Es gibt Gewalttaten, die mit Worten nur schwer zu beschreiben sind. Da hat offenbar im fünften Stock eines Jenaer Wohnhauses ein Mann seine Ex-Partnerin und deren neuen Freund umgebracht. Und sein eigenes Kind, einen Säugling, gerade mal vier Wochen alt. Anschließend begeht er Suizid. Als Beziehungstat wird so eine Tat etikettiert, als Familiendrama.
Jeden zweiten oder dritten Tag tötet ein Mann in Deutschland seine Partnerin. Es geht hier um Mord oder Totschlag. Alle anderen Begriffe sind verharmlosend. Eine Bluttat in den eigenen vier Wänden ist keine private Tragödie. Und es muss nicht gleich jemand ums Leben kommen, damit sich die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen zeigen.
Die von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey präsentierten Zahlen zeigen die Brisanz des Problems. Gewalt gegen Frauen ist Alltag in Deutschland. Die Täter kommen selten aus der Dunkelheit, sie sitzen meist in der gleichen Wohnung. Es gehört zu den großen Tabus der Gesellschaft: Was im Ehebett passiert, bleibt im Schlafzimmer. Schließlich wurde erst 1997 die Vergewaltigung in der Ehe strafbar.
Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache - und schon gar nicht eine Angelegenheit von Frauen. Die Debatte über die Ursachen muss vor allem mit Männern geführt werden.
Diese entscheiden in der Mehrheit auch über den Bau und den Betrieb von Frauenhäusern. Nur vier dieser Zufluchtsorte gibt es derzeit in der Oberpfalz. Das ist ein Skandal. Der zügige Ausbau dieser Rettungsanker für die Opfer ist ein erster, ein kleiner Schritt, der gesellschaftliche Diskurs über männliche Gewalt im familiären Umfeld ein wesentlich größerer. Und er geht uns alle an.
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