Kohlberg
15.10.2018 - 17:20 Uhr

Vergessene Klassik neu entdeckt

Gelungener Kammermusikabend bei den Beer-Walbrunn-Tagen in der Nikolauskirche Kohlberg

Lang anhalten Beifall gibt es für das Konzert von Fulbert Slenczka (Cello) und Mirela Slenczka (Klavier) bei den Beer-Walbrunn-Tagen in Kohlberg. Bild: Reinhold Tietz
Lang anhalten Beifall gibt es für das Konzert von Fulbert Slenczka (Cello) und Mirela Slenczka (Klavier) bei den Beer-Walbrunn-Tagen in Kohlberg.

Wenn die Beer-Walbrunn-Tage stattfinden, gedenkt man in Kohlberg dem künstlerischen Sohn des Marktes und seinem musikalischen Schaffen neben seiner Tätigkeit als Musikprofessor in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an der Akademie der Tonkunst in München. Leider erging es ihm wie vielen seiner Kollegen in dieser Zeit des Umbruchs, als die Modernität der 12-Ton-Musik als neue Richtung der Kompositionsweise propagiert wurde und die letzten Neoromantiker als Komponisten "von gestern" betrachtet wurden.

Einfühlsamer Vortrag

Die Werke des Kammermusikabends am Samstag in der Nikolauskirche sind nicht "von gestern", das zeigt die Vortragsfolge ganz deutlich. Mit der "Sonate für Cello und Klavier G-Dur" op 15 (1895) von Anton Beer-Walbrunn eröffnen die Fulbert Slenczka (Cello) und Mirela Slenczka (Klavier), das hochinteressante Programm. "Nicht zu lebhaft" gleitet der erste Satz vorüber. In ihm eröffnet eine groß angelegte Melodie, die sich beide Instrumente teilen, ein stimmungsvolles Mitfühlen. In gekonntem Zusammenspiel gestalten beide Musiker die einfühlsamen musikalischen Gedankengänge.

Der zweite Satz verläuft "Marschmäßig - sehr getragen", wobei der einfühlsame Vortrag die marschmäßige, das heißt ohne jedes Ritardando verlaufende, Spielweise unterstützt. Auch das Finale weist an: "Langsam - Sehr bewegt", bevorzugt also eine getragene Spielweise, die der melodiereichen leicht tänzerischen Ausdrucksform zu Gute kommt, bis der letzte Teil des Werks mehr Schnelligkeit im Vortrag abverlangt. Das gelingt den beiden Vortragenden tadellos. Ebenfalls eine schöne und ruhige Melodie zeichnet die "Romanze für Cello und Klavier G-Dur" WoO II/10 von Max Reger aus, die genauso aufeinander abgestimmt dargeboten wird. Auch "Adagio und Allegro für Cello und Klavier As-Dur" op 70 von Robert Schumann beginnt ruhig, wechselt jedoch bald die Stimmung und beschäftigt beide Musiker mit der Darstellung rascher und stürmischer Tonfolgen.

Großräumige Melodie

Der zweite Teil des Konzertabends wird ebenfalls mit einem Stück von Beer-Walbrunn eröffnet. Seine "Ode für Cello und Klavier G-Dur" op 20 von 1899 sollte eigentlich eines der Lieblingsstücke von Cellisten sein wegen der großartigen und großräumigen Melodie, die der Oberpfälzer Tonschöpfer dem Instrument überlassen hat. Und so "Sehr getragen und feierlich", wie Fulbert Slenczka das Stück vorträgt und Marela Slenczka ihn begleitet, kann man nur bedauern, dass man es nicht öfter hört. Als letztes Stück des Abends ertönt die "Sonate für Cello und Klavier d-moll" op 40, die Dmitri Schostakowitsch 1934 geschrieben hat. Unruhig schnell erklingt das beginnende "Allegro non troppo", auch im langsameren Mittelteil kehrt keine Beruhigung ein. Umso stürmischer die Wiederkehr der Anfangsmotive. Ganz wild das folgende "Allegro" in beiden Stimmen. Eher ein Klagelied das anschließende "Largo". Leise beginnt es und bleibt den ganzen Satz über verhalten im Tongefüge. Umso rabiater folgt die Stimmung des "Allegro"-Finales. In irrsinnigem Tempo umspielt der Cellist das ebenfalls sehr rasche Spiel der Pianistin. Eine klassische Satzfolge, die aber durch ungewöhnliche Tonkombinationen durchaus modern wirkt.

Aufgrund des großen Beifalls gibt es eine Zugabe - das mit intensiven Tönen gestaltete "Wiegenlied" von Johannes Brahms. Damit schließt ein Konzert, in dem Werke gespielt werden, die es auf jeden Fall verdienen, öfters aufgeführt zu werden, noch dazu, wenn sie so vorgetragen werden, wie an diesem Abend.

 
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