08.06.2018 - 12:01 Uhr

Der Bandname verwirrt: Was bitte sind "Alpentiner", wie Alpentines übersetzt laut sozialem Netzwerk bedeuten?

n stillem Einvernehmen mit ganz großen Namen der Musikgeschichte reflektiert die Band auf „Silence Gone“ Themen des „Ich“ und des „Du“. Spiritualität hat hier ebenso einen Platz wie die Flucht in die kleinste Beziehungseinheit. Martin Steinke
n stillem Einvernehmen mit ganz großen Namen der Musikgeschichte reflektiert die Band auf „Silence Gone“ Themen des „Ich“ und des „Du“. Spiritualität hat hier ebenso einen Platz wie die Flucht in die kleinste Beziehungseinheit.

Der Name war eine Art Notlösung", gibt der 41-jährige Lehmkuhl unumwunden zu. "Mein Mitstreiter Marian und ich wollten unbedingt etwas Neues ins Leben rufen. Als die Sache publik wurde, kamen rasch die ersten Anfragen für Konzerte. Aber wie kündigt man Konzerte an, wenn kein Name in Sicht ist? Also "Alpentines". Völlig sinnfrei. Wir haben ja mit Skifahren nichts am Hut. Aber die Erklärung ist vermutlich die Folgende: Wir sind keine Alpinisten. Aber wir wollen hoch hinaus."

Auch der Titel des Debütalbums des Rheinischen Quartetts, "Silence Gone", ist nicht wirklich in sich schlüssig: "So richtig erklären kann ich das alles nicht", grummelt Lehmkuhl. "Aber das macht nichts." Um schließlich doch auf den eigentlichen Anspruch seiner Verse einzugehen, denn "falls man sich auf die aktuelle politische Situation dieses Planeten einlässt", legt er los, "dann herrscht beim Normalbürger zunächst mal eines: Angst. Und gleich darauf die Sehnsucht vieler Menschen auf einfache Antworten, um diese Angst loszuwerden. Was für mich falsch ist. Denn wer seine Angst auf andere überträgt, der gibt die Verantwortung dafür ab. Das kann es nicht sein."

Und jetzt mal langsam: Hinter dem Quartett mit dem eigentümlichen Namen verbirgt sich neben Lehmkuhl der zuvor erwähnter Marian (Menge, an der Gitarre), Philipp Gosch am Bass und Kurt Fuhrmann mit den Trommelstöcken in der Hand. Das Debütalbum "Silence Gone" beinhaltet epischen, zeitlosen Stoff, der an die frühen Alan Parsons Project, an Elbow, an die mittleren Radiohead erinnert. Die vier Bandmitglieder waren zuvor - und sind es gelegentlich bis heute - in anderen Gruppen involviert, die allerdings nie über den Indie-Bekanntheitsstatus hinaus kamen: Lichter, Tulp, Voltaire.

Lehmkuhl ist nach wie vor Frontmann der deutschsprachigen Gruppe Tulp. Bei den Alpentines singt er hingegen auf Englisch, eine bewusste Entscheidung, wie er klar macht: "Ich konnte meine deutsche Stimme irgendwann nicht mehr hören", meint Lehmkuhl. Das ging soweit, dass er mit Tulp überwiegend instrumentale Stücke schrieb. Das Englisch habe ihm dann den Spaß am Singen zurückgegeben. "Die Sprache fließt einfach besser und gibt mir mehr Freiheiten", so der aus dem Münsterland stammende Sänger. Zudem stünde bei englischen Stücken die Musik noch stärker im Vordergrund. "Und um die geht es mir letztlich", lacht er, beinahe vergnügt.

Der charismatische Frontmann Lehmkuhl nimmt sich trotz ausgeprägten Selbstbewusstseins bei den Alpentines mit seiner Stimme weitgehend zurück, damit sie sich wie in Instrument in den dichten Sound der Formation einfügt. "Diese Vorgehensweise", meint er, "habe ich übernommen von einer meiner absoluten Lieblingsbands, Talk Talk. Oder auch vom wunderbaren Pop-Vokalisten Nik Kershaw, der sein Sangesorgan im Studio gerne mal in den Hintergrund hat produzieren lassen. Sprich: Die Texte sind mir durchaus wichtig, sonst bräuchte ich sie ja nicht zu verfassen. Sie haben durch die Bank einen tieferen Sinn. Aber sie werden in den Gesamtkontext integriert, sind ein gleichberechtigter Bestandteil vom großen Ganzen."

Zum Entstehungsprozess von Alpentines äußert sich Lehmkuhl wie folgt: "in der aktuellen Besetzung agieren wir seit zwei Jahren. Wir haben uns zunächst als Kreativpartner betrachtet. Heute gehen wir regelmäßig auf ein Bier in die Kneipe nebenan. Ich würde behaupten, dass wir inzwischen echte Freunde sind", lacht er.

"Und obwohl wir immer noch in Nebenprojekten tätig sind", fügt Lehmkuhl hinzu, "besitzen die Alpentines unbedingte Priorität für uns. Wir planen Live-Konzerte. Ideen für neue Stücke sind ebenfalls vorhanden. Ich behaupte jetzt einfach mal, das ist ein gutes Zeichen für die gemeinsame Zukunft. Wäre schön, wenn wir der Menschheit noch eine Zeitlang erhalten bleiben dürften."___Weitere Informationen:www.alpentines.de





 
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