwandorf) ist, wird unter anderem auch daran deutlich, dass mehrere Braumeister zum Teil über viele Jahre beschäftigt sind. Eine weitere Besonderheit ist schließlich, dass bis vor kurzem zwei weibliche Brauerinnen in einem überwiegend von Männern dominierten Berufsfeld arbeiten - und das noch dazu sehr erfolgreich. Christina Schöberl (26 Jahre, wohnt in Högling bei Fensterbach/Kreis Schwandorf) hat nach einer erfolgreichen Ausbildung bei der Schlossbrauerei als beste Gesellin Deutschlands abgeschnitten und sich mittlerweile zur Brau- und Getränketechnologin weitergebildet. Maria Kulzer (24 Jahre alt, wohnt in Neunburg vorm Wald) schloss die Lehre bei Familie Vogl ebenfalls als Kammersiegerin mit einem hervorragenden Ergebnis ab.
Weil ihnen das Format der Sendereihe "Mein Job - Dein Job" bekannt war und sie ihren Angestellten ein Auslandsabenteuer im bekannten Berufsfeld ermöglichen wollten, haben die Brüder Franz und Peter Vogl ihre Mitarbeiter über eine Anfrage des bayerischen Brauerbunds mit der Suche nach interessierten Brauern informiert. "Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, in meinem Beruf neue Erfahrungen zu sammeln und vielleicht ein kleines Abenteuer zu erleben, dann hätte mich das gefreut", erklärt Peter Vogl, der im Betrieb überwiegend für Aufgaben im logistischen Bereich zuständig ist. Das Bayerische Fernsehen hat über die Constantin-Entertainment zum Einreichen von Bewerbungsvideos aufgefordert. Betrieb und Bewerber sollen sich entsprechend präsentieren. Zu diesem Zeitpunkt weiß niemand, wohin die Reise gehen könnte. Bekannt ist lediglich, dass im Gegenzug zwei Arbeiter in der gleichen Branche für die Dauer des Austauschs nach Fuchsberg kommen würden. Mehrere Fuchsberger Brauer hätten Interesse an der abenteuerlichen Exkursion gehabt. "Mit zwei Frauen haben wir uns schon etwas höhere Chancen erhofft", sagt Peter Vogl.
Wertvolle Erfahrungen
Dennoch ist es weder zu erwarten noch abzusehen, dass sich die Fuchsberger nach Bestehen der Vorauswahl und aufgrund der durch ein professionelles Filmreporterteam gesammelten Eindrücke letztendlich für die Teilnahme durchsetzen können. Aber auch als feststeht, dass Christina und Maria ausgewählt sind, gibt es noch keine Angabe über das Reiseziel. "Hauptsache nicht Australien", erklärt Maria und "nur nicht China", äußert Christina ihre Bedenken. Für sie ist es die erste große Reise überhaupt und damit doppelt spannend. Beide hoffen, dass es nichts allzu Komisches zu Essen gibt und "die dort ein gutes Bier machen".
Erst unmittelbar vor der Abreise, bei einer letzten Zusammenkunft im Bräustüberl öffnen dann Franz und Peter im Beisein von Familienangehörigen und Freunden der Mädels sowie der gesamten Belegschaft einen verschlossenen Umschlag, der als Ziel Mexiko preisgibt. Braumeister und Inhaber Franz Vogl wünscht den beiden wertvolle Erfahrungen und interessante Eindrücke. Zudem hofft er, dass sie wieder wohlbehalten in die Oberpfalz zurückkommen.
Unmittelbar darauf geht es für die Oberpfälzerinnen zur Tequilaherstellung nach Südamerika. Dort angekommen werden die beiden herzlich empfangen und sind zunächst überrascht, entgegen der persönlichen Erwartungen in eine Brennerei anstatt einer Brauerei zu kommen. "Man ist nicht nur Brauer, sondern auch Bauer", bemerkt Christina treffend.
Auch körperlich sind die beiden gefordert, sich auf den weitläufigen Plantagen um die Agavenpflanzen zu kümmern. So unterschiedlich Tequila im Vergleich zu bayerischem Bier ist, weicht auch der Produktionsprozess voneinander ab. Schon die Rohstoffe sind völlig unterschiedlich. Ausgehend vom Getreide als Basis haben bei den ersten Prozessen Bierbrauen und Whiskeyherstellung noch etwas mehr gemeinsam. Bei Tequila handelt es sich eher um ein Destillationsverfahren. Die Gastgeber in Mexiko empfinden Christina und Maria als sehr herzlich, hilfsbereit und temperamentvoll.
Spannend ist letztendlich auch, wer aus Mexiko in die Schlossbrauerei Fuchsberg kommt. Beim herzlichen Empfang am Bahnhof hilft Familie Vogl den leicht frierenden Gästen Ileana und Miguel mit etwas Bierlikör zum Aufwärmen. Vom ersten Tag an werden die beiden in den Brauvorgang mit eingebunden. Beim Tank waschen und dem Befüllen von Bierfässern sind die Praktikanten erstaunt über die ungewohnten Größen und Gewichte. Auch beim Ausliefern des Bieres in eine Teunzer Gaststätte verursachen die Bierkästen zunächst kleinere Probleme.
Obwohl die Verständigung teilweise mit Händen und Füßen abläuft, versteht man sich hervorragend. Selbstverständlich gehört es beim Abschlussabend mit dazu, dass Ileana und Miguel ordentlich anzapfen und das Bayerische Grundnahrungsmittel in für südamerikanische Verhältnisse unermesslich großen Gebinden ausschenken und schließlich verkosten. Die vier Teilnehmer an diesem außergewöhnlichen Austauschprogramm, sowohl die mexikanischen Gäste als auch die beiden Oberpfälzer Damen können begeistert, mit überwältigenden Eindrücken und einer Fülle von Erfahrungen die Heimreise antreten. In der Heimat werden sie nicht nur überaus freudig erwartet sondern können eine lange Zeit von den Erinnerungen zehren.
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