Es gab besondere Erwartungen: Wie würde die zur Eröffnung der neuen Spielzeit auf dem Programm stehende vollszenische Aufführung von "Tosca" im Theater am Bismarckplatz unter der Regie von Dominique Mentha ausfallen? Die Spannung lag auch darin, weil die beiden Produktionen kaum zu vergleichen sind, was nicht nur an den sehr verschiedenen Örtlichkeiten, sondern auch am Umstand liegt, dass die Besetzungen nicht in allen Rollen identisch sind.
Auf hohem Niveau
Aber bleiben wir doch gleich einmal bei den Bühnenakteuren. Denn die boten am Premierenabend durchwegs beeindruckende Leistungen. So agierten die drei Hauptprotagonisten auf einem sowohl gesanglich wie auch schauspielerisch sehr hohem Niveau.
Die Sopranistin Sinéad Campbell-Wallace gibt eine Floria Tosca mit großer Bühnenpräsenz und vermag ihre Stimme äußerst differenziert einzusetzen. Vom ausdrucksstarken und ergreifenden Pianissimo - welches sie beispielsweise in der Arie "Vissi d'arte" zu Gehör brachte -bis hin zu absolut sauber in Szene gesetzten Fortissimo-Ausbrüchen reicht hier die Palette.
Yinjia Gong als Mario Cavaradossi und Adam Kruzel in der Rolle des grausamen Polizeichefs Scarpia überzeugen durch eine fesselnde Präsenz sowie ihre Ausdrucksstärke und Intonationsreinheit. Aber auch Seymur Karimov als Mesner, Selcuk Hakan Tirasoglu als Angelotti sowie die weiteren Bühnenakteure sind treffend besetzt. Ein interessantes Detail ist, dass die für einen Knabensopran vorgesehene Besetzung des Hirtenjungen hier durch den erwachsenen Sopranisten Onur Abaci erfolgt.
Handwerklich solide
Dass die Protagonisten die nötige Aufmerksamkeit für ihren Belcanto bekommen, liegt auch an Dominique Menthas sehr gut abgestimmter Inszenierung, welche den Bühnenakteuren durch überzeugende Bewegungsabläufe Raum zum Wirken schafft. Die Regie ist handwerklich solide gemacht, wartet bewusst nicht mit weltbewegenden Überraschungen auf und verdichtet doch raffiniert die Dramatik bis zum Schluss. Das inklusive Cavaradossis Gemälde konsequent in verschiedenen Grautönen gehaltene Bühnenbild von Helmuth Stürmer und die dazu gut angepassten Kostüme von Katharina Heistinger komplettieren die sehenswerte Inszenierung.
Ganz großes Lob gebührt dem Orchester, das unter der Leitung von Generalmusikdirektor Chin-Chao Lin die Spannungsbögen mit viel Sinn für dynamische Nuancen umsetzt und dem Geschehen an den entscheidenden Stellen - wie beispielsweise nach Scarpias Ermordung - die prickelnde atmosphärische Spannung mit Tiefgang umsetzt. Auch die von Alistair Lilley und Matthias Schlier einstudierten Chöre tragen zum überzeugenden Gesamteindruck bei. So war der anhaltende und intensiver Schlussapplaus am Premierenabend im gut besuchten Theater am Bismarckplatz in jeder Hinsicht gerechtfertigt.
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