Türkische Konzerne sind weltweit erfolgreich. Die Türkei könnte in puncto Wohlstand und Demokratie zu Europa aufschließen. Stattdessen droht dem Land der ökonomische Niedergang - und der hat einen Namen.
Recep Tayyip Erdogan. Als er 2003 als Ministerpräsident die Bühne betrat, gab der heutige Präsident den Versöhner. Er war Hoffnungsträger für Konservative, Kurden, Liberale im In- und Ausland und kurbelte die Wirtschaft an. Mit Erfolg: Der wachsende Wohlstand schüttete Gräben in der Gesellschaft zu. Wie im Verhältnis zu Russland hatten auch hier europäische Politiker einen Anteil daran, dass sich das Land enttäuscht von westlichen Werten abwandte: Die klare Absage an einen EU-Beitritt bestärkte Erdogan, sich neuen Optionen zu öffnen.
Die anfängliche Demokratisierung des Landes hat sich ins Gegenteil verkehrt: Kurden werden wieder gnadenlos verfolgt - über die Grenzen der Türkei hinaus. Leise Kritik am Staatschef wird unter Terror-Generalverdacht gestellt. Politischen Gegnern drohen für demokratische Meinungsäußerungen hohe Haftstrafen. Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel soll während seiner Haft gefoltert worden sein - und kaum jemand wundert sich darüber.
Die deutlichen Verluste bei den Kommunalwahlen haben aber auch gezeigt: Das geduldige türkische Volk beginnt sich vom lange unumstrittenen Autokraten abzuwenden. Dass Erdogan jetzt die Wahl in Istanbul annullieren und wiederholen lässt, ist ein Zeichen von ohnmächtiger Schwäche. Er kann nur verlieren: Entweder durch den völligen Gesichtsverlust bei einer erneuten Niederlage oder den naheliegenden Verdacht des Wahlbetrugs bei einem Pyrrhussieg. Die Götterdämmerung hat bereits eingesetzt.
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