10.08.2018 - 11:56 Uhr

Licht und Dunkelheit

Hochwasser-Alarm bei The Magpie Salute - doch Mastermind Rich Robinson und seine Mitstreiter waten auf ihrem Studiodebüt "High Water I" entschlossen durch sämtliches Unbill dieser seltsamen Tage.

The Magpie Salute vereint nicht nur prahlerischen Rock ’n’ Roll, psychedelischen Blues und Lagerfeuer würdige Geschichten, sondern auch Musiker, deren Wege sich einst trennten und die nun wieder zueinander gefunden haben. David McClister
The Magpie Salute vereint nicht nur prahlerischen Rock ’n’ Roll, psychedelischen Blues und Lagerfeuer würdige Geschichten, sondern auch Musiker, deren Wege sich einst trennten und die nun wieder zueinander gefunden haben.

Aufräumarbeiten bei Rich Robinson: Nachdem er, als einer der Mitbegründer der Black Crowes, Anfang 2015 offiziell wegen "vertraglicher und finanzieller Differenzen" die Auflösung der Band bekannt gab, "musste ich danach erstmal kräftig durchatmen", erzählt der 49-Jährige beim Gespräch im Salon eines Münchner Nobel-Hotels. "Diese Gruppe war über viele Jahre mein Leben, plötzlich stand ich vor einem Scherbenhaufen."

Mehr möchte der bärtige Hüne aus Atlanta, Georgia über diese Phase seiner Karriere nicht erzählen. Ist auch nicht notwendig, da die Gegenwart ein weitaus erfreulicheres Bild zeigt. Und dieses leuchtende Panorama trägt den Namen The Magpie Salute. "Nachdem ich eine kurze Phase als Live-Gitarrist von Bad Company eingelegt hatte", erinnert sich Robinson, "kontaktierte ich Leute meiner früheren Truppe, die ich teilweise seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Da war diese Lust, Alt und Neu zu verknüpfen."

Die Ex-"Crowes"-Gitarristen bzw. -Bassisten Marc Ford und Sven Pipien hatten ebenfalls Lust auf so ein Experiment. "Um uns erstmal live unter The Magpie Salute einzugrooven, rekrutierten wir sieben weitere Mitstreiter und absolvierten etliche Konzerte", erinnert sich Robinson. "Schon in der ersten Nacht spürte ich, dass diese Sache magisch ist. Und das, obwohl wir ausschließlich Covers spielten."

Robinson war "angefixt", wie er es selbst bezeichnet, "eigene Songs zu komponieren. Allerdings schrumpften wir die gewaltige Combo zu einem Sextett, mit Marc, Sven und mir als den drei Musketieren", lacht Rich. "Als die Besetzungs-Frage geklärt war, ging es schließlich ans Eingemachte."

Herausgekommen ist mit dem Debüt "High Water I" (Rough Trade) ein herrlich-klassisches Blues Rock-Album, das immer wieder psychedelische Exkurse verfolgt: Geradlinig, mächtig, zerbrechlich, beeindruckend. Songs irgendwo zwischen grellem Licht und tiefschwarzer Dunkelheit. "Ich wandle seit jeher auf dem Pfad purer, authentischer Rock-Musik, fest verankert in der Tradition der 60er und 70er", definiert Robinson sein Schaffen. "Free, die frühen Rolling Stones, Deep Purple - das sind meine Helden. Wenn die Medien mich mit diesen Cracks in Verbindung bringen, bin ich der glücklichste Mann der Welt!"

Schon im nächsten Jahr soll "High Water II" erscheinen. "Vermutlich geht es da mehr zur Sache als auf dem Vorgänger", verrät Robinson. "Die Melancholie muss sich darauf ein bisschen hintenanstellen."

Trotz aller aktueller Euphorie bezeichnet sich Robinson als einen "sentimentalen Menschen", wie er aufstöhnt. "Wir alle sind sterblich, man darf sich dabei nichts vormachen. Wir kommen allein auf die Welt. Und wir werden uns mutterseelenallein von diesem Planeten verabschieden. Aber was bleibt, ist ein eherner Wert namens "Freundschaft". Dem fühlen wir uns bei dieser Combo namens The Magpie Salute verpflichtet. Freundschaft schmälert Angst vor diesem eigentlichen Wahnsinn namens "Dasein". Freundschaft ist der Pakt mit unserem Schöpfer, wer immer dieser auch sein mag, den kein Dämon je zerstören kann."

Tatsächlich sieht Rich Robinson The Magpie Salute, nach all den Problemen innerhalb der Black Crowes, als "Bastion der Kumpanei", freut er sich. "Bei meiner früheren Gruppe hatten wir zu Beginn eine Menge Spaß. Und jede Menge Erfolg, wir haben Millionen von Tonträgern weltweit verkauft. Doch schleichend führte das zu mehr und mehr Stress, zu Neid, zu Boshaftigkeit. Und schließlich zu mehr und mehr Paranoia. Das ist übel, oder nicht? Jedenfalls musste ich irgendwann die Notbremse ziehen, um als Millionär, der ich war, emotional nicht völlig vor die Hunde zu gehen."

Jetzt also der - großartige - Neuanfang mit The Magpie Salute. "Ich bin vorsichtig damit, dass wir innerhalb der Gruppe wahre Freunde sind", ächzt Robinson. "Ich habe in der Vergangenheit zu viele Probleme mit sogenannten "Freunden" gehabt. Aber was ich behaupten kann: Wir sind gestandene, altmodische Rocker mit einem festen Ethos. Darauf bin ich stolz. Wenn wir heute als junge Band anfangen würden, keine Firma gäbe uns einen Plattenvertrag. Zu viel Anachronismus. Aber das macht nichts, das sehe ich als Kompliment. Für irgendwas muss es ja gut sein, dass Typen wie ich durch all die Scheiße in der Vergangenheit gewatet sind. Ich bin wieder aufgetaucht, schnappe nach Luft. Und es geht weiter. Unbeirrt." www.themagpiesalute.com

Schon in der ersten Nacht spürte ich, dass diese Sache magisch ist. Und das, obwohl wir ausschließlich Covers spielten.

Rich Robinson

 
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