Kallmünz
05.06.2019 - 17:32 Uhr

"Was mich interessiert, ist der Mensch an sich"

Georg Tassev mischte mit einer Ausstellung im Kunstraum Wigg in Kallmünz auf

Georg Tassev präsentierte seine faszinierenden Schilderungen des Lebens in Kallmünz leider nur für einige Tage. Bild: Susanne Wolke
Georg Tassev präsentierte seine faszinierenden Schilderungen des Lebens in Kallmünz leider nur für einige Tage.

Vielleicht liegt es an den malerischen alten Häusern, die draußen adrett die Straße säumen. Oder an der allgemeinen Erwartung einer heilen Welt, die die Besucher mit sich bringen, wenn sie in das Künstlerörtchen Kallmünz strömen. Angesichts der Bilder Georg Tassevs jedenfalls zeigt sich manch ein Betrachter irritiert.

Eine Reaktion, die der Regensburger Künstler mit bulgarischen Wurzeln allerdings nicht nur in seiner jüngsten Ausstellung in der Kallmünzer Galerie Wigg verzeichnet. Wirklich verstehen kann er die Aufregung nicht. "So ist das Leben", lautet die Meinung Tassevs angesichts der Gestalten, die schattenhaft, fließend und zugegebenermaßen oftmals schauerlich und in brutalen Gesten über seine Zeichnungen huschen.

Dem Wunsch nach gefälliger Kunst kommt Georg Tassev nicht nach. Und das will er auch gar nicht. Gesellschaftliche Themen, die ihn beschäftigen, fließen ihm fast von selbst aus der Hand. Dass dabei immer wieder Macht, Korruption, Gewalt, aber auch Liebe und Tod wiederkehren, liegt in der Sache. "Schauen Sie in die Zeitung, da kommt die Gesellschaft auch nicht gut weg", kann Georg Tassev empörten Kunstliebhabern nur mit auf den Weg geben. "Oder in den Spiegel."

"Was mich grundsätzlich interessiert, ist der Mensch an sich", setzt der Künstler noch eins drauf. "Und daraus entstehen auch die gesellschaftlichen Strukturen, die wir haben." Georg Tassev steht im Kunstraum Wigg und lässt den Blick schweifen über die Körper, die die Zeichnungen seiner dortigen Ausstellung bevölkern. Nackt, manchmal skelettiert, selten schmeichelhaft aber stets virtuos aufs Blatt gebracht, profitieren die Gestalten durchaus von der klassischen Ausbildung ihres Schöpfers. Der bringt seine Eindrücke aber bevorzugt auf eine emotionale Art aufs Blatt. Das meiste hier sei in einem symbolischen, übertragenen Sinne zu verstehen, bemerkt er zu den Arbeiten, die meist ohne große Vorplanung aus einer vagen Idee entstehen.

"Geboren wird das Bild erst, wenn ich den Pinsel in der Hand habe", erklärt der Künstler seine Vorgehensweise. Nach einem längeren Prozess kommen dann gleichermaßen bewegte wie bewegende Ansichten heraus. "Das Bild funktioniert nur durch die Bildsprache. Wenn das nicht klappt, dann kann man es lassen", findet Tassev. Dass seine Arbeiten mitunter für Irritation sorgen, spricht für den Erfolg seines Anliegens.

Draußen scheint die Sonne auf die hübschen Häuser in Kallmünz. Besucher des malerischen Ortes kommen mit dem Fahrrad oder schlendern zu Fuß durch die Sträßchen. Den Willen für einen gefälligen Kunstgenuss bringen sie durchaus mit. An der Schwelle zum Kunstraum Wigg aber ist Schluss mit Schönmalerei. Auch wenn das manch einen irritiert.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.