Was für Sieg für Petr Pavel: Der Ex-General hat die Präsidentenwahl in Tschechien am Samstag deutlich gegen Andrej Babiš gewonnen. Der Milliardär holte aber trotz Niederlage entlang der deutsch-tschechischen Grenze viele Stimmen – ausgerechnet dort, wo Petr Pavel 1961 zur Welt kam. Tatsächlich stammt der neue Präsident aus Planá zwischen Marienbad und Tachau.
Zwar siegte Pavel im Bezirk Pilsen mit 55,71 Prozent. Doch in seinem Heimatkreis Tachov holte Andrej Babiš 56,28, in Planá selbst sogar 59,10 Prozent. Auch in der Gemeinde Milíře (ebenfalls Kreis Tachov), in der Pavel drei Jahre mit seinen Eltern gewohnt hatte, entschied sich eine Mehrheit von 55,36 Prozent gegen den früheren Soldaten. Allerdings gingen im Kreis Tachov auch nur gut 67 Prozent der Menschen zur Wahl, die niedrigste Beteiligung im ganzen Land. Vielleicht ist das der Grund, weshalb für die Lokalredaktionen im Grenzgebiet die Tatsache, dass der neue Präsident „ein Hiesiger“ ist, kaum eine Rolle spielt. Zumal „General Pavel“, wie ihn seine Anhänger nennen, heute keine familiären Bindungen mehr in die Region hat.
Das bedeutet aber nicht, dass es nicht trotzdem noch Fans geben würde. Rodika Račáková, eine glühende Unterstützerin, berichtet dem Tachauer Tagblatt von Wahlplakaten in vielen Fenstern, Schaufenstern und Häuserfassaden in Pavels Heimatorten. Viele Menschen dort erinnern sich liebevoll an ihn und Račáková selbst ist nicht nur begeistert, weil sie ihn persönlich kennt, sondern weil er klug, niemals überheblich und immer sachlich sei. Für sie ist er der beste Präsident, den man sich wünschen kann.
Im Bezirk Karlsbad, zu dem auch Waldsassens Nachbarstadt Cheb/Eger gehört, ist Petr Pavel Andrej Babiš unterlegen. Das könnte der Region einen baldigen Pavel-Besuch einbringen: In einem Interview mit dem staatlichen Nachrichtensender ČT24 kündigte er an, noch vor seiner Amtseinführung am 9. März die drei Bezirke besuchen zu wollen, in denen er nicht die Mehrheit erlangt hat. Aus seinem Wahlkampfteam im Bereich Eger war zu hören, er könnte bereits nächste Woche ins Grenzgebiet reisen. Der Regierungspräsident Petr Kulhánek lässt schon eine offizielle Einladung vorbereiten.
Bei der Frage nach den Gründen schlechtes Ergebnis in Westböhmen führt das Egerer Tagblatt an, dass der Bezirk Karlsbad die wirtschaftlich schwächste Region des Landes sei, in der das Lohnniveau am niedrigsten und der Strukturwandel weg von der Braunkohle Probleme bereite. Ohne eigene Hochschule steht der Bezirk auch nicht gerade für Innovation. Hinzu kommt, dass dem Kurort Karlsbad die Coronapandemie sowie der Exodus der russischen Bevölkerung seit Beginn des Krieges in der Ukraine schwer zugesetzt hat. Deshalb würden die Menschen eher dazu neigen, einem Populisten zu glauben, der verspricht, „die kleinen Leute“ nicht zu vergessen.
Verständlich ist das aber nicht für jeden in der Region. Viele haben nicht vergessen, dass es der damalige Premier Andrej Babiš war, der das Hilfsangebot von bayerischer Seite ablehnte, als die Krankenhäuser in der Region in der Coronapandemie kollabierten Damals sagte Babiš mehrfach, der Bezirk Karlsbad könne „immer nur jammern“. Unvergessen auch der Fauxpas, als Babiš den Bezirk (kraj) „Karlovarsky“ mit dem Bezirk „Hradec Králové“ verwechselte und man den Eindruck haben musste, er weiß gar nicht, wo Karlsbad liegt. Dass die Babiš-Wähler das alles schon vergessen haben wollen, können die Anhänger von General Pavel nicht verstehen.
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