Auf der Bühne ein Pianist aus Kuba, ein Kontrabassist aus Ecuador, ein Schlagzeuger aus Baden-Würtemberg, ein Perkussionist aus Franken und als Leiter der kubanische Posaunist Denis Cuni Rodriguez. Die Trommeln schaffen das rhythmische Fundament, eine Basslinie gesellt sich dazu, der Pianist setzt mit prägnanten Akkorden und Riffs Akzente, und die Posaune entwickelt aus einem Thema immer neue Variationen und Nuancen. Die Energie und Begeisterung der jungen Musiker springen sofort auf das Publikum über.
Erinnerungen an den afro-amerikanischen Posaunisten Lou Blackburn werden wach, der mit seiner Gruppe Mombasa vor vier Jahrzehnten den Afro-Jazz nach Weiden brachte. Vergleiche mit Randy Weston, Osibisa oder Ginger Baker drängen sich auf, musikalische Begegnungen von Afrika und Jazz. Und doch stehen ausschließlich eigene Kompositionen auf dem Programm, zu denen oft kurze Anekdoten erzählt werden. Mal dient eine unerfüllte Liebesaffäre als Ausgangspunkt, mal eine Begegnung mit außergewöhnlichen Personen, wie etwa bei Christian Langpeters Komposition „Der alte Mann“.
Feine Klangnuancen
Alle Musiker verzichten völlig auf technische Tricks, lediglich der Bass wird elektrisch verstärkt. Man schwelgt im Naturklang der Instrumente, genießt die unterschiedliche Dynamik und deren Zusammenklang. Der Flügel kommt mit seinen feinen Nuancen und Obertönen zur Geltung, die Posaune lebt durch ihren unverfälschten Klang, und auch Atemgeräusche sorgen für Lebendigkeit und Authentizität. Denis Cuni Rodriguez spielt seine Posaune auf konventionelle Weise, geerdet, mit fester Bodenhaftung und mit unbändiger Spiellaune. Mal sind es Balladen, die er mit sonorem, ausdrucksvollem Ton intoniert, mal feurige Eskapaden, wie sie bei Salsa und Latino-Jazz üblich sind.
Für einige Stücke greift Felipe Andrade dann doch zum Elektrobass. Dann geht es in Richtung Rockjazz und Funk. Dynamische Stimmungswechsel prägen seine Komposition „Practice-Break“ in der er seine Gefühle am einen Sonntag mit Üben und Pausen beschreibt. Leise, schwebende Passagen von Becken und Glöckchen untermalt, wechseln mit rhythmusbetonten Passagen, das Thema intonieren Bass und Posaune unisono. Ein spannungsgeladener Dialog zwischen Posaune und Bass entwickelt sich in der Nummer „En Casa“ , wobei Schlagzeug und Tambourin einen herrlichen New Orleans-Beat intonieren.
Jakob Hofmann sorgt mit Congas, Bongos, Djembe, Tambourine, Becken und Glöckchen für den afrikanischen Akzent, die Zusammenarbeit mit Christian Langpeter am konventionellen Schlagzeug wirkt wie aus einem Guss.
Die erste Zugabe „Orsi“ widmet Rodriguez seiner Frau, die im Publikum sitzt. Während die meisten Kompositionen des Abends modal angelegt sind, erinnert diese Ballade schon fast an traditionelle Standards. In der zweiten Zugabe entwickelt sich noch einmal ein intensives Zwiegespräch zwischen den beiden Perkussionisten und ein Abend voll Energie und Feuer geht zu Ende.
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