Von Sandra Blaß Bayreuth. "Wir trotzen dem Ernst der Konzertsäle, dem grauen Musikeralltag, eingeschworenen Melomanen, aber auch Rock-, Rap- und Popfans, die vor der Klassik flüchten. Dabei behandeln wir unsere Mutter Musik mit Witz und Ironie und sind sicher, dass sie uns das nicht übelnimmt." Wer diese Gruppe schon einmal gehört hat, kann dem, was die vier Musiker der "MozArt group"über sich selbst sagen, nur zustimmen.
Filip Jaslar und Michał Sikorski (Violine), Paweł Kowaluk (Viola) und Bolek Błaszczyk (Cello) sind Freunde und wahre Könner der klassischen Musik. Sie spielen mit Hingabe Mozart, schreiben daraus ihre eigene Geschichte, kombinieren sie nach Lust und Laune mit bekannten Songs und garnieren das Ganze mit jeder Menge Kleinkunst und urkomischer Mimik. Auch die Show in der Reihe "Musica Bayreuth" in der Panzerhalle ist ein Feuerwerk an genialen Ideen und einer scheinbar nicht enden wollenden Überraschung.
Das fängt damit an, dass die Musiker mit Frack und weißer Fliege mit Wonne sämtliche Todsünden von Profimusikern zelebrieren, die ihren Auftritt so richtig "vergeigen". Da stolpert der Cellist völlig außer Atem zu spät auf die Bühne, als seine Kollegen schon Mozarts "Kleine Nachtmusik" zum Besten geben, da kommen auf einmal alle scheinbar aus dem Takt und plötzlich wird aus Mozart ein Alpenjodler oder gar "Anatevka". Und als die musikalische Reise nach England geht, wechseln die Musiker aufgrund des Linksverkehrs selbstverständlich ihre Plätze.
Diese vier Musiker sind nicht nur echte Könner auf ihren Instrumenten, sondern auch wahre Unterhaltungskünstler, wenn sie Bach, Mozart oder Haydn urplötzlich in einen Song der Beatles oder in einen Hit von Michael Jackson münden lassen. Und natürlich halten die Vier spielend auf der Titanic aus, ehe sie gemeinsam mit dem Schiff untergehen. Ein echter Höhepunkt ist der Auftritt der unvergessenen "Drei Tenöre", wobei ein Herr aus dem Publikum unversehens als Luciano Pavarotti "O sole mio" mitschmettern musste.
Nicht zu vergessen auch die herrlich komödiantischen Einlagen, wenn die Musiker vierhändig Geige spielen oder wenn Filip Jaslar im passenden Rhythmus zu "Habanera" aus der Oper Carmen einen Ping-Pong-Ball auf einem Tischtennisschläger tanzen lässt. Ohne Zweifel ist dies ein Konzert der besonderen Art, das Lust macht auf mehr.
13.06.2018 - 14:58 Uhr
Herrlich klassisch
von Autor SBS
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