28.07.2019 - 22:43 Uhr

Markus Söder auf dem Weg zum Klima-Kanzler

Würden alle Menschen auf der Welt konsumieren und wirtschaften wie wir Deutschen, bräuchte man dafür die Ressourcen von drei Erden. Während wir politisch immer grüner denken, hat sich an der ökologischen Misere wenig geändert.

Kommentar von Jürgen Herda
Damit mehr Menschen die Bahn nehmen statt zu fliegen, will der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder die Steuer auf die Tickets deutlich senken oder ganz streichen. Bild: Peter Kneffel/dpa
Damit mehr Menschen die Bahn nehmen statt zu fliegen, will der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder die Steuer auf die Tickets deutlich senken oder ganz streichen.

Die Menschheit hat ihr Budget an natürlichen Ressourcen für dieses Jahr rechnerisch am heutigen Montag aufgebraucht. Laut internationaler Denkfabrik Global Footprint Network lag der Erdüberlastungstag, der Tag, ab dem die Menschen aus ökologischer Sicht über ihre Verhältnisse leben, vor 20 Jahren noch im September.

Gefühltes Umweltbewusstsein und gemessener Schaden passen nicht zueinander. Wir sparen an Plastiktüten, aber klotzen Kaffeekapseln zurück in die Umwelt. Wir predigen Radtouren und machen SUV-Spritztouren. Wir preisen die Region und fliegen nach Mallorca.

Fliegen genießt doppelten Steuervorteil

Gut, dass Markus Söder mit seinem Vorstoß, die Mehrwertsteuer für Bahntickets abzuschaffen, einen Zahn zulegt: Die Preise der Bahn sind nicht konkurrenzfähig, Fliegen genießt einen doppelten Steuervorteil: Befreiung von Kerosin- und bei internationalen Flugreisen auch von der Mehrwertsteuer.

Ob Söder als oberster Klima-Retter vor allem die Grünen ausbremsen und höhere Ziele im Auge hat? Geschenkt. 30 Millionen neue Bäume pflanzen, energetische Sanierung der Staatsverwaltung, Ausbau der Fotovoltaik, Umstellung von Öl-Heizungen auf erneuerbare Energie - dazu die Klima-Architektur forcieren und eine ökologische Stadtkultur fördern. Wenn am Ende die Ergebnisse stimmen, darf sich Söder gerne zum ersten grünen Kanzler Deutschlands wählen lassen.

 
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