19.08.2020 - 19:25 Uhr

Interview: 100 Jahre Werner Petrenz

Vielen unserer Leser ist Werner Petrenz ein Begriff: Seine Geschichten waren fester Bestandteil unseres Wochenendmagazins. Jetzt wird der Autor 100 Jahre alt.

Unser Autor Werner Petrenz feiert am 22. August seinen 100. Geburtstag. Bild: Petrenz
Unser Autor Werner Petrenz feiert am 22. August seinen 100. Geburtstag.

Werner Petrenz gehörte über viele Jahre zum Wochenendmagazin von "Der neue Tag", "Amberger Zeitung" und "Sulzbach-Rosenberger Zeitung". Launige Anekdoten, aber auch ernstere Texte über die Kriegs- und Nachkriegszeit boten immer wieder Lesestoff fürs Wochenende. Auch in seinen Büchern "Katerideen" und "Der Nobel-Club" sowie seinen Kurzmemoiren "Ich hatte Schwein" bewies Petrenz immer wieder sein feines Sprachgefühl. Jetzt aber ist Schluss mit der Schreiberei: Mit bald 100 Jahren hat der ehemalige Radiologe nichts mehr zu beweisen. Zu seinem Geburtstag am 22. August haben wir mit ihm ein kurzes Interview geführt.

ONETZ: Was ist eine Frage, die Sie zu Ihrem 100. definitiv nicht gestellt bekommen wollen?

Werner Petrenz: ... nach gravierenden Fehlentscheidungen, die mein Leben wesentlich beeinflusst haben.

ONETZ: Und auf welche Frage zu Ihrem 100. warten Sie geradezu? Wie lautet die Antwort auf sie?

Werner Petrenz: "Wieso sind Sie so alt geworden?" Diese Frage stelle ich mir oft selbst. Nur häufiges "Schwein" in Lebenssituationen kann es allein nicht gewesen sein. Fügung?

ONETZ: Sie haben unzählige Texte und Bücher veröffentlicht. Haben Sie eine Autorin oder einen Autor, der Ihnen im Laufe der Jahre als Vorbild gedient hat?

Werner Petrenz: Je nach Art des Genres waren es Christian Morgenstern mit seinen Galgenliedern, der groteske Humor von Ringelnatz oder Robert Gernhardt mit seiner absurden Verwendung von geographischen Begriffen, Stadt- und Länder- sowie Personennamen zur Textgestaltung. Oder Erich Kästners hintergründige Satire und Hemingways Textstil in Erlebnisberichten und Erzählungen.

ONETZ: In welchem Ihrer zehn Jahrzehnte waren Sie am glücklichsten und warum?

Werner Petrenz: In meinem fünften Lebensjahrzehnt, also von 1940 bis 1950. Nach sechs mageren Jahren bekam ich 1940 meine Kassenzulassung als Radiologe in Landshut, und der wirtschaftliche Aufstieg begann. Außerdem kam ich mit meiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau zusammen und wir bekamen zunächst eine Tochter und einen Sohn.

ONETZ: Und welches Jahrzehnt hat Sie als schreibender Beobachter am meisten fasziniert?

Werner Petrenz: Die 80er Jahre. Da war ich als Radiologe in Ruhestand getreten und konnte mein Schreiben wieder aufnehmen, das ich 1955 nach erfolgreicher Mitarbeit im damaligen SWR und dem Bayerischen Rundfunk abgebrochen hatte. Daraus wurde eine freie Mitarbeit bei acht Tageszeitungen und dem "Eulenspiegel".

ONETZ: Welche Erfindung der vergangenen 100 Jahre hat Ihr Leben am meisten bereichert?

Werner Petrenz: Der Computer. Mit Abstand der Computer.

ONETZ: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Werner Petrenz: Möge mir das Schicksal noch eine Spanne lebenswerten Daseins im Kreise meiner Familie schenken.

Buchbesprechung: "Ich hatte Schwein" von Werner Petrenz

 
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