Leuchtenberg
03.06.2018 - 18:31 Uhr

"Wu-, Wu-, Wunderland!"

Ein Hase, der stets keine Zeit hat, eine Katze, die ständig grinst, und eine Königin, die immer gewinnt, obwohl sie nie dabei ist - es ist eine groteske Welt, in die das Mädchen Alice eintaucht. Aber so ist eben das "Wunderland".

Die Grinsekatze (rechts) zeigt  Alice und der "jungen" Alice wie es im Wunderland zugeht - zumindest ziemlich aufgedreht und verrückt. Holger Stiegler
Die Grinsekatze (rechts) zeigt Alice und der "jungen" Alice wie es im Wunderland zugeht - zumindest ziemlich aufgedreht und verrückt.

Leuchtenberg.Was sich wohl Lewis Carroll dabei gedacht haben mag, als er in den 1890er Jahren seine Geschichten von Alice im Wunderland zu Papier gebracht hat? Fantasie, Spinnereien, Absurditäten und Nonsens dominieren das Buch, das heute weder aus den Kinderzimmern noch aus der Weltliteratur wegzudenken ist. Für die Burgfestspiele Leuchtenberg haben Tina Lorenz und Julian Struck das Werk adaptiert und daraus eine Spielfassung geschaffen, die am Samstagnachmittag unter der Regie von Julian Struck (Assistenz: Saskia Lang, Max Hegner) glanzvolle Premiere feiert.
Geschaffen haben die Verantwortlichen ein rund einstündiges mitreißendes Theaterstück mit viel Musik und mit zum Teil schillernden Kostümen(verantwortlich: Eva Schwab), die eine perfekte Symbiose mit dem Bühnenbild eingehen. Und natürlich sind da noch die außerordentlich couragiert agierenden Kinder- und Jugenddarsteller, die für jede Menge Tempo und Action auf der Bühne sorgen.

Viel Liebe für die Kostüme

"Alice im Wunderland! Wu-, Wu-, Wunderland! Verrückt sind ja alle hier, versucht es doch mal so wie wir", heißt es in den ersten gesungen Zeilen des "Wunderland-Songs". Und in der Tat: Den Verrücktheiten kann und will man sich als Zuschauer - völlig egal, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener - nicht entziehen. Und so begegnet man dem knalligfarbenen Hutmacher (Rico Strempel), der alle Anwesenden erst einmal mit in die Geschichte hineinnimmt, dann ist da der hyperaktive Hase (Linda Schwabl), dessen Gedanken sich nur um "Keine Zeit, keine Zeit! Zuspätzuspätzuspät..." kreisen. Ebenso keine alltägliche Mietze ist die Grinsekatze (Theresa Weidhas), das verdreht-fröhliche singende und tanzende "Wunderland"-Geschöpf ("Ich mag es bunt, bunt, bunt!"). Mit viel Liebe zum Kostüm-Detail stehen putzige, mitunter skurrile Gestalten auf der Bühne, die für gute Laune sorgen.
Die Hauptperson Alice gibt es gleich in "doppelter" Ausführung: Das Mädchen aus der realen Welt (Antonia Kappl), das dann mit ihrer "kleineren" Ausgabe (Viktoria Kappl) gemeinsam durch das Wunderland zieht. In ihrer gemeinsam vorgetragenen Ballade wird die gesamte Botschaft des Stückes zusammengefasst: "Einmal so wie du sein, einmal wieder klein. All die schönen Dinge sehn', und sich darüber freun'. Einmal so wie ihr sein, endlich einmal frei. Farbenfroh durchs Leben gehen, das wäre doch wunderschön." Alice ist es aber auch, die ein Grundprinzip des Wunderlandes in Frage stellt: Dass nämlich die Herzkönigin immer gewinnt, auch wenn sie bei einem Wettbewerb gar nicht dabei - sei es bei "The Voice of Wonderland" oder beim Croquet-Spiel.

Donnernder Applaus

Mit dem furiosen Auftritt der Herzkönigin (Lara Thomas), die ihre Untertanen auch gerne einmal köpfen lässt ("Schni, schna, schnapp und Kopf ab"), geht das Stück in seine grandiose Schlussphase. Nochmals wirbeln alle Akteure des Nachmittags - neben den bereits Genannten noch Josepha Reber, Antonia Lingl und Luis Meier als Herz-Spielkarten, Selina Novak als Tür zum Wunderland und Julia Greindl als Schildkröte - über die Bühne und versprühen ihre Wunderland-Euphorie über die Oberpfalz. Schauspielerisch und musikalisch sind auch in diesem Jahr die Kleineren bei den Burgfestspielen wieder ganz groß. Der donnernde Applaus ist absolut verdient.

 
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